Der Mut ungewöhnliche Weg zu gehen, die manchmal auch gefährlich sind, die Sicherheit in der eigenen Beurteilung aus dem Wissen der Erfahrung, ohne selbstgefällig zu werden – das hat mir gefallen.
Sie sagten, Ihnen sei Nabrow schnell vertraut gewesen – worin liegen für Sie seine größten Stärken und Schwächen?
Der Kommissar Nabrow ist ein Einzelgänger, geht nicht auf Sicherheit, tut das, was er für richtig hält, um das Ziel zu erreichen, manchmal auch nicht ausschließlich im Rahmen der gesetzten Möglichkeiten. Diese Eigenschaft ist Stärke und Schwäche zugleich, weil man dadurch auch angreifbar wird.
Ihr Charakter wird mit einer Diagnose konfrontiert, die sein Leben grundlegend verändert: vaskuläre Demenz. Wie haben Sie sich auf diesen sensiblen Aspekt vorbereitet?
Die Beobachtung von Menschen, die ich kenne und die diese Diagnose haben, sowie das bewusste Versenken in einen Zustand, in welchem man die Welt nicht mehr versteht, aber verzweifelt versucht die Kontrolle zurückzugewinnen, haben mir dabei geholfen.
Der Film zeigt, wie schwierig es ist, mit Kontrollverlust umzugehen – ein großes Thema für Nabrow. Wie sind Sie persönlich mit solchen Momenten im Leben umgegangen?
Diese Phasen, in welchem man nicht mehr Herr der Lage ist, habe ich mit Durchhalten ausgestanden – versucht ein Ufer zu erreichen, an dem ich weitermachen kann.
Philip Nabrow muss in «Tödliche Schatten» eng mit seiner Tochter zusammenarbeiten, die ebenfalls Polizistin ist. Wie hat sich die Vater-Tochter-Dynamik zwischen Ihnen und Hannah Ehrlichmann am Set entwickelt?
Es war sehr intensiv und eng mit Hannah. Sie ist mutig, gibt sich ganz her für die Rolle und ist voller Hingabe, um dieses altmodische Wort zu verwenden. Das hat mir sehr imponiert und mir auch die Arbeit ganz leicht gemacht. Es ist sofort ein großes, sehr emotionales Vertrauen zwischen uns entstanden – was für ein Glück.
Im Film geht es nicht nur um einen Mordfall, sondern auch um Vertrauen, Loyalität und das Schweigen innerhalb von Strukturen – was sagt der Film Ihrer Meinung nach über unser System und unsere Institutionen aus?
Wir sind alle nicht perfekt und manchmal ist der Schutz von Kolleginnen und Kollegen, die vielleicht ein Fehler gemacht haben, wichtiger als die „totale Wahrheit“. Unser System hat zum Glück Kontrollmechanismen, die natürlich auch nicht perfekt sind. Demokratie setzt auf guten Willen und nicht auf Rechthaberei um jeden Preis – das machen nur Faschisten und Diktatoren.
Die Geschichte wird zunehmend persönlich – Nabrow wird nicht nur Ermittler, sondern auch Ziel. Wie verändert das seinen moralischen Kompass und sein Handeln?
Der Ermittler Nabrow sieht sich als Teil in einem komplizierten Geflecht und handelt entsprechend der kleinsten Veränderungen. Ein Ziel zu werden ist sehr unangenehm, aber auch da bleibt er seiner Vorgehensweise treu.
Die Kulisse ist Berlin, die Themen sind düster – wie war die Atmosphäre während der Dreharbeiten? Haben Sie sich als Schauspieler manchmal emotional abgrenzen müssen?
Der Regisseur Alexander Dierbach mit dem ganzen Team und alle Kolleginnen und Kollegen haben eine intensive und dennoch entspannte Atmosphäre zustande gebracht. Wir waren die ganz Zeit „in Sicherheit“, wir konnten rückhaltlos arbeiten. Solche Dreharbeiten sind sehr bereichernd und befriedigend.
Was war für Sie die größte Herausforderung in diesem Drehbuch von Christoph Busche? Gab es eine Szene, die Sie besonders gefordert hat?
Das Buch kannte ich schon zwei Jahre, bevor die Dreharbeiten losgingen. Die Ermittlerfigur ist also in aller Ruhe „gewachsen“, wenn ich so sagen darf. Der Respekt vor den Herausforderungen verschwand mit dem ersten Drehtag, weil wir instinktiv wussten: Wir kriegen das hin, egal wie kompliziert die Szene ist. So wars dann auch.
Sie haben im Lauf Ihrer Karriere viele unterschiedliche Rollen gespielt – was hat die Arbeit an «Tödliche Schatten» für Sie persönlich ausgezeichnet?
Diese Rolle ist so ganz anders als alles, was ich bisher im TV spielen durfte. Ich hatte großen Respekt vor der Arbeit und umso glücklicher bin ich, dass es gut gelungen ist, wie ich finde. Der Film wurde sogar auf dem Filmfest in München gezeigt. Das ist eine schöne Wertschätzung.
Wenn Sie auf Ihre Figur schauen: Wünschen Sie Nabrow ein „Happy End“ – oder braucht es auch tragische Helden, um Geschichten wie diese zu erzählen?
In der Geschichte dieses Ermittlers kann es kein Happy End geben, das würde die ganze Figur verraten – er ist nicht happy, sondern getrieben Fälle und Schwierigkeiten zu lösen, egal, was mit ihm passiert.
Der Film endet nicht nur mit der Aufklärung eines Verbrechens, sondern auch mit einer persönlichen Erkenntnis – was hoffen Sie, dass das Publikum aus «Tödliche Schatten» mitnimmt?
Da fällt ein Zitat von Kästner ein: "Es gibt gute Menschen und es gibt böse Menschen und die Guten sind mitunter böse und die Bösen manchmal gut.“ Es ist wichtig wach zu bleiben, genau hinzusehen, die eigene Wichtigkeit immer mal wieder in Frage zu stellen und zu wissen, wer wirklich deine Freunde sind.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
«Tödliche Schatten» ist am Samstag, den 13. September 2025, im Ersten zu sehen.
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