Die Kritiker

«Der Kommissar und das Meer - Narrenfreiheit»

von

Walter Sittler schlüpft erneut in die Rolle des Kommissars am Bodensee: diesmal in einem besonders bemerkenswerten Fall.

Stab

Darsteller: Walter Sittler, Nurit Hirschfeld, Dominik Maringer, Gerhard Wittmann, Nicole Marischka, Murali Perumal
Regie: Felix Karolus
Drehbuch: Myriam Utz und Andreas Karlström
Bildgestaltung: Wolfgang Aichholzer
Editor: Jörg Kroschel
Produzenten: Jutta Lieck-Klenke und Dietrich Kluge
Herstellungsleitung: Roger Daute
Produktionsleitung: Vanessa Eggers
Eine befremdliche Welt, in die wir da zunächst eingeführt werden: Denn Narren trauern offenbar anders, wenn einer aus ihrer Mitte gestorben ist. So beginnt auch der Fernsehfilm «Der Kommissar und das Meer – Narrenfreiheit» mit einer zutiefst verstörenden Montage, bevor er sich später mit einem außergewöhnlichen und sensiblen Thema auseinandersetzt, dem er sich mit großem Feingefühl nähert: dem Mord an einer trans Frau. Diese Thematik ist in der Krimi-Genrelandschaft sicher auch heute noch alles andere als alltäglich, und «Narrenfreiheit» verdient deshalb schon von Anfang an Lob dafür, dass man sich eines solchen Themas annimmt und sich anschließend sehr ernsthaft damit auseinandersetzt.

Die Art und Weise, wie der Film sein LGBTQ+-Thema und insbesondere trans Personen darstellt, ist dabei nicht weniger als bemerkenswert. «Der Kommissar und das Meer» vermeidet es stets sehr versiert, in Stereotypen oder Klischees zu verfallen, und zeigt ein respektvolles Verständnis für die Identität der trans Frau Kaja Ziegler, die in diesem Film ein tragisches Schicksal ereilt. Ihre Geschichte und ihr Lebensweg werden mit Respekt und Einfühlungsvermögen erzählt und dabei nicht allein als Aufhänger für eine Mördersuche zweckentfremdet. Es ist durchaus erfrischend zu sehen, wie «Narrenfreiheit» die Diversität der Gesellschaft widerspiegelt und die Realitäten von LGBTQ+-Menschen ernst nimmt.

In der Hauptrolle als Kommissar Robert Anders brilliert Walter Sittler dabei erneut durch sein angenehmes, unaufdringliches Understatement. Seine Darstellung ist nuanciert und überzeugend, und er verkörpert die Rolle mit einer tiefen Ernsthaftigkeit. Als erfahrener Ermittler ist Anders der Schlüssel zur Lösung des rätselhaften Mordes, und Sittler verleiht seiner Figur die nötige Tiefe, Komplexität und Hintergründigkeit, um diesen Anspruch glaubhaft transportieren zu können. Seine ruhige und besonnene Art, mit der er den Fall angeht, macht ihn zu einer glaubwürdigen und sympathischen Hauptfigur.

Aber nicht nur Sittler, sondern das gesamte Ensemble liefert durchwegs starke Leistungen ab. Die Ermittlerteammitglieder Annika Wagner und Martin Keller, gespielt von Nurit Hirschfeld und Dominik Maringer, ergänzen sich gut und tragen zur Spannung und zum Erfolg des Films bei. Ihre Chemie auf dem Bildschirm ist spürbar, und sie verleihen ihren Charakteren Tiefe und Persönlichkeit.

Die Handlung von «Narrenfreiheit» ist dabei gut konstruiert und hält den Zuschauer angenehm in Spannung. Der Krimi-Plot ist dabei bisweilen intelligent, wenn auch nicht sonderlich komplex, während die Ermittlungen zumeist ausreichend durchdacht ausfallen. Die Atmosphäre in der eher beschaulichen Kleinstadt Lindau und die farbenfrohen, dabei aber befremdlich wirkenden Narrenzünfte hätten derweil durchaus etwas dichter vorgestellt werden können.

So ist «Der Kommissar und das Meer – Narrenfreiheit» ein sehr seriöser aktueller Beitrag, der sich durch seine ernsthafte und feinfühlige Behandlung einer wichtigen sozialen Thematik auszeichnet. Mit einer herausragenden schauspielerischen Leistung von Hauptdarsteller Walter Sittler und einem engagierten Ensemble gelingt es dem Film dabei, die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und gleichzeitig auf die Bedeutung von Akzeptanz und Respekt gegenüber LGBTQ+-Menschen hinzuweisen.

Der Film «Der Kommissar und das Meer – Narrenfreiheit» wird am Dienstag, den 3. Oktober um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

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