
Die fünfteilige Podcast-Serie, abrufbar in der ARD Audiothek, nimmt sich Zeit, Klums Werdegang in all seinen Facetten zu analysieren. Wilhelm, die jahrelang als ARD-Korrespondentin in Los Angeles tätig war, bringt dafür nicht nur die nötige mediale Erfahrung mit, sondern auch ein feines Gespür für Machtstrukturen in der Glamourwelt Hollywoods. Unterstützt wird sie von einem umfangreichen Team aus Autorinnen und Autoren, unter anderem Davide Di Dio, Merle Kohl und Joelle Westerfeld.
Der Podcast beginnt mit dem Titel „Alles kein Zufall“, einer vielsagenden Episode über die strategische Selbstinszenierung Heidi Klums. Sie ist nicht nur Model, sondern auch Werbeikone, TV-Produzentin und Unternehmerin. Spätestens seit dem anhaltenden Erfolg von «Germany’s Next Topmodel» gilt Klum als zentrale Machtinstanz in einer Branche, in der das Gesicht oft austauschbar ist – nicht aber ihres.
Auch kritischere Stimmen bekommen Raum. Etwa in der Folge „Zu dick für Deutschland“, in der es um die frühen Jahre im Modebusiness und die Herausforderungen der Branche geht. In „Für nichts zu schade“ wird ihr offener Umgang mit Kommerz und Markenarbeit reflektiert. Die vierte Episode „GNTM: Alles nur Show“ wirft einen Blick hinter die Kulissen des umstrittenen Casting-Formats, das Klum zur Kultfigur, aber auch Zielscheibe für Kritik gemacht hat. Den Abschluss bildet „Mittelfinger an die Hater“, ein Kapitel über die Polarisierung ihrer Person in den sozialen Medien.
Die Interviewpartner lesen sich wie ein Who’s who aus Klums Umfeld – darunter «GNTM»-Veteranin Gina-Lisa Lohfink, Ex-Model-Manager Peyman Amin, MGM-Chef Marco Sinervo, Designer Pascal Mouawad sowie Medienexpertin Patricia Riekel. Auch Wissenschaftliches kommt nicht zu kurz: Zwei Psychologinnen, bekannt durch ihren Podcast «Die Trashologinnen», liefern eine analytische Einordnung des Phänomens Klum aus popkultureller Sicht.
Besonders lobenswert: Der Podcast klatscht nicht – er kontextualisiert. Wilhelm und ihr Team gehen sensibel mit ihrem Stoff um und vermeiden plumpe Skandalisierung. Stattdessen entsteht ein differenziertes Bild einer Frau, die sich in einer Männerdomäne an die Spitze gearbeitet hat – mit Kalkül, Charisma und knallharter Disziplin. Der Podcast ist eine Fallstudie über moderne Markenbildung, Medienmacht und das Spannungsfeld zwischen öffentlichem Image und persönlicher Wahrheit. Wer sich für Popkultur, Medienkritik oder weibliche Erfolgsstrategien interessiert, bekommt hier klug recherchierten Content mit Tiefgang – und das ganz ohne Hochglanzfilter.
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