
Ein Blick ins Erste reicht, um das Problem klar zu erkennen. Am 7. Juli 2025 lief «When fucking Spring is in the Air» um 00:01 Uhr. Eingeschaltet haben gerade einmal 180.000 Menschen ab drei Jahren, was einem Marktanteil von 3,7 Prozent entsprach. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es nur 40.000 Zuschauer, 3,3 Prozent Marktanteil. Ganz ähnlich verhielt es sich mit «Am Ende der Worte» (00:05 Uhr, 210.000 Zuschauer gesamt, 2,9 % bei den Jungen) oder «Niemand ist bei den Kälbern» (00:11 Uhr, 330.000 Zuschauer gesamt, 5,7 % bei den Jungen). Werke wie «Windstill» (23:42 Uhr), «Bulldog» (23:37 Uhr), «Trübe Wolken» (00:12 Uhr) oder «Dead Girls Dancing» (00:11 Uhr) wurden ebenso tief im Spätabend versendet – allesamt mit Reichweiten im Bereich von 250.000 bis 360.000 Zuschauern.

Umso widersprüchlicher wirkt es, wenn gleichzeitig Kulturstaatsminister Wolfram Weimer jüngst eine Erhöhung der Filmförderung ins Spiel brachte. Noch mehr Geld, obwohl die bereits geförderten Filme in der Regel nicht einmal eine faire Chance im linearen Programm erhalten? Der Ruf nach höheren Budgets erweckt den Eindruck, dass Probleme einfach mit weiteren Millionen übergossen werden sollen – anstatt die vorhandenen Mittel effizienter und vor allem sichtbarer einzusetzen.

Die Lösung läge eigentlich auf der Hand: Statt die Filmförderung weiter aufzublähen, sollte man die geförderten Produktionen selbstbewusst ins Zentrum rücken. Ein fester Sendeplatz für Kinopremieren zur besten Sendezeit – etwa einmal im Monat – wäre ein klares Signal. Selbst wenn die Quoten hinter den Krimi-Erfolgen zurückbleiben, würden die Filme endlich jene Aufmerksamkeit erhalten, die ihnen gebührt. Schließlich geht es bei öffentlich-rechtlichen Sendern nicht allein um Reichweiten, sondern um kulturelle Vielfalt und den Auftrag, die deutsche Filmkunst sichtbar zu machen.
Solange allerdings Werke wie «Dead Girls Dancing» oder «Trübe Wolken» erst nach Mitternacht laufen, bleibt die Kritik bestehen: ARD und ZDF fördern zwar Filme mit Millionenbeträgen, verstecken sie dann aber vor dem eigenen Publikum. Gleichzeitig wird weiter nach höheren Budgets gerufen. Damit läuft die Branche Gefahr, sich in immer mehr Inhalten zu ertränken – während die Sichtbarkeit der geförderten Filme gegen null geht. Das ist nicht nur ineffizient, sondern auch kulturpolitisch kurzsichtig.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel