Interview

Peter Jordan: Das Ende ‚ist das ein sehr guter Clou‘

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Das ZDF hat mit «Was wir fürchten» eine Serie für Halloween geschaffen. Hauptdarsteller Jordan sprach über Religion und Horror.

Hallo Herr Jordan. Gruseln Sie sich gerne?
Ja, ich grusel mich oft und auch viel unwillkürlich. Erstens, wenn ich fernsehsehe und zappe, obwohl es nicht alles Horrorfilme sind, aber es fühlt sich vegetativ so an. Wenn ich Nachrichten gucke, grusel ich mich, ich grusel mich beim Autofahren und ich grusel mich vor allem sehr oft vor meinen Mitmenschen, die mich dann anschreien, wenn ich zum Beispiel auf der falschen Seite des Radweges fahre. Das ist sehr unheimlich, vor allem in Berlin.

In der Mystery-Horror-Serie «Was wir fürchten» bekommen die junge Lisa und ihre Mutter Franka im Schwarzwald – bei einer Beerdigung – einen Selbstmord mit. Fallen Sie gleich mit der Tür ins Haus?
Also für eine Serie braucht man immer einen großen Aufhänger, es muss immer am Anfang etwas passieren, wo man denkt, boah, wenn das so losgeht, dann will ich gar nicht wissen, wie das Ende ist, oder ich will es wissen und dann ist das so ein Aufhänger, der einen dann dazu bringt, das Ding bis zum Ende zu gucken. Wenn der zu dick ist und am Ende passiert gar nichts, dann hat man natürlich was falsch gemacht.

Sie verkörpern den strenggläubigen Karl. Wie würden Sie Ihre Figur definieren?
Religiöser Fanatismus als Nächstenliebe missverstanden. Es ist schon komisch, dass eine Religion sich manchmal ein gewisses liberales Verhalten, eine Toleranz sozusagen ins Grundbuch schreibt, also irgendwelche Voraussetzungen für sich macht und dann aber im Denken und in der Ausübung der Machtstruktur immer enger wird, weil man sich elitär fühlt.

Das ist oft das Problem bei Freikirchen: ‚Wir sind die einzigen, die den Glauben richtig verstanden haben, wir führen euch auf den rechten Weg‘. Das ist manchmal schon eine Form von Faschismus, der gerade bei so kleinen Gruppen gerne aufkommt, wenn man sich abgrenzt. Das kommt aus dem Grundgedanken des Menschen, sich als Elite zu fühlen, sich von anderen abzugrenzen, und das ist natürlich absurd, wenn das in einer Glaubensgemeinschaft passiert, die eigentlich für alle Menschen umfassend gelten soll.

Haben Sie vor den Dreharbeiten schon einmal von etwas wie einer Konversionstherapie gehört?
Ich habe noch nie von dieser Therapie gehört. Durch die Serie bin ich zum ersten Mal darauf aufmerksam geworden, also jeder Alkoholiker, das kenne ich ja, Drogensucht, aber dass so etwas, ich meine, ich konnte mir vorstellen, dass so etwas im privaten Bereich passiert, aber tatsächlich so offen über die Kirche quasi geduldet mit mehreren Leuten wie die Therapiegruppe, das war für mich völlig neu.

Ohne zu spoilern: Wie gefiel Ihnen das Ende der Serie?
Am Ende muss man natürlich was bringen, was alle dann nochmal rein unterhaltungstechnisch so richtig vom Hocker reißt, deswegen ist das ein sehr guter Clou.

Das ZDF hat die Serie vor allem für die Mediathek entstehen lassen. Kann man «Was wir fürchten» gut wegbingen?
Ja, das kann man gut wegbringen. Zuerst habe ich es nicht verstanden, ich bin ein alter weißer Mann, ich dachte, kann man das gut wegbingen? Und ich dachte so Bingen, Bingen am Rhein und dann fiel mir ein, ah, habe ich schon mal gehört, Bingen. Ja, das ist der neue Sport, eigentlich schade, man gibt sich so viel Mühe für so eine schöne Serie und dann wird das in einem so weggetrunken, ich finde das eigentlich nicht gut, aber ich würde jedem gönnen, zwischendurch mal eine Tasse Tee zu trinken, um sich zu erholen.

Wie gehören seit Jahren zum «Solo für Weiss»-Team. Wie zufrieden sind Sie mit den hohen Reichweiten der Krimireihe?
Ich bin sehr zufrieden mit dem Erfolg von «Solo für Weiss», sonst gäbe es das wahrscheinlich auch nicht mehr, denn es ist ja ganz schnell so, wenn Sachen nicht erfolgreich sind, das sieht man ja auch an der Quote, dann sind sie auch ganz schnell wieder weg.

Sind hohe Reichweiten auch eine Anerkennung für Erfolg? «Was wir fürchten» wird vermutlich hinter den Aufrufen von «Solo für Weiss» liegen.
Das muss man jetzt wirklich abwarten. Also mindestens gleichauf wäre schon ein toller Erfolg.

Eben erst ist «Die drei !!!» beim Streamingdienst Disney+ gestartet. Welche Rolle verkörpern Sie?
Bei den «Drei !!!» spiele ich wieder den Kommissar, Peters. Peters, das ist wieder ein Kommissar, aber ganz anders, weil es eine Kinder- und Jugendserie ist. Da spielt man natürlich auch anders, die Bücher sind anders, die Hintergründe sind anders, vor allem ist es viel lustiger als der Kommissar bei «Solo für Weiss».

Sie lesen regelmäßig Hörbücher ein. Suchen Sie nach einem bestimmten Muster die Werke aus, die ein Sie vorlesen?
Oh, das ist eine schreckliche Arbeit, ganz schrecklich. Also, ich bin gerne allein mit der Literatur, aber man sitzt im Studio ganz allein, nur mit dem Mann und dem Techniker, dem Regisseur und dem Techniker oder der Regisseurin und der Technikerin, und dann muss man Stunden mit denen verbringen, und irgendwann, so nach zwei, drei Stunden, geht meistens sowieso nichts mehr, weil man sich gar nicht mehr sprechen kann, und dann hat man so ein komisches Gefühl von Einsamkeit. Man weiß ganz genau, ich werde das jetzt zu Ende lesen oder ich komme hier nicht mehr lebend raus. Das ist eigentlich eine ganz furchtbare Arbeit, Hörspiel mit mehreren Kollegen in einem Studio ist viel, viel schöner, aber wenn die Bücher gut sind, macht es natürlich auch Spaß, weil man dann auch ein gewisses Eigenleben entwickeln kann, aber vom Prozess her ist es, finde ich, sehr anstrengend.

Vielen Dank für Ihre Ehrlichkeit!

«Was wir fürchten» ist in der ZDFmediathek verfügbar. Am 31. Oktober 2023 laufen alle Episoden ab 22.20 Uhr bei ZDFneo.

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