Interview

‚Es ist von allem etwas dabei: Nähe, Distanz und die Sehnsucht nach einem neuen Kapitel‘

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Seit der ersten Staffel ist Nadja Bobyleva ein fester Bestandteil der ARD-Reihe «Käthe und ich». Nun kehrt sie als Erina zurück – mit einer Geschichte, die alte Wunden aufreißt und neue Hoffnung schenkt.

Frau Bobyleva, Sie sind seit Beginn Teil der Reihe «Käthe und ich». Was bedeutet Ihnen diese langjährige Verbindung – und wie hat sich Ihre Figur im Laufe der Filme entwickelt?
Seit der ersten Staffel ist mir die Reihe sehr ans Herz gewachsen. Man spürt am Set, dass da über die Jahre ein echtes Miteinander entstanden ist – fast ein bisschen wie Familie. Für mich war es eine große Freude, Erina wieder spielen zu dürfen und ihre Geschichte weiterzuführen. Sie ist mit mir gereift, hat schwierige Erfahrungen durchlebt und dabei Stärke und Selbsterkenntnis gewonnen. Diese Entwicklung weiterzuerzählen, empfinde ich als großes Geschenk.

Ihre Rückkehr als Erina bringt frischen Wind in die Reihe. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet, nach einer Pause wieder in diese Figur einzutauchen?
Es war erstaunlich leicht in den emotionalen Kern der Figur wieder einzutauchen. Zwar verlassen einen die Figuren nach jedem Dreh recht schnell, doch sie sind wie ein Mantel, den man anzieht und der immer wieder passt. Mein Körper, meine Zellen kennen diese Figur, diesmal durfte ich sogar eigene emotionale Erfahrungen hinzufügen, was die Wiederbegegnung mit ihr erleichtert hat.

«Käthe und ich» lebt nicht nur von den Figuren, sondern auch von der besonderen Rolle des Therapiehundes. Wie war es für Sie, mit Käthe am Set zu arbeiten?
Unsere „Käthe“ ist ein wunderbarer Hund. Sie hört zuverlässig auf alle Kommandos und ist sehr liebevoll. Von Anfang an hat sie eine starke Verbindung zu Christoph aufgebaut – das macht die Arbeit am Set besonders und zugleich sehr leicht.

Ihre Figur trägt dazu bei, dass Paul Winter einen neuen Blick auf menschliche Würde und Hilfsbereitschaft gewinnt. Was hat Sie persönlich an dieser Rolle besonders gereizt?
Anfangs war der Reiz, im Film tanzen zu dürfen, da Tanz in meinem Leben eine große Rolle spielt. Mit der Zeit ist mir die Figur natürlich ans Herz gewachsen. Ich fühle und leide mit ihr. Mit jeder Figur erzählt man auch ein Stück über sich selbst und das Leben. Die Folge "Verhängnisvolle Liebe" hat mich besonders gereizt, da ich mich in letzter Zeit intensiv mit dem Thema Narzissmus und emotionalem Missbrauch beschäftigt habe. Dieser passiert erstaunlich oft um uns herum und bleibt unerkannt. Durch die Figur konnte ich also dazu beitragen, auf dieses Thema aufmerksam zu machen.

In „Verhängnisvolle Liebe“ kreuzen sich Erinas Wege erneut mit Pauls. Welche Dynamik sehen Sie zwischen den beiden Figuren – steckt da eher Nähe, Distanz oder ein neues Kapitel?
Es ist von allem etwas dabei: Nähe, Distanz und die Sehnsucht nach einem neuen Kapitel. Erina und Paul teilen eine tiefe Vergangenheit voller Liebe, Schmerz und Verlust. Genau das verbindet – und trennt sie zugleich. Aber es bleibt die Hoffnung, dass sie den Mut finden, ihre Schutzmauern einzureißen und einander noch einmal neu zu begegnen.

Sie haben schon in sehr unterschiedlichen Formaten gespielt – von Kino über Serien bis hin zu TV-Filmen. Was unterscheidet «Käthe und ich» in der Arbeit für Sie von anderen Produktionen?
Besonders macht für mich die Zusammenarbeit mit Christoph Schechinger, dass wir uns im Spiel ganz selbstverständlich vertrauen können. Es fühlt sich leicht und authentisch an – und genau das macht die Arbeit so wertvoll. Hinzu kommt die Hingabe von Brigitte Müller, die den Figuren mit großer Sensibilität Leben einhaucht.

Erina kehrt nicht zufällig an den Müritzsee zurück – ihre Beweggründe sind eng mit Paul verbunden. Was hat Sie an dieser Konstellation und am neuen Konflikt besonders interessiert?
Ich finde es sehr stark und mutig, jemanden um Verzeihung bitten zu können – und dabei Zurückweisung und Schmerz zu riskieren. Das verleiht Erina eine enorme Kraft und macht sie zugleich verletzlich. Diese Ambivalenz war für mich besonders spannend.

Regisseur Oliver Liliensiek legt großen Wert auf Feingefühl und emotionale Wahrhaftigkeit. Wie haben Sie seine Arbeitsweise am Set erlebt?
Oliver ist in der Tat ein sehr feinfühliger Regisseur – unkompliziert und wach. Er packt mit an und ist Teil des Ganzen, nicht jemand, der nur von außen dirigiert. Er führt von innen heraus. Seine Kommunikation mit den Schauspielenden ist sanft, zugleich bleibt er in seinen Vorstellungen klar. Er beobachtet genau, weiß dadurch, wie er wen führen muss, und schafft eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre.

«Käthe und ich» verbindet Dramatik mit sehr menschlichen, warmen Momenten. Gibt es eine Szene, die für Sie am meisten herausstach und Ihnen vielleicht auch nach dem Dreh noch nachging?
Die Szene, in der Paul und Erina sich am Baum aussprechen und Erina ihr Verhalten in der Vergangenheit erklärt, ging mir sehr nahe. Wie schon erwähnt, verbinde ich das Erlebte der Figuren immer in irgendeiner Weise mit meinen persönlichen Erfahrungen – ganz nach der Stanislawski-Schule. In dieser Szene hatten Erinas Worte eine sehr persönliche Resonanz für mich, und der Schmerz des Erlebten hallte lange nach. Daher kann Spielen oftmals auch für einen selbst reinigend sein.

„Verhängnisvolle Liebe“ markiert Ihr Comeback in der Reihe. Können Sie schon ein wenig verraten, was die Zuschauer von Erinas Rückkehr erwarten dürfen?
Tatsächlich wissen wir selbst immer erst, wie es weitergeht, wenn die Autorin die fertigen Bücher überreicht. Daher ist es auch für uns ein Geheimnis. Aber Erina kommt nicht umsonst zurück. Ihre Rückkehr wühlt viele Emotionen auf – für sie selbst, für Paul und für die Zuschauenden. Ich glaube, wir dürfen uns alle auf spannende Entwicklungen freuen und hoffen, dass Paul sein Liebesglück endlich leben kann.

Danke für das Gespräch!

«Käthe und ich» ist am Freitag, den 19. und 26. September, im Ersten zu sehen. Beide Filme sind seit 17. September 2025 in der ARD Mediathek abrufbar.

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