Die Kritiker

«Der Mond und andere Liebhaber»

von

Story


Die Geschichte einer leidenschaftlichen Frau, die nicht viel will, sondern einfach alles: das Gefühl, am Leben zu sein. Hanna ist eine kleine Frau mit unbändigem Lebenswillen, die von einer besseren Zukunft träumt und von einer alles verändernden Liebe. Als die Kosmetikfabrik, in der sie gearbeitet hat, Pleite macht und in die Luft gesprengt werden soll, rettet sie im letzten Moment kistenweise Parfümflaschen.
Für Hanna geht das Leben nach jedem Schicksalsschlag weiter. Sie nimmt einen Job an einer Tankstelle an und hält auch die Avancen des aufdringlichen Tankstellengastes Knuti aus. Nach einigen Bekanntschaften und missglückten Urlaubsflirts gibt es endlich Hoffnung für Hanna: Bei dem Versuch, das Parfüm auf dem Wochenmarkt in ihrer Kleinstadt zu verkaufen, lernt sie endlich ihre große Liebe kennen. Hanna stürzt sich in eine Amour Fou, die sie einigen Überlebenswillen kostet. Erst als es schon zu spät ist, erfährt sie, dass diese Liebe doch keine Chance hat, denn Gansar ist gebunden.

Darsteller
Katharina Thalbach («Deadline – Jede Sekunde zählt») ist Hannah
Birol Ünel («Soul Kitchen») ist Gansar
Fritzi Haberlandt («Freischwimmer») ist Dani
Andreas Schmidt («Im Spessart sind die Geister los») ist Siggi
Sarah Blaßkiewitz («Schloss Einstein») ist Karla
Özgür Özata («Gegenüber») ist Özgür

Kritik
«Der Mond und andere Liebhaber» erzählt die Geschichte von Hannah, einer Frau, die von einem Schicksalsschlag nach dem anderen getroffen wird: Sie verliert ihre Arbeitsstelle in einer Kosmetikfabrik, sämtliche Männer, mit denen sie eine Affäre beginnt, lassen sie früher oder später sitzen, ihre Tochter Karla kommt bei einem Autounfall ums Leben, ihr kurz darauf folgender Selbstmordversuch misslingt auf tragisch-komische Weise und ihr linker Unterarm muss amputiert werden, nachdem sie sich dort den Namen einer ihrer Liebhaber mit einer Sicherheitsnadel eingeritzt hatte. Der Film behandelt, wie man sieht, einen schweren und gleichzeitig maßlos überladenen Stoff.

In den ersten dreißig Minuten des 2008 erschienenen Kinofilms von Regisseur und Drehbuchautor Bernd Böhlich, der nun den Weg in das Sommerlochprogramm der ARD gefunden hat, zieht sich eine ewig lange und recht nichtssagende Exposition wie Kaugummi in die Länge, bis mit dem Tod von Hannahs Tochter Karla eine erste nennenswerte dramatische Wende einsetzt. Doch bis auf den schiefgegangenen Suizidversuch Hannahs bleibt Karlas Tod eine Episode, mit der man sich nicht in notwendigem Maße auseinandersetzt. Stattdessen setzt bald der nächste Schicksalsschlag für Hannah ein, der ebenfalls wieder nur an der Oberfläche bleibt. Nie geht der Film in die Tiefe, nie entscheidet sich der Autor für ein Thema, mit dem er sich konsequent auseinandersetzen will. Stattdessen gibt es jede Menge Trivialitäten, etwa Hannah beim Klauen in einer Bahnhofsbuchhandlung, was absolut nichts zur Sache tut. Der Film kann teilweise gut konzipierte Szenen aufweisen, doch diese bleiben lediglich lichte Moment und das übergeordnete Konzept ist nur mangelhaft durchdacht.

Katharina Thalbach, eine ambitionierte Schauspielerin, die an verschiedenen Theatern in diversen Stücken von Bertolt Brecht zu sehen war und bei Inszenierungen von „Macbeth“ und „As You Like It“ Regie führte, versucht so gut es eben geht, ihre Rolle mit dem nötigen Tiefgang zu versehen, was jedoch ein Versuch bleibt. Denn nie schafft sie es wirklich, aus Hannah eine vollständig authentische Figur zu machen, was jedoch zu einem beträchtlichen Anteil auch die Schuld des unausgegorenen Drehbuchs ist. Fritzi Haberlandt, die Hannahs beste Freundin spielt, versagt dagegen völlig darin, ihre platte Figur auch nur mit einem Quentchen Leben zu füllen. Insgesamt bleibt der Film episch und statisch ohne eine Katharsis, Nachwirkung oder Identifikation.

Das Erste strahlt «Der Mond und andere Liebhaber» am Mittwoch, den 4. August 2010, um 22.45 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/43624
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