Lisa ist keine Heldin im klassischen Sinn – und genau das mag ich an ihr. Sie ist unkonventionell, hat klare Kanten und eine kompromisslose Haltung. Das macht sie wahnsinnig interessant zu spielen und jedes Mal aufs Neue zu schauen, wann sie an eine ihrer Grenzen kommt, beziehungsweise die überschreitet.
In «Der Tote in der Schlucht» geht es um einen alten Überfall, neue Spuren – und plötzlich auch um interne Ermittlungen. Wie verändert das den Blick Ihrer Figur auf ihren Job?
Lisa ist jemand, der sehr stark über Intuition arbeitet. Sie hat nicht viele Menschen, die sie nah ran lässt. In diesem Fall muss sie sich damit auseinandersetzen jemanden zu hinterfragen dem sie eigentlich vertraut. Das rüttelt an ihr – aber es bringt auch Entwicklung.
Lisa Kuen wirkt oft ruhig und überlegt, gleichzeitig aber auch kämpferisch. Wie finden Sie die Balance zwischen Emotion und Professionalität?
Das ist genau das Spannungsfeld, das ich an Lisa so liebe. Sie zeigt ihre Emotionen nicht offen, aber sie hat unglaublich viel Feuer in sich. Sie kämpft leidenschaftlich – für die Wahrheit, für Gerechtigkeit, für Frauen.
Der neue Fall führt Sie buchstäblich in eine Schlucht – metaphorisch und ganz konkret. Wie war das Drehen an diesen besonderen Schauplätzen in Tirol?
Intensiv und oft eine große Herausforderung nicht nur für uns Schauspieler, sondern vor allem für die Crew. Ohne das großartige Team, das Equipment, Verpflegung und alles Nötige durch Teils unwegsames Gelände geschleppt hat, wäre so ein Dreh gar nicht möglich gewesen. Wir haben u.a. in der Wolfsschlucht gedreht – ein wirklich eindrucksvoller Ort, wild, unberechenbar, wunderschön.
Regisseurin Mirjam Unger und Kamerafrau/Drehbuchautorin Eva Testor geben dem Krimi eine ganz eigene Handschrift. Was unterscheidet diese Zusammenarbeit von anderen Produktionen?
Gar nichts. Es sind in diesem Fall einfach mehr Frauen im Team.
Lisa Kuen und ihr Kollege Alexander Yüsüf-Demir arbeiten seit einigen Filmen zusammen. Wie hat sich diese berufliche Beziehung entwickelt – auf dem Papier wie am Set?
Lisa und Alexander sind sehr unterschiedlich – sie impulsiv, er strukturiert. Lisa ist keine, die leicht Vertrauen fasst – ihre Vergangenheit steht ihr oft im Weg. Doch mit Alex entsteht langsam, aber stetig eine besondere Verbindung. Es ist eine ungewöhnliche Freundschaft, geprägt von Respekt und Reibung. Privat sind wir mittlerweile auch gut befreundet und haben viel Spaß zusammen am Set.
Es geht im Film auch um Loyalität, Verrat und um den Blick in die Vergangenheit. Wie viel Vergangenheit verträgt Ihre Figur – und wie sehr beschäftigt sie das persönlich?
Lisas Vergangenheit sitzt tief – auch wenn sie es selten zeigt. Manche Themen triggern sie sofort, und genau das macht sie so spannend zu spielen. Mich fasziniert, warum Menschen sich in bestimmten Momenten so und nicht anders verhalten. Wahrscheinlich ist das auch ein Grund, warum ich Schauspielerin geworden bin.“
Tirol ist nicht nur Kulisse, sondern auch Charakter in diesem Film. Was macht den Reiz des Landkrimi-Formats gerade in dieser Region aus?
Absolut. Tirol bringt so viel mit: die Natur, die Geschichte, die Mentalität, die Traditionen. Es ist eine Region voller Kontraste – rau und sensibel zugleich. Und genau das spiegelt sich auch im Film wider. Diese besondere Atmosphäre macht den Landkrimi für mich so reizvoll.
Viele Kollegen, darunter Gerti Drassl oder Bernhard Schir, sind ebenfalls prominent besetzt. Was bedeutet Ihnen dieses starke Ensemble – gerade bei so emotional aufgeladenen Szenen?
Sehr wichtig. Gerade bei emotional anspruchsvollen Szenen ist es entscheidend, dass man sich aufeinander verlassen kann. Wir hatten ein starkes Team, das auf Augenhöhe arbeitet. Da entsteht Vertrauen und Qualität – und das spürt man am Ende auch im Film.
Wenn Sie selbst auf den Film blicken – was unterscheidet «Der Tote in der Schlucht» von den bisherigen Lisa-Kuen-Fällen, und worauf dürfen sich die Zuschauer besonders freuen?
Im ersten Teil des Landkrimis mit Lisa Kuen steht sie selbst im Zentrum des Falles. «Der Tote in der Schlucht» führt sie zwar auch in die Vergangenheit, ist aber nicht ganz so persönlich für sie. Ich glaube, die Zuschauer dürfen sich auf Spannung, aber auch auf emotionale Tiefe freuen. Und auf einen Krimi, der noch nachklingt, wenn der Abspann schon vorbei ist.
Danke für Ihre Zeit!
«Der Tote in der Schlucht» ist bereits in der ZDFmediathek abrufbar. Der Spielfilm ist am Montag, den 26. Mai 2025, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
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