Ein alter Bekannter zeigt sich von einer anderen Seite
Zugegeben: Die 70er waren nicht gerade zurückhaltend, wenn es um Materialwahl und Musterfreude ging. Cord spielte dabei eine prominente Rolle, sowohl auf Hosenbeinen als auch in Wohnlandschaften, die gern überdimensioniert ausfielen. Das ist lange her. Zwischenzeitlich wurde es ruhig um das markante Rippengewebe. Zu plüschig, zu altmodisch, zu schwer wirkte es in Zeiten, die Minimalismus zum Maß aller Dinge erhoben.
Doch das Blatt hat sich gewendet. Cord kehrt als eine Weiterentwicklung zurück. Klare Linien, monochrome Farbwelten, hochwertige Webstrukturen. In Kombination mit modernem Möbeldesign fügt er sich überraschend elegant in den Raum. Und genau das macht seine neue Stärke aus.
Warum Cord heute anders wirkt und was ihn auszeichnet
Wer Cord betrachtet, sieht zunächst Linien. Die typischen Längsrippen machen den Stoff unverkennbar. Doch es ist nicht allein das Muster, das ihn definiert. Vielmehr bringt er eine Tiefe mit, die Konturen im Raum schafft. Je nach Lichteinfall verändert sich der Eindruck, mal samtig, mal matt, dann wieder fast glänzend. Diese Vielschichtigkeit verleiht Cord eine gewisse Lebendigkeit, die sich ins Raumkonzept fügt.
Die Struktur entsteht durch ein besonderes Webverfahren: Schussfäden werden so eingezogen, dass sich kleine Schlingen bilden, die aufgeschnitten und aufgebürstet werden. So entsteht die charakteristische Rippenoberfläche. Meist besteht das Gewebe aus Baumwolle oder einem Mischgewebe mit Polyester. Das Ergebnis ist ein Material, das weich, griffig und gleichzeitig widerstandsfähig ist. Eine nachhaltige Kombination, die im Alltag überzeugt.
Textur schafft Atmosphäre
Glatt ist in der Einrichtungswelt passé. Was in den letzten Jahren als edel galt, wirkt zunehmend steril. Poliertes Leder, minimalistisches Leinen oder beschichtete Oberflächen haben ihren Platz, keine Frage. Doch Cord bringt etwas zurück, das lange gefehlt hat: Haptik. Räume, in denen Textilien nicht nur als Dekoration fungieren.
Cord wirkt nie kühl. Der Stoff reflektiert das Licht auf eine Art, die weich macht. Sofas oder Sessel aus diesem Stoff verändern die Anmutung eines Raumes, ohne dessen Stil zu überlagern. Besonders in offenen Grundrissen erzeugt Cord eine Art visuelle Zonierung, die sich integriert. Ohne dominant ins Auge zu fallen, schafft er Grenzen. Und diese sind fließend, geprägt durch Material und Wirkung.
Warum Cord bei Möbeln immer mehr überzeugt
Ein Stoff ist dann wirklich relevant, wenn er sich in der Praxis bewährt. Bei Cord ist das längst der Fall. Sessel, Poufs, Hocker – die Liste möglicher Einsatzorte ist lang. Am eindrucksvollsten jedoch entfaltet sich der Effekt bei Sofas. Die Struktur des Stoffes bringt Tiefe ins Design, macht einfache Formen spannender und verleiht großen Flächen Substanz.
Ein gut verarbeitetes Cord Sofa steht heute für einen besonderen, zeitgemäßen Wohngeschmack. Es zeigt, dass Komfort und Gestaltung kein Widerspruch sein müssen. Besonders im Zusammenspiel mit Holz, Messing oder rohen Betonwänden zeigt sich, wie wandelbar Cord sein kann. Farbtöne wie Terrakotta, Nebelgrau oder Petrol unterstreichen zudem den modernen Look, nicht aufdringlich, aber selbstbewusst.
Leicht zu pflegen, auch das spricht für Cord
Was gut aussieht, muss nicht empfindlich sein. Cord beweist das eindrucksvoll. Der dichte Stoff lässt sich problemlos absaugen, selbst mit einer herkömmlichen Polsterdüse. Flecken lassen sich mit einem feuchten Baumwolltuch und ein wenig Feinwaschmittel entfernen. Dabei sollte immer tupfend gearbeitet werden, um die Struktur nicht zu beschädigen. Nach der Reinigung genügt eine weiche Bürste, um den Flor wieder aufzurichten.
Längere Nutzung, tägliches Sitzen, Haustiere oder Kinder – all das ist für Cord keine Herausforderung. Natürlich kann direkte Sonneneinstrahlung langfristig zu Farbveränderungen führen. Doch wer den Stoff nicht gerade direkt ans Fenster platziert, hat lange Freude daran. Und selbst dann: Die leicht changierende Oberfläche kaschiert kleine Spuren des Lebens, meist besser als glatte Materialien.
Cord oder doch Samt, Leinen, Bouclé?
Die aktuellen Wohntrends und Textilfavoriten sind vielfältig. Neben Cord finden sich auch Samt, Leinen und Bouclé wieder häufiger in Katalogen und Showrooms. Doch während Samt opulent wirkt, Leinen eher spröde bleibt und Bouclé bewusst rau daherkommt, bewegt sich Cord dazwischen. Er wirkt wohnlich, aber nicht verspielt, strukturiert, aber nicht grob.
Seine besondere Stärke liegt in dieser Balance. Cord kann ein dominantes Möbelstück tragen, ohne dass der Raum überladen wirkt. Gleichzeitig passt er sich zurückhaltend an, wenn der Blick auf andere Elemente gelenkt werden soll. Diese Wandelbarkeit macht ihn interessant für Menschen mit Gespür für Zwischentöne im Design.
Designtrends mit Cord – von der Altbauwohnung bis zum Tiny House
Cord kennt keine Raumgröße. In weitläufigen Lofts wirkt ein breites Sofa aus Rippstoff wie ein Ruhepol. In Altbauwohnungen mit hohen Decken und Stuck setzt ein zierlicher Cocktailsessel aus Cord einen eleganten Akzent. Und selbst in Tiny Houses, die in Deutschland als Wohnkonzept immer beliebter werden, kann ein schmaler Pouf aus Cord Stauraum und Sitzplatz in einem sein.
Designlabels nutzen Cord zunehmend auch in modularen Konzepten. Einzelne Elemente lassen sich kombinieren, trennen oder umstellen. Und der Stoff bleibt stets stilvoll. Besonders spannend ist die Kombination mit ungewöhnlichen Materialien: Cord neben Rattan, Cord auf pulverbeschichtetem Stahl, Cord als Gegenpol zum industriellen Interieur. Die Möglichkeiten sind vielfältig und wachsen mit jeder neuen Kollektion.
Ein Stoff, der Geschichten erzählt, und dabei modern bleibt
Cord ist nicht aufdringlich, aber präsent. Er erinnert an früher, ohne festzuhalten. Er wirkt vertraut, ohne alt zu sein. In einer Zeit, in der Oberflächen wieder Bedeutung bekommen, hat Cord seine Bühne gefunden. Und er nutzt sie für gestalterische Tiefe.
Wer Räume mit Gefühl einrichten will, landet früher oder später bei Stoffen wie diesem. Cord lädt ein, berührt, bleibt im Gedächtnis und schenkt ein angenehmes Wohngefühl.
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