Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Die Alternativen zur WM

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Immer montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal richtet sich der Blick auf das Parallel-Programm zu den WM-Spielen.

Die Weltmeisterschaft hat mit dem Spiel der DFB-Mannschaft gegen Spanien am Sonntagabend ihr erstes Quoten-Highlight verzeichnet, wenngleich die eingefahrenen 17,05 Millionen Zuschauer noch immer weit entfernt von Reichweiten vergangener Turniere ist. Trotz des schlechten Abschneidens verfolgten 2018 stets mehr als 25 Millionen Menschen die drei Spiele mit deutscher Beteiligung. Die Einschaltquoten lagen in den jeweiligen Zuschauergruppen durchschnittlich deutlich über der 80-Prozent-Marke. Das 1:1-Unentschieden am gestrigen Sonntagabend kam dagegen nur auf Marktanteile von 49,3 Prozent bei allen und 58,8 Prozent bei den Jüngeren. Damit bewegte man sich gar unterhalb des Japan-Spiel-Niveaus, was an der Anstoßzeit gelegen hat. Um 14 Uhr schalteten zwar nur 9,23 Millionen Zuschauer ein, da aber grundsätzlich weniger Menschen am Nachmittag als in der Primetime fernsehen bewegten sich die Marktanteile bei 59,7 und 62,7 Prozent.

Der Weltmeisterschaft mit seiner deutlich gedämpften Quoten-Euphorie steht ein durchaus überraschender Gewinner gegenüber: das Privatfernsehen. Während Das Erste und das ZDF im Wechsel zwar auch mit den relativ niedrigen Werten klar das Feld dominieren, verzeichnen RTL, Sat.1 und Co. zumindest nur selten Komplett-Ausfälle. Durchaus eindrucksvoll schlägt sich vor allem Sat.1, dessen «Promi Big Brother» in den Anfangstagen des Turniers aufging. In der Zielgruppe punkteten die 22:15-Uhr-Sendung zweistellig, ehe sich Jeremy Fragrance vorschnell aus der Show verabschiedete. Daraufhin stürzten die Zielgruppen-Werte ab Freitag auf 7,2, 8,8 und 8,0 Prozent ab, lagen damit aber dennoch über dem bisherigen Sat.1-Level der aktuellen Saison. Erstaunlich gut schlug sich Anfang der Woche auch das Finale von «Liebe auf den ersten Blick». Die Reichweiten stiegen auf einen neuen Staffelrekord, sodass auch die Einschaltquote bei den Umworbenen auf grandiose 11,5 Prozent wuchs. Die Totalausfälle waren dagegen hausgemacht. Am Freitag sendete man gegen das Spiel England gegen USA den Vorabend-Flop «Buchstaben Battle». 3,3 und 3,6 Prozent waren die Folgen, was wohl auch zu den eher enttäuschenden «Promi Big Brother»-Quoten beigetragen hat.

RTL kam lediglich am Sonntag unter die Räder, als man den Spielfilm «Valerian – Die Stadt der tausend Planeten» gegen das Deutschland-Spiel sendete. 4,4 Prozent in der Zielgruppe waren die Folge, insgesamt kam man dennoch auf über eine Million Zuschauer. Gut lief es hingegen Spezial-Ausgaben von «Mario Barth deckt auf» und «Stern TV» zum Thema „Inside Supermarkt“, die mit 11,8 und 12,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen über dem RTL-Schnitt landeten. Auch die Wiederholung von «Das Phänomen Günther Jauch» schlug sich mit 10,5 Prozent beachtlich. Die Doku aus dem Jahr 2022 sorgte mit 2,33 Millionen Zuschauern gar für die höchste Primetime-Reichweite der Woche des Kölner Senders.

Im Vergleich dazu taten sich VOX und ProSieben etwas schwerer, wobei dort ausschließlich Zweitverwertungen liefen. Mit dem Spielfilm «The Dark Knight» holte ProSieben am Freitagabend die höchste Quote der Primetime-Woche. 9,0 Prozent standen zu Buche. Große Probleme hatte man mit «ran Football». Das Sonntagsspiel erreichte selbst vor dem Fußball-Anpfiff nur 4,7 und 3,6 Prozent Marktanteil. Die Reichweiten bewegten sich bei etwas über einer halben Million Menschen. Nach der Halftime (ab 20:42 Uhr) sank das Interesse auf 0,44 und 0,44 Millionen. Nach der DFB-Partie sahen das Spiel der Rams gegen die Chiefs zu Beginn dann wieder rund 0,5 Millionen. Am Thanksgiving-Donnerstag übertrug man am späten Donnerstagabend ebenfalls zwei Partien, die wiederum aus Quotensicht stark performten. Vor allem das Nachtspiel zwischen den Patriots und den Vikings war mit 16,2 Prozent sehr erfolgreich. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dafür bereits 80.000 werberelevante Zuschauer genügten. Der Rest des ProSieben-Sparflamme-Programms lag stets unterhalb des Senderschnitts. So auch bei VOX, das lediglich mit dem Film «Men In Black II» am späten Donnerstagabend schwarze Zahlen schrieb und auf 11,4 Prozent kam. Die Wiederholung des Streifens am Samstagabend um 23:12 Uhr sorgte erneut für gute 9,5 Prozent.

Ein ähnliches Bild gab in dieser Woche auch Kabel Eins ab, das am Freitagabend mit «Criminal Minds» zu kämpfen hatte und teilweise unter die Zwei-Prozent-Marke fiel. Spielfilme bewegten sich dagegen in der Nähe des üblichen Senderschnitts, auch dreht «Deutschlands größte Geheimnisse» am Dienstag nach der Fußball-Übertragung auf 5,5 Prozent auf. In der Zielgruppe hielt die Spätausgabe die Reichweite der 20:15-Uhr-Wiederholung. RTLZWEI kann auf eine durchaus zufriedenstellende Woche zurückblicken, denn der kleinere Privatsender aus München kam nie wirklich unter die Räder. Selbst am Sonntagabend lief es für den Film «Ein ganzes halbes Jahr» mit 0,81 Millionen Zuschauern und 3,3 Prozent mehr als respektabel. Am Freitag überzeugte bereits der Blockbuster «Illuminati» mit 6,6 Prozent. Es ist also festzustellen, dass sich die Zuschauer, die nicht die Fußball-WM verfolgen vor allem für Spielfilme im Privatfernsehen interessieren.

Wie lief es im Öffentlich-Rechtlichen?
Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist bekanntlich die WM zu sehen, allerdings zeigen die beiden Sender abseits der Übertragungen teilweise frische Ware. Am Dienstag konnte so «Die Kanzlei» mit über fünf Millionen Zuschauern und Marktanteilen von 18,0 und 10,0 Prozent auftrumpfen und sogar das Spiel der Franzosen gegen Australien in der Gesamtreichweite übertreffen. Trotz zahlreicher Krimi-Wiederholungen wurde oftmals das öffentlich-rechtlich Gegenprogramm das erfolgreichste Primetime-Format in dieser Woche. Am Donnerstag verzeichnete eine «Flensburg-Krimi»-Wiederholung fast eine Million Zuschauer mehr als das WM-Spiel Brasilien gegen Serbien. Fast schon enttäuschend schnitt am Mittwoch «Der Spalter» im ZDF ab. Die Erstausstrahlung musste sich klar gegen die Belgier und Kanadier geschlagen geben.

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