US-Fernsehen

Was hat die US-Late-Night zu bieten?

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In Deutschland sind es vor allem Oliver Welke, Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf, die sich den Late-Night-Markt unter sich aufteilen. Das tägliche Late-Night-Format ist mit dem Rücktritt Stefan Raabs 2015 hierzulande ausgestorben, denn die genannten Namen produzieren nur wöchentlich. Anders sieht es dabei in den USA aus, wo der Markt am späten Abend prall gefüllt ist.

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Tägliche Late-Night-Shows im Kabelfernsehen


Aber das Kabelfernsehen hat nicht nur wöchentliche Late-Night-Unterhaltung zu bieten, sondern kann auch mit täglichen Programmen aufwarten. Das Bekannteste ist dabei die «Daily Show», die seit 2015 vom südafrikanischen Comedian Trevor Noah moderiert wird. Wie schon unter früheren Moderatoren ist die Sendung sehr politisch ausgerichtet und verzichtet auf sonstige Studiospiele und andere Skurrilitäten. Einzig die Beiträge der Korrespondenten wirken ab und an etwas absurd, stehen jedoch immer in einem politischen Zusammenhang.

Neben den Inhalten, die es im Fernsehen zu sehen gibt, gibt auch der sendungseigene YouTube-Kanal Spannendes her, denn dort werden regelmäßig sogenannte ‚Between-The-Scenes‘-Clips hochgeladen, die Noah dabei zeigen, wie er während einer Unterbrechung bei der Sendungsaufzeichnung mit dem Publikum spricht oder seine persönlichen Erfahrungen zu einem behandelten Thema schildert.

Wer ebenfalls eine interessante Netz-Präsenz aufweist ist Conan O’Brien. Der dienstälteste Late-Night-Host steht seit 1993 vor der Kamera, damals noch bei NBC. Doch nach dem «Tonight Show»-Fiasko zwischen ihm und Jay Leno ist er zu TBS gewechselt und verzückt dort ein kleineres Publikum. Nach neun Jahren auf Sendung legte er vergangenen Herbst jedoch eine kleine Pause ein, in der das klassische Format der Sendung etwas verändert wurde. Statt einer einstündigen Sendung ist O‘Brien seit Januar nur noch eine halbe Stunde von Montag bis Donnerstag zu sehen. Das Konzept ist wesentlich weniger straff geworden. So begrüßt er statt wie üblich zwei Gäste nur noch einen und sitzt nicht mehr an seinem Schreibtisch mit Eisenhower-Tasse, sondern unterhält sich in einem Sesselkreis mit Sidekick Andy Richter und dem Besucher und zeigt sich zudem lockerer – nicht mehr im Anzug.

Für seine breite Fan-Basis produziert er seit Herbst zudem einen circa einstündigen Podcast mit dem Titel «Conan O’Brien Needs A Friend», für den er ausschließlich die größten Stars aus dem Film- und Fernseh-Geschäft einlädt. Was die Sendung «Conan» auf TBS ebenso besonders gemacht hat, war, dass sie häufig in andere Städte oder wie zuletzt häufiger in andere Länder gereist ist. Unter dem Titel «Conan Without Borders» - die Sonderausgaben ist auch auf Netflix abrufbar – reiste die Crew zum Ende des Embargos nach Kuba und produzierte dort die erste Talk-Show jemals auf der Insel. Auch führte ihn der Weg nach Deutschland, Korea und Italien. Im Zuge der Grenzproblematik rund um Donald Trump zog es Conan zudem nach Mexiko, wo er den Trump-Duktus gekonnt auf den Arm nahm. Conan O’Brien zeigt sich zwar weitaus weniger politisch in seiner Comedy, doch ignoriert das vorhereschende Chaos der Präsidentschaft nicht. Seine Witze über das Weiße Haus finden zwar in einem weitaus kleineren Rahmen als bei Colbert, Meyers und Co. statt, nichtsdestotrotz verteilt er in jedem seiner Stand-Ups ein paar Seitenhiebe.

Während es in Deutschland ausschließlich Late-Night-Unterhaltung im Wochenrhythmus gibt, ist das amerikanische Programm wesentlich breiter aufgestellt. Jede Nische wird bedient und jeder Moderator hat seine eigene Herangehensweise, doch alle haben ein gemeinsames Ziel: das Publikum zu unterhalten. Dabei liegt die Politsatire ganz offensichtlich seit längerem im Trend und dies wird wohl in der nahen Zukunft auch nicht abebben, denn das nächste Rennen um die Präsidentschaft ist längst eröffnet und droht ähnlich chaotisch zu werden wie das Vorherige. Wenn ein Zuschauer mit der großzügigen Auswahl dennoch nichts anzufangen weiß, darf sich ab September auf ein frisches Gesicht bei NBC freuen. Lilly Singh wird Carson Daly nach 17 Jahren im Sendeplatz um 1:35 Uhr ersetzen und reiht sich mit «A Little Late with Lilly Singh» in die berühmte NBC-Reihe ein. Wie genau das Format aussehen wird, steht derzeit noch nicht fest, aber eines ist klar, eine neue Ära wird mit Singh als Moderatorin anbrechen, denn sie ist die erste Frau, die bei einem großen Network eine tägliche Late-Night-Show als Host fungiert.

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