Wirtschaft

Q1: ProSiebenSat.1 rutscht in die roten Zahlen

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Kurz vor der Hauptversammlung gibt es außerdem wieder Probleme mit den Aktionären.

Für die in Unterföhring ansässige ProSiebenSat.1 SE gab es schon weitaus bessere Zeiten. Gleich zwei Unternehmen buhlen um mehr Aktien und damit auch um mehr Plätze im Aufsichtsrat. Der Finanzinvestor PPF, der unter anderem die Škoda-Züge baut, möchte seine Beteiligungen auf 29,99 Prozent erhöhen. Langfristig könnten die Tschechen noch mehr Anteile erwerben. Sie haben erst vor wenigen Jahren die kroatische Sparte von RTL übernommen. Durch die Integration in die „Central European Media Enterprises“ würde man Teil eines starken Netzwerkes werden, wie es bereits bei der Zwangsübernahme von SBS der Fall war. Damals wollten die Investoren Permira/KKR, die beide Unternehmen besaßen, ihre Investition auszahlen lassen. Die Geschichte nahm ihren Lauf und ProSiebenSat.1 hat deshalb einen riesigen Schuldenberg, der seit über 15 Jahren abgetragen wird.

Auf der anderen Seite steht Media for Europe (MFE), das zwar offiziell in den Niederlanden sitzt, aber von der Familie Berlusconi in Italien gesteuert wird. Das Unternehmen greift nun komplett nach ProSiebenSat.1, da die Fernsehgruppe einen Einstieg in den europäischen Markt darstellen könnte. Die Italiener streben eine Produktionsallianz an, wie sie bereits mehrere europäische öffentlich-rechtliche Sender eingegangen sind. In Unterföhring will man allerdings autonom bleiben, was angesichts der aktuellen Quartalszahlen kurios wirkt.

So sank der Umsatz in den ersten drei Monaten von 867 auf 855 Millionen Euro und das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen schrumpfte von 72 auf 44 Millionen Euro. Das Nettoeinkommen, das im ersten Quartal 2025 mit acht Millionen Euro noch positiv war, sank mit 14 Millionen Euro in den negativen Bereich. Das Programmvermögen schrumpfte von 819 auf 807 Millionen Euro. Immerhin sanken die Schulden von 1,553 auf 1,429 Milliarden Euro. Allerdings stieg der Verschuldungsgrad um 0,1, da die Umsätze sanken.

Die Werbeerlöse im deutschsprachigen Raum schrumpften von 393 auf 366 Millionen Euro und im Fernsehen wurden nur noch 301 Millionen Euro umgesetzt. In den Monaten Januar, Februar und März 2024 waren es noch 326 Millionen Euro. Der Bereich „Digital & Smart”, zu dem beispielsweise Joyn- und YouTube-Werbung gehören, schrumpfte von 66 auf 65 Millionen Euro. Der gesamte Entertainment-Sektor schrumpfte um zehn Millionen Euro auf 544 Millionen Euro. Der Bereich Commerce & Ventures wuchs hingegen von 177 auf 202 Millionen Euro, was einem Plus von zehn Prozent entspricht. Bei Dating & Video scheinen ProSieben-Plattformen nicht mehr zeitgemäß zu sein. Mit einem Rückgang von 21,6 Prozent wurden nur noch 84 Millionen Euro gezählt. Sowohl im Bereich Video (-13 Millionen Euro) als auch beim Dating (-11 Millionen Euro) ging es deutlich abwärts.

Die Gewinne im Bereich Entertainment schrumpften von 45 auf 23 Millionen Euro, Commerce & Ventures verschlechterte sich um eine Million auf 16 Millionen Euro und Dating & Video erwirtschaftete nur noch elf Millionen Euro Gewinn. Im Vorjahreszeitraum waren es 17 Millionen Euro. Die Überleitungen der sonstigen Kosten betragen sechs Millionen Euro Verlust. Die Sondereffekte stammen aus der Endkonsolidierung von Verivox.

Am Mittwoch, den 28. Oktober 2025, findet die ordentliche Hauptversammlung in München statt. Bereits im vergangenen Jahr waren die Investoren Media for Europe (MFE) und PPF beteiligt. Es bleibt spannend, welche Pläne die Unternehmen in diesem Jahr aus Italien und Tschechien verfolgen. Auch Konzernchef Bert Habets ist es nicht gelungen, das Entertainment-Programm auf Kurs zu bringen. Zahlreiche Unternehmen erwirtschaften zusätzliche Millionen, indem sie Inhalte an Mitbewerber veräußern. Doch wer keine fiktionalen Programme produziert, kann auch nichts lizenzieren lassen. Außerdem fallen den Sender-Chefs ihre zahlreichen Factual-Shows auf die Füße, denn die Umsätze der linearen Fernsehwerbung sind schließlich weiter gesunken.

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