Blockbuster-Battle

«Das Bourne Ultimatum» vs. «Spider-Man 2»

von
Diesen Sonntag muss sich der vergessliche Jason Bourne mit der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft rumschlagen.

«Das Bourne Ultimatum» (RTL)

Nachdem sich Jason Bourne in der vergangenen Woche den «Transformers» geschlagen geben musste, versucht RTL erneut mithilfe des ehemaligen CIA-Auftragskillers ProSiebens «Megablockbuster» unschädlich zu machen. In der Free-TV-Premiere «Das Bourne Ultimatum», dem nunmehr dritten Teil der erfolgreichen Thriller-Reihe, versucht der titelgebende Ex-Agent (Matt Damon) noch immer seine rätselhafte Vergangenheit zu entschlüsseln. Dabei ist ihm die CIA dichter auf den Fersen als je zuvor, will der Geheimdienst in Anbetracht der potentiellen Enthüllung brisanter und strenggeheimer Informationen doch unter allen Umständen Bournes Tod.

Basierte «Die Bourne Identität» (2002), der erste Teil der Trilogie um den unter Amnesie leidenden Ex-Geheimagenten, wenigstens noch in Grundzügen auf dem (inzwischen auch in Deutschland) gleichnamigen Roman von Robert Ludlum, wurde schon beim zweiten Teil, «Die Bourne Verschwörung» (2004), nicht viel mehr als der Titel einem von Ludlums Werken entlehnt. Auch «Das Bourne Ultimatum» hatte 2007 nur seinen Namen mit einem von dem amerikanischen Autor verfassten Buch, das in Deutschland zunächst als «Das Borowski Ultimatum» (1990) veröffentlicht wurde, gemein. Auf dem Regiestuhl für den Action-Thriller nahm zum zweiten Mal in Folge der Brite Paul Greengrass Platz, der seinem der Authentizität zuträglichen Stil treu blieb und im Zuge dessen noch exzessiver auf eine verwackelte Handkamera als gestalterisches Mittel zurückgriff. Obwohl dies einer Vielzahl von Zuschauern und auch einigen Kritikern missfiel, avancierte der wieder zum Teil in Berlin gedrehte Thriller am Ende dennoch zum mit Abstand erfolgreichsten Teil der bisherigen «Bourne»-Filme. Es ist nicht zuletzt diesem Erfolg zu verdanken, dass Hauptdarsteller Matt Damon heute zu den lukrativsten Schauspielern Hollywoods gehört. Die ursprünglichen Pläne, die Reihe nach dem dritten Teil enden zu lassen, wurden unter diesen Umständen schon bald wieder verworfen. Der Kinostart der nächsten, noch nicht näher betitelten Fortsetzung, bei der erneut Paul Greengrass und Matt Damon zusammen arbeiten sollen, ist derzeit für das Jahr 2011 angesetzt. Obwohl der amerikanische Schriftsteller Eric Van Lustbader nach Robert Ludlums Tod im Jahre 2001 vier Fortsetzungen zur ursprünglichen «Bourne»-Trilogie verfasst hat, soll auch bei «Bourne 4» am bewährten Konzept festgehalten werden und eine gänzlich neu erdachte Geschichte als Grundlage dienen. Universal Pictures genießt hierfür inzwischen noch mehr Freiheiten als zuvor, kann das Studio nach Abschluss eines Vertrages mit Ludlums Erben doch nun alleinig und uneingeschränkt über die Romanfigur verfügen.

OT: «The Bourne Ultimatum» (2007) von Paul Greengrass; mit Matt Damon, Julia Stiles, David Strathairn, Scott Glenn und Joan Allen.

«Spider-Man 2» (ProSieben)


Für ProSieben soll «Spider-Man» am Sonntagabend mit einem eigens gesponnenen Netz Jason Bourne außer Gefecht setzen. Zu Beginn des zweiten Teils der Comicverfilmungen von Sam Raimi hat der in dem Spinnenkostüm steckende Student Peter Parker (Tobey Maguire) jedoch ganz andere Sorgen als einen um sich schlagenden Einzelkämpfer mit Spezialausbildung. So leiden sein Job, das Studium sowie die Beziehung zu der noch immer heimlich von ihm geliebten Mary Jane (Kirsten Dunst) zunehmend unter dem strapaziösen Einsatz als maskierter Verbrechensbekämpfer. Schließlich fasst Peter den schweren Entschluss, das Leben als Spider-Man hinter sich zu lassen und ein normales Leben zu führen. Als der geniale Wissenschaftler Dr. Otto Octavius (Alfred Molina) in Folge eines missglückten Experiments jedoch seinen Verstand verliert, ist die Bevölkerung New Yorks mehr denn je auf die Hilfe des Superhelden angewiesen.

Bei der Unmenge an Comicfiguren, für deren Vermarktung die großen amerikanischen Verlage Marvel und DC Comics verantwortlich zeichnen, ist nur ein Bruchteil zu wirklich nennenswerter internationaler Popularität gelangt. Zu diesen zählt neben den «X-Men» (Marvel), «Superman» (DC) und «Batman» (DC) ohne Zweifel auch «Spider-Man», der erstmalig 1962 in der 15. Ausgabe von Marvels «Amazing-Fantasy»-Reihe in Erscheinung trat. In Deutschland erschienen die ersten Geschichten um den von einer radioaktiven Spinne gebissenen und fortan mit Superkräften ausgestatteten Teenager Peter Parker Mitte der 60er Jahre zunächst unter dem Titel «Die Spinne». In der Folgezeit gab es zahlreiche Versuche, «Spider-Man» sowohl als Zeichentrick- als auch in Form einer Live-Action-Serie umzusetzen. Während die meisten davon als gescheitert oder allenfalls mäßig erfolgreich betrachtet werden können (drei Doppelfolgen der amerikanischen Serie «The Amazing Spider-Man» aus den 70er Jahren wurden immerhin in deutschen Kinos gezeigt), war es vor allem die ab 1994 von FOX produzierte Trickserie «Spider-Man: The Animated Series», die dem Spinnenmann in den 90er Jahren noch einmal zu einem bedeutenden Popularitätsschub verhalf. Seinen unbestrittenen Höhepunkt erreichte das «Spider-Man»-Franchise jedoch mit den Realverfilmungen von Sam Raimi, die ihren Anfang im Jahr 2002 nahmen. Dabei begleiteten zahlreiche kritische Äußerungen die Wahl des Regiepostens für das millionschwere Comicfilmprojekt, hatte Raimi zuvor doch hauptsächlich durch kleine Fun-Splatter-Filme wie die «Tanz der Teufel»-Trilogie, die in ihrer ungekürzten Fassung in Deutschland noch immer indiziert ist, auf sich aufmerksam gemacht. Aller Anfeindung zum Trotz wurde «Spider-Man» am Ende aber zu einem werktreuen, rundum gelungenen und mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 820 Mio. US-Dollar auch überaus erfolgreichen Blockbuster. Damit sprach nichts mehr gegen die schon im Vorfeld geplante Fortsetzung und so fand diese bereits zwei Jahre später ihren Weg in die Lichtspielhäuser. «Spider-Man 2» wurde wenig überraschend ein ähnlicher Erfolg wie sein Vorgänger, sodass schon ein Jahr später mit der Produktion eines dritten Teils begonnen wurde, der schließlich im Jahre 2007 in den Kinos startete.

OT: «Spider-Man 2» (2004) von Sam Raimi; mit Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Alfred Molina, James Franco und Rosemary Harris.

Die Empfehlung von Quotenmeter.de


Ausgeglichener als diesen Sonntag kann ein Spielfilmduell wohl kaum sein, lassen sich doch beiden Blockbustern nicht allzu viele Mängel attestieren. So zeichnen sich «Das Bourne Ultimatum» und «Spider-Man 2» gleichermaßen durch eine packende Geschichte sowie intelligente und spannend inszenierte Unterhaltung aus, bei der entgegen der Konventionen des herkömmlichen Actionkinos auch die Entwicklung der ausgezeichnet besetzten Figuren keineswegs zu kurz kommt. Bei beiden Filmen ist außerdem die Kenntnis der Vorgänger sehr von Vorteil (insbesondere im Fall von «Bourne»), wobei es trotz der direkten Anknüpfung an die Ereignisse des jeweils vorangegangen Teils unter Umständen möglich ist, sich auch als „Laie“ in die Handlungen hineinzufinden. Im Detail setzen die beiden Actionfilme dann aber doch unterschiedliche Schwerpunkte. «Das Bourne Ultimatum» auf der einen Seite legt insbesondere Wert auf das nun wieder stärker in den Fokus rückende Mysterium um Bournes Vergangenheit sowie die rasanten Hetzjagden, welche aufgrund ihrer optischen Darbietung die Nerven des ein oder anderen Zuschauers sicherlich strapazieren, sich jedoch gerade durch den authentischen Handkameraeinsatz auch außerordentlich intensiv gestalten und daher kaum Zeit zum Verschnaufen lassen. Sam Raimi und seinem Team war es mit «Spider-Man 2» auf der anderen Seite vor allem wichtig, die Gefühlswelt der Protagonisten differenziert zu beleuchten und in diesem Zusammenhang hauptsächlich die allzu menschlichen und alltäglichen Probleme seiner Hauptfigur aufzuzeigen. Auch im Fall des Bösewichts gelingt es dem Film, das äußerst ausgefeilte Bild einer tragischen Persönlichkeit zu zeichnen, was nicht zuletzt der überragenden Darstellung Alfred Molinas zu verdanken ist. Dennoch reicht die Comicadaption im direkten Vergleich nicht ganz an die Klasse seines Vorgängers heran, zu vorhersehbar sind einige Aspekte des groben Storyverlaufs, ein wenig zu übertrieben gestaltet sich das Finale. Darüber hinaus lassen sich bestimmte CGI-Elemente vor allem aus heutiger Sicht an der einen oder anderen Stelle doch etwas zu deutlich ausmachen. Gerade in diesen Punkten weiß wiederum «Das Bourne Ultimatum» mit seinen überraschenden Enthüllungen und der hyperrealistischen Inszenierung zu überzeugen. Auch wenn er auf zwischenmenschlicher Ebene gegen «Spider-Man 2» den Kürzeren zieht, ist der großartige Abschluss und gleichzeitig beste Teil der durchweg spannenden «Bourne»-Trilogie einen Tick packender als das zweite große Leinwandabenteuer des berühmten Comichelden. Jason Bourne kann Spider-Mans akribisch gesponnenem Netz also knapp entrinnen und weiter unbeirrt auf den Pfaden seiner Vergangenheit wandeln.

Der Sieg geht an «Das Bourne Ultimatum» um 20.15 Uhr auf RTL.

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