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«Westworld»: Staffel-4-Kritik – Zurück zu einstiger Stärke

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Der Sci-Fi-Hit «Westworld» kehrt mit herben Zuschauerverlusten zurück auf den heimischen Bildschirm. Schafft es Staffel vier noch diese zurückzugewinnen?

Zu lange Wartezeiten zwischen Staffeln haben schon einigen Serien das Genick gebrochen. In einer schnelllebigen, vom Überfluss gebeutelten Serienwelt können zweieinhalb Jahre wie eine Ewigkeit wirken und gerade bei einer Serie wie «Westworld», die eine maximale Aufmerksamkeitsspanne vom Zuschauer erfordert, dürften wichtige Eckpunkte bereits in Vergessenheit geraten sein, die gepaart mit einer inhaltlich durchwachsenen Vorgängerstaffel für abflauendes Interesse sorgen.

Nach einer fantastischen ersten Staffel trieb der Sci-Fi-Hit in Jahr zwei das Verwirrspiel für einige Zuschauer zu weit, nur um in Staffel drei den namensgebenden Park zu verlassen und für «Westworld»-Verhältnisse allzu oberflächlich zu erscheinen. Trotz der schwächelnden Vorgängerstaffeln schaffte es die Serie jedoch stets sich von allem Anderen abzugrenzen und wie ein frischer Wind in der TV-Landschaft zu erscheinen. Problematisch für die vierte Staffel ist die Tatsache, dass deren erste drei Folgen (eben jene, die der Presse als Vorschaumaterial zur Verfügung gestellt wurden) den Anschein machen, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, nur um mit Folge vier einen absoluten Wendepunkt einzuläuten, der den Zuschauer eines Besseren belehrt. Wie ein abflauendes Lagerfeuer, auf das ein Kanister Benzin gegossen wird, flammt die Serie innerhalb nur einer Folge zu längst vergessener, erzählerischer Höchstleistung auf, die sich vor Twists und Spannung kaum retten kann. Das pacing, mit dem Westworld nachfolgend voranschreitet und mit dem die Autoren spätestens in Folge sieben ohne Rücksicht auf Verluste, einer Abrissbirne gleich, ihre Geschichte erzählen, macht durchaus den Anschein als würde die Serie mit einer möglichen fünften Staffel ihr verdientes Ende finden.

Schauspielerisch bewegt sich «Westworld» in Staffel vier weiterhin auf höchstem Niveau, auch wenn der Begriff overacting in Bezug auf Tessa Thompsons Dolores-Verkörperung sicherlich an einigen Punkten nicht fehl am Platz scheint. Den Verlust von Altmeister Hopkins, konnte die Serie zwar nie kompensieren, doch schafft es der restliche Hauptcast um Ed Harris, Thandiwe Newton, Aaron Paul, Jeffrey Wright und Evan Rachel Wood sich gegenseitig an die eigenen Grenzen zu spielen. Visuell zeigt HBO mit «Westworld» gerade den konkurrierenden Streaminganbietern weiterhin wo der Maßstab für CGI, Kostümbild und World-Building anzusetzen ist und bietet fast makelloses Kinofeeling für zuhause.

«Westworld» schafft es mit Staffel vier endlich qualitativ an die Erstlingsstaffel anzuknüpfen und hervorragende, unvorhersehbare Sci-Fi-Unterhaltung zu bieten, die stets zum Nachdenken anregt. Es bleibt zu hoffen, dass die Serie trotz gesunkener Einschaltquoten nicht der WarnerMedia/Discovery Fusion zum Opfer fällt und die Autoren die Möglichkeit bekommen, «Westworld» einen zufriedenstellenden Abschluss zu ermöglichen.

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