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'Mehr als nur ein bunter Farbtupfer für uns'

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Die Produktion des neuen Sat.1-Vorabendformats «Newtopia» siedelt sich in Königs Wusterhausen an - einer Kleinstadt mit rund 35.000 Einwohnern.

So funktioniert «Newtopia»

In der Sendung setzen 15 Menschen alles auf Anfang und erhalten die Chance auf ein selbst bestimmtes, vielleicht besseres Leben in einer Gesellschaft, die sie gestalten. Ihre Träume müssen sie mit eigenen Händen in die Tat umsetzen. Ein Jahr leben sie auf zwei Hektar Land. Dort erschaffen sie ihre Wunsch-Gesellschaft von Grund auf. Es gibt keine Regeln, außer sie schaffen sie selbst. Es gibt keine Anführer, außer sie bestimmen sie. Ihr neues Leben beginnen sie mit einer unbeheizten Scheune, zwei Kühen, einigen Hühnern und etwas fruchtbarem Ackerboden.
Es ist eine idyllische Kleinstadt, gelegen im Landkreis Dahme-Spreewald. 40 Kilometer sind es vom Brandenburger Tor in der Hauptstadt Berlin bis nach Königs Wusterhausen. Wer mit dem Auto fährt, schafft die Strecke je nach Verkehrslage in etwa einer Dreiviertelstunde. Die gesamte Region steht für traumhafte Natur, viel Wald und für eine wachsende Infrastruktur. Etwas mehr als 35.000 Menschen wohnen derzeit in Königs Wusterhausen - Tendenz steigend. Die Zuzugsrate liege bei 1,5 Prozent, sagt Lutz Franzke, seit 2009 Bürgermeister der Stadt. Auf den ersten Blick deutet so gar nichts darauf hin, dass die durchaus idyllische Kleinstadt bald Hot-Spot der deutschen Fernsehbranche wird.

Sat.1 hat den Ort für sein neues Reality-Projekt «Newtopia» ausgewählt. Erste Gespräche dazu fanden vor etwa einem Dreivierteljahr statt. Ab dem 23. Februar werden 15 Pioniere auf ein ländliches Gebiet am Standrand ziehen und sollen dort ihre eigene Gesellschaft gründen. Sie stellen selbst Regeln für ihr Miteinander auf, verdienen eigenes Geld. Sie lassen die bisherigen Probleme hinter sich - ebenso wie die komplette Gesellschaft, die sie bisher kennen. Erfinder der Show ist John de Mol, in Holland läuft das Original seit 13 Monaten mit Erfolg. Mehr als 100 Kameras überwachen das deutsche «Newtopia»-Areal, Fans können sich Zusammenfassungen im Sat.1-Vorabend anschauen oder gegen Bezahlung live im Internet reinschauen. "«Newtopia» ist für uns als Stadt weit mehr als nur ein bunter Farbtupfer", freut sich der Bürgermeister über die Ansiedlung des Sat.1-Großprojekts.

Dass es so langsam in die Vollen geht, wird im neu gebauten Rathaus der Stadt spürbar. Presseanfragen nehmen zu, zuletzt war sogar ein Sat.1-Team vor Ort, um Interviews mit dem Stadtoberhaupt für Beiträge in sendereigenen Magazinen zu machen. "Der Erfolg der Sendung wird wohl mit der Qualität des Castings zusammenhängen. Ich hoffe hier auf eine vernünftige Mischung", sagt der SPD-Politiker, dessen Stadt eine mit großer Tradition ist. 1920 sei vom dortigen Funkerberg das erste öffentliche Rundfunkkonzert gesendet worden - deshalb bezeichnet man die Stadt noch heute als Wiege des zivilen Rundfunks. Das 100-jährige Jubiläum lässt noch fünf Jahre auf sich warten, doch schon in zwei Wochen werden sich die Medien der Stadt erneut zuwenden, wenn 15 Kandidaten am Rande von Königs Wusterhausen Pionierarbeit leisten - und womöglich ihren Alltagsproblemen entfliehen.

Solche gebe es in Königs Wusterhausen allerdings nur wenige, der Region rund um Berlin gehe es grundsätzlich gut, ist zu hören. "Durch die Nähe zur Metropole haben wir eine gute Infrastruktur", erklärt Franzke. Es sind aber die üblichen Probleme eines Bürgermeisters, die ihn umtreiben. Kita-Plätze zum Beispiel oder Straßenbau. Ärzte gebe es aber in ausreichender Anzahl - das stimme ihn zufrieden. Ein drängendes Thema sei wiederum der Wohnungsbau. Die Leerstandsquote in Königs Wusterhausen liegt bei gerade einmal 0,5 Prozent. Neu gebaute Wohnungen gehen weg wie warme Semmeln.

'Zusammenhalt der Zivilgesellschaft sichern'
Und dennoch sieht Franzke seine Bürger nicht ganz ohne Probleme. In den kommenden Monaten werde auch Königs Wusterhausen - neben den 15-TV-Pionieren - neue Einwohner aufnehmen müssen. Auch in der Kleinstadt soll es dann ein Asylbewerberheim geben. Jetzt schon ist dies ein Diskussionspunkt unter den Einwohnern. "Hinzu kommen Debatten über unseren Windpark und die Diskussion um den Fluglärm", berichtet der Rathauschef über seinen Arbeitsalltag. Entfliehen möchte er diesem aber nicht. Wäre er selbst Teilnehmer des neuen TV-Experiments, würde er neben seiner Familie vor allem die Medien vermissen - und dabei vor allem klassische Zeitungen wie die Märkische Allgemeine, den Spiegel oder die Sonntags-Ausgabe der FAZ.

Sollte ihn doch der Weg nach «Newtopia» führen, wäre ihm an einer Anführerrolle innerhalb der neuen Gesellschaft wenig gelegen, lacht er. "Nein, den Bürgermeisterposten würde ich in einer 15er Kommune nicht anstreben," meint Franzke. Helfen könnte er den Pionieren allenfalls durch seine Mediationserfahrungen, sagt er schmunzelnd.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
10.02.2015 19:48 Uhr 1
Ich freue mich total drauf!!!
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