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«Wetten, dass..?»: Strengere Maßstäbe; fallen Risikowetten weg?

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Programmdirektor Bellut kündigt an: Für hochsportive Wetten gelten künftig wesentlich strengere Richtlinien. Möglicherweise muss die Show deshalb komplett ohne ihnen auskommen.

Der schwere Sturz des «Wetten, dass..?»-Kandidaten Samuel Koch wird die ZDF-Show (vorerst) verändern. Obwohl ein jüngst veröffentlichtes Gutachten bestätigte, dass weder der Sender noch der Vater von Samuel, der den Unglückswagen fuhr, eine Schuld tragen, reagiert das ZDF auf die Ereignisse. "Das wissenschaftliche Gutachten von Prof. Brüggemann wie auch die interne Untersuchung der Wette haben gezeigt, dass der Unfall auf eine Verkettung unglücklicher Umstände zurückzuführen ist“, sagt ZDF-Intendant Markus Schächter. Die Verantwortung des ZDF würde das Gutachten nicht relativieren, sagt er, es zeige aber, dass kein schuldhaftes Verhalten zu dem Unfall führte. „Trotzdem müssen wir im Nachhinein die Ein­schätzung des Risikos kritisch bewerten und daraus Konsequenzen für die Zukunft ziehen. Die Auswahl der Wetten wird künftig nach strengeren Kriterien als bisher erfolgen", so Schächter.

Auch ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut erklärte vor zahlreichen Journalisten in Köln nochmals, dass die notwendigen und möglichen Sicherheitsmaßnahmen eingehalten wurden. Bellut stellte – wie schon im Dezember – nochmals klar, dass die Wette vom Sicherheitsingenieur mehrfach begutachtet und die Machbarkeit getestet wurde. Die Ergebnisse dieser Tests wurden umgesetzt – während der Liveshow wurden beispielsweise Matten auf den harten Hallenboden gelegt.

„Bei den vielen Tests hat er (Samuel K.; Anm. d. Red.) immer bei der geringsten Unsicherheit den Versuch abgebrochen. Dennoch müssen wir im Nachhinein die Risikoeinschätzung kritisch befragen,“ zeigte sich Bellut (Foto) auch Wochen nach dem Vorfall noch selbstkritisch. Deshalb habe das ZDF entschieden, die Wetten in kommenden «Wetten, dass..?»-Sendungen zu verändern. „Wir haben ein detailliertes und entsprechend dokumentiertes Prüfverfahren zur Risikoeinschätzung eingeführt, das künftig der Auswahl und Zulassung von Wettvorschlägen vorangestellt wird“, teilte der Programmboss am Mittwoch in Köln mit.

Bellut glaubt übrigens, dass die Show auch ohne den Extrem-Wetten funktionieren kann. Im Nachhinein sehe er mit „Grausen“, welch gefährliche Wetten es in den vergangenen Jahren in der von Thomas Gottschalk moderierten Show gab. Die Wettauswahl wird für alle folgenden Sendungen verändert.

Redaktion, Produktion und Sicherheitsingenieur sollen fortan alle Wettangebote auf Schwierigkeitsgrad, Sicherheitsanforderungen und mögliches Unfallrisiko prüfen und dann in entsprechende Kategorien einteilen. Hier soll eine vierstufige Punkteskala verwendet werden. In die höchste Kategorie fallen sportive und akrobatische Wetten, bei denen Geschwindigkeit, Sportgeräte, Fahrzeuge und so weiter eine Rolle spielen. Hier soll in der Risikoeinschätzung zusätzlich zum Sicherheitsingenieur auch externer Sachverstand hinzugezogen werden, vor allem, wenn die Wettidee den Gebrauch von Spezialgerätschaften beinhaltet oder auf speziellen, ungewöhnlichen Sportarten basiert“, sagt Thomas Bellut. Nur wenn von keiner Seite bedenken entstehen, wird die Wette theoretisch zugelassen. Bellutt machte in Köln aber klar, dass er sich aktuell eine Wette der höchsten Kategorie nicht vorstellen könne.

Das exakte Untersuchungsergebnis von Gutachter Prof. Dr. Brüggemann kommt in Sachen des Unfalls von Samuel K. derweil zu folgendem Ergebnis: „Die Ursache liegt danach in Bewegungsfehlern in der späten Phase des Anlaufs und beim Absprung selbst. Technische Fehler oder ein Versagen der Sprungstützen konnten nicht nachgewiesen werden. Die Auswertung des Video¬materials und der schriftlichen Unterlagen zeige, dass der Kandidat nachweislich in der Lage war, die Sprünge zu realisieren“, zitiert das ZDF den Unfallbericht.

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