Stab
Darsteller: Maxim Mehmet, Sophie Dal, Theresa Underberg, Holger Stockhaus, Yunus Cumartpay, Felix VörtlerSchnitt: Sebastian Bonde
Musik: Thomas Mehlhorn
Kamera: Sebastian Bäumler
Drehbuch: Mariann Kaiser und Nadine Schweigardt
Regie: Marc Rensing
Der Fund einer Bronzescheibe, scheinbar zufällig in der weiten, vom Wind zerrissenen Landschaft Ostfrieslands entdeckt, setzt die Handlung in Gang. Schon bald ist der archäologische Schatz Stein des Anstoßes, und ein Mensch ist tot: Fritz Groote, Torfabbau-Unternehmer und nicht eben Freund der Umweltbewegung, wird erschlagen aufgefunden. Doch das Drehbuch von Mariann Kaiser und Nadine Schweigardt lässt es bei diesem Tatbestand nicht bewenden. Die Dramaturgie verwebt geschickt Themen wie ökologische Verantwortung, kulturelles Erbe und menschliche Gier zu einem fein gesponnenen Netz, das sich mehr und mehr über die Figuren legt – und sie schließlich mit ihren eigenen Schatten konfrontiert.
Dass dieser Stoff filmisch so eindrucksvoll gelingt, ist auch der Kameraarbeit von Sebastian Bäumler zu verdanken. Er fängt das norddeutsche Licht in all seinen Zwischentönen ein, und diese visuelle Poesie bildet den perfekten Kontrast zu einer Geschichte, die immer wieder in den Morast menschlicher Motive hinabführt. Der Schnitt von Sebastian Bonde sorgt für Rhythmus und Spannung, ohne je in Hektik zu verfallen – hier darf die Geschichte atmen, sich entfalten, manchmal sogar innehalten.
Auch musikalisch ist «Tief im Dreck» ein Erlebnis. Thomas Mehlhorns Kompositionen geben dem Film einen eigenwilligen Puls: Zwischen archaischen Klangflächen, die an archäologische Geheimnisse erinnern, und modernen Akzenten entfaltet sich ein Soundteppich, der die Spannung subtil unterfüttert, nie aufdringlich, aber stets präsent.
Im Zentrum stehen jedoch die Darstellerinnen und Darsteller, die das vertraute «Friesland»-Ensemble mit feiner psychologischer Präzision erweitern. Maxim Mehmet als Henk Cassens zeigt erneut, wie viel Warmherzigkeit und stille Beharrlichkeit in dieser Figur liegen. Sophie Dal als Süher Özlügül bringt Intelligenz und Empathie in jede Szene ein – ihr Zusammenspiel mit Mehmet ist das leise Herz dieses Films. Theresa Underberg überzeugt als Apothekerin Insa Scherzinger, die mit forensischer Akribie und moralischem Kompass dem Dunkel entgegenarbeitet. Besonders hervorzuheben ist Julia Bremermann als Edda Groote: Ihre Darstellung einer Frau, die zwischen Trauer, Schuld und Befreiung schwankt, ist von einer seltenen Intensität.

Dass all dies nie belehrend wirkt, sondern in elegante Unterhaltung mündet, ist die eigentliche Kunstleistung. «Friesland – Tief im Dreck» zeigt, dass dieses Format noch längst nicht in der Routine erstarrt ist. Es kann hingegen weiterhin ästhetisch ambitioniert, gesellschaftlich relevant und zugleich zutiefst menschlich sein. So entstand ein Krimi, der die Balance zwischen Lokalkolorit und Welthaltigkeit findet – und das in einer Klarheit, die selten geworden ist. Tief im Dreck, ja, aber hoch hinaus in der Qualität.
Der Film «Friesland – Tief im Dreck» wird am Samstag, den 11. Oktober um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
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