
«House of the Dragon» unterscheidet sich diesbezüglich eklatant von ihrer Mutterserie. Kam es in «Game of Thrones» nur äußerst selten vor, dass sich eine Folge hauptsächlich mit nur einer Person oder Gruppe beschäftigte, ist dies bei «House of the Dragon» der prädominante Status quo. Die Hauptfiguren der Serie bestehen zum Großteil aus der königlichen Targaryen-Familie oder ihnen Unterstellten, allen voran dem schwachen, buchstäblich von innen heraus verfaulenden König Viserys (Paddy Considine). Der einzige klar erkennbare Fokus aller Charaktere bezieht sich dabei auf die Frage um dessen Nachfolge. Handlungstechnisch würde es prinzipiell kein Problem darstellen, das große «Game of Thrones» in einer reduzierteren, fokussierteren Form auf den Bildschirm zu bringen, böte es eine ähnliche Charaktervielfalt oder Zeichnung. Doch hier fehlt es «House of the Dragon» nicht nur am Detailgrad, sondern auch der Diversität die Charakterzeichnung betreffend. Bis auf Matt Smith als Daemon Targaryen vermag es bisher keiner der Protagonisten den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen oder sich charakterlich übermäßig voneinander abzugrenzen, immer wieder wirken sie wie fremdgesteuerte Schachfiguren. Klare Sympathieträger, wie in «Game of Thrones», auch wenn diese häufig durch Kurzlebigkeit gekennzeichnet waren, fehlen gar vollständig. Die Vielschichtigkeit der Mutterserie wird bisher nicht in Ansatzpunkten erreicht, die Charakterzeichnung ist im Vergleich zuweilen oberflächlich und stumpf.
Während es «Thrones» zumindest in den anfänglichen Staffeln vermochte, das Publikum in die Handlung hineinzuziehen, wirkt hier vieles wie das Abhandeln historischer Chroniken mit großer Distanz zum Zuschauer. Die Zeitsprünge und damit verbundene Recastings von Protagonisten verstärken dieses Bild noch, auch wenn die Serie schauspielerisch von diesen profitiert. Die ersten fünf Folgen der Serie wirken gar wie das Prequel zur eigentlichen Prequelserie, was bei einer äußerst dialoglastigen Lauflänge von über fünf Stunden durchaus eine gewisse Monotonie ins Spiel bringt. Hinzu kommt die Tatsache, dass es fast unmöglich scheint, die Vielzahl der Charaktere, wenn über sie gesprochen wird, namentlich auseinanderzuhalten, von der Schwester des Königs Rhaenys (Eve Best), bis zu dessen Tochter Rhaenyra (Milly Alcock). Die fast allen Charakteren aufgesetzten weißblonden Perücken, die teils mehr schlecht als recht passen, helfen hier ebenfalls nicht.


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