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«Löwen», helft! Fünf tolle VOX-Formate, die zu Unrecht Fälle für die Quoten-Nothilfe wurden

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Der Privatsender hat in den vergangenen Jahren viele tolle Formate geschickt, die im Gegensatz zu «Die Höhle der Löwen» teilweise unverdient aufgrund problematischer Sendeplätze gescheitert sind. Wir rufen diese unentdeckt gebliebenen Perlen wieder in Erinnerung - als potenzielle Lead-Out-Optionen für den Gründershow-Giganten.

Wieso nach «DHDL»?

Bei der Auswahl der Formate haben wir nach (etwa) einstündigen Sendungen Ausschau gehalten, die in der Vergangenheit auf anderen Sendeplätzen ausprobiert wurden und gescheitert sind. Dabei zeigte sich zuletzt etwa bei «Meine Familien-Firma» und «Ich, einfach unvermittelbar?», dass ruhig und sachlich erzählte Sendungen mit teils sogar gemeinhin für schwierig und wenig fernsehtauglich befundenen Themen (z.B. Behinderungen) am späteren Abend und mit Löwengebrüll im Vorfeld zu beachtlichen Quotenhits avancieren können. Selbstredend geht dies aber nicht mit einer Hit-Garantie für die von uns genannten Formate einher.
Bei VOX war man in den vergangenen Jahren ziemlich umtriebig auf der Suche nach guten Formatideen, die für authentisches Fernsehen stehen und oftmals insofern mutig sind, dass sie meist nicht einfach dem nächstbesten Trend hinterherhecheln, sondern eigene Akzente zu setzen versuchen. Im besten Fall führte dies in den vergangenen Jahren zu grandiosen Erfolgen der Marke «Die Höhle der Löwen» oder von der diesjährigen Staffel einmal abgesehen auch «Sing meinen Song», in weniger guten Fällen kommen solide Quotenerfolge wie etwa bei «Ewige Helden» zustande - und im schlechtesten Fall muss man hin und wieder auch bittere Enttäuschungen hinnehmen, obgleich den Formaten qualitativ wenig vorzuwerfen ist. Wir haben uns einige Formate herausgesucht, die unseres Erachtens letztgenannter Kategorie entsprechen und in der Vergangenheit meist unglücklich im Programmschema integriert wurden und schlagen diese als möglichen televisionären "Nachgang" zur Löwenhöhle vor (siehe auch Infobox).


«Unsere Schule» und «Eine Nacht mit dem Ex»


Noch ganz frisch sind die Wunden, die der Sender bei der Ausstrahlung dieser beiden Formate zu lecken hat. Mit gleich zwei ebenso unspektakulär wie sympathisch aufgezogenen Dokusoaps wollte man den großen Wurf am Montagabend schaffen, ging aber gegen «Wer wird Millionär?» und die geballte Sheldon-Dosis nach einem guten Auftakt ziemlich schnell unter. Mit immerhin jeweils rund sechs Prozent Marktanteil beim jungen Publikum war das Duo kein Fall für die Quotentonne, mehr erhofft hatten sich die Verantwortlichen aber fraglos. Für späten Aufwind sorgte hintenraus etwas überraschend der Versuch, die beiden Sendungen in Doppelfolgen möglichst schnell über die Bühne zu bringen, wobei insbesondere die zweite «Eine Nacht mit dem Ex» mit knapp sieben Prozent des jungen Publikums gar nicht mal schlecht performte.

Das deutet bereits an, wo der Fehler der vorherigen Wochen gelegen haben könnte: VOX war zu gierig, was die Auswahl des Sendeplatzes anbetrifft. Beide Formate erfordern nämlich eine hohe Bereitschaft des Zuschauers, sich auf atmosphärisches, ja durchaus gefühliges Fernsehen einzulassen, das jedoch nie kitschig oder platt daherkam. Für die Primetime war das ziemlich viel verlangt, offensichtlich zu viel für eine ganze Staffel. Beide Projekte erscheinen prädestiniert für den Spätabend, wären qualitativ viel zu schade für eine Absetzung und schlagen tonal in quasi dieselbe Kerbe wie die zuletzt ausgestrahlten VOX-Dokus am Dienstag - nur geht es eben leider nicht um Jobs.

Hier geht es zu unserer Kritik von «Unsere Schule».
Und hier geht es zu unserer Kritik von «Eine Nacht mit dem Ex».


«Die Notrufzentrale»


Ein echter Notfall für die Programmplanung: Wo platziert man eine Sendung, die sich mit dem spannenden und zugleich doch ziemlich unscheinbaren Alltag der Mitarbeiter in den Einsatzleitstellen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst befasst, am besten? An zwei ziemlich attraktiven Stellen im Programm, nämlich montags nach dem Dauerbrenner «Goodbye Deutschland!» und donnerstags nach den ebenfalls oft sehr erfolgreichen Spielfilm-Ausstrahlungen hat man es bereits versucht, was meist zu überschaubaren, aber eben auch nicht wirklich schlechten Quoten von durchschnittlich rund sechs bis sieben Prozent führte. Erst im September testete man die Sendung dann noch freitags nach der wenig erfolgreichen Feuerwehr-Actionserie «Chicago Fire» aus, was allerdings komplett nach hinten losging und nach nur einem Versuch wieder unterlassen wurde, um kein Potenzial zu vergeuden.

Doch wohin nur mit dieser sehenswerten Reality-Doku, deren Qualität offensichtlich auch der Sender erkennt, nur nicht optimal zu nutzen weiß? Hier ist guter Rat tatsächlich teuer, denn so leicht der Vorschlag «Löwen»-Nachgang auch geäußert ist, so fraglich bleibt es, ob die Sendung hier aufzublühen weiß. Kapitale Fehler bei der Auswahl des Sendeplatzes sind VOX in diesem Fall kaum vorzuhalten, selbst die Option am Freitag hätte mit ein wenig Fantasie funktionieren und diesen lahmenden Abend auf Vordermann bringen können. Die Platzierung der Sendung bleibt eine Crux - und zu einzigartig, sehenswert und erfolgreich, um sie einzustellen, ist sie eigentlich auch.


«Knife Fight Club»


Nicht allen gefiel diese als wöchentliche Latenight konzipierte Action-Kochshows mit großen Egos, doch überwiegend wurde sie in der Kritik positiv besprochen - und erhielt im Frühjahr dieses Jahres den vermeintlich attraktiven Sendeplatz am Donnerstagabend nach dem wöchentlichen Blockbuster, wo sie sich aber mit im Schnitt nur gut fünf Prozent der Zielgruppe sehr schwer tat. Neben der Formatidee war auch der Sendeplatz ein Wagnis, das letztlich nicht aufging, womit sich nun die Frage anschließt: Glaubt man immer noch an die Idee und gibt ihr ein Show-Lead-In, wofür neben dem Dienstag- sicherlich auch der allerdings meist mit «Prominent!» sehr erfolgreich bestückte späte Sonntagabend in Frage kommt oder lässt man die Sendung fallen? Der eine oder andere Kritiker würde sich sicherlich über die Realisierung der erstgenannten Option freuen.

Hier geht es zu unserer (allerdings tendenziell eher negativen) Kritik zur ersten Folge.


«The Story of My Life»


Schöner als mit dieser Sendung ist VOX in seiner Sendergeschichte nur selten gescheitert. In der von Desiree Nosbusch moderierten Talk(!)show ließen sich Promi-Paare durch professionelle Maskenbildner in mehreren Schritten um Jahrzehnte älter schminken, was als visuelle Hilfe dafür dienen sollte, um über das gemeinsame Altern und die Beziehung zueinander zu reflektieren. Klingt genauso ambitioniert bis seltsam, wie es sich dann auch in der konkreten Umsetzung anließ, hatte dem Zuschauer und den prominenten Protagonisten aber in seinen besten Momenten auch ein beeindruckendes Maß an Intimität zu geben. Das große Problem: Wer nicht zu 100 Prozent in der Lage und bereit war, sich auf dieses Erlebnis einzulassen, hatte schnell verloren, sodass die Sendung bei einigen Promi-Paaren weitaus besser funktionierte als bei Anderen und das Massenpublikum am Dienstagabend zur besten Sendezeit heillos überforderte. Trotz streckenweise desolater 2,4 Prozent Marktanteil hielt VOX an diesem ebenso gut gemeinten wie gut gemachten Projekt bis zum Ende fest und kletterte hintenraus sogar wieder auf fast schon akzeptable knapp fünf Prozent, bevor nach sechs Folgen Schluss war.

Wenn man sich nichts vormachen möchte, dürfte «The Story of My Life» damit beendet sein, doch man kann auch Argumente für eine Fortsetzung finden: Die Nominierungen für den Grimme-Preis und die Rose d'Or etwa, zwei renommierte Branchenpreise, die für hochklassige Unterhaltung stehen. Oder die hintenraus wieder steigenden Quoten trotz des für ein solch anspruchsvolles Format ohne jede "Action" komplett ungeeigneten Sendeplatzes. Für die Idee "Ruhe nach dem Show-Sturm" erscheint diese Sendung prädestiniert - und damit eventuell auch für den Slot nach «DHDL».

Hier geht es zu unserer Kritik von «The Story of My Life», das übrigens auch für den Quotenmeter-Fernsehpreis nominiert war.

Welche Quoten-Enttäuschung sollte deiner Meinung nach revitalisiert werden?
«Unsere Schule» / «Eine Nacht mit dem Ex»
23,9%
«Die Notrufzentrale»
42,0%
«Knife Fight Club»
7,3%
«The Story of My Life»
18,0%
«One Night Song»
8,8%


«One Night Song - Blind-Date im Wirtz-Haus»


Sicher kein Flop im klassischen Sinne, sondern eher ein Format mit bewegter Vergangenheit ist diese Musikshow mit Rockmusiker Daniel Wirtz, die bislang schon sieben Mal am VOX-Dienstag zu sehen war und dabei von desolaten 2,5 Prozent nach «The Story of My Life» bis hin zu grandiosen 10,8 Prozent nach «Sing meinen Song» ziemlich viel ausschöpfte, was das Quotenmeter so an Range hergab. Für das spätabendliche Ausklingen-Lassen der «Tauschkonzert»-Abende ist die Sendung letztlich wahrscheinlich hinsichtlich ihres Audience-Flows sogar besser geeignet, doch diesbezüglich präsentierte sich der Privatsender in diesem Jahr ungewohnt ambitionslos und begnügte sich mit wenig erfolgreichen Wiederholungen des ebenfalls sehenswerten Genre-Kollegen «Meylensteine».

Sollte man also auch bei künftigen «Sing meinen Song»-Staffeln am Spätabend anders verplant sein, kann sich auch diese sehenswerte Sendung als Option für die Löwenhöhle anbieten. Interessant war es abermals, Wirtz und einen bekannten Musiker aus allen möglichen Genres dabei zuzusehen, wie sie auf einen gemeinsamen Musikauftritt hinarbeiteten - zumal der sehr direkte Rockmusiker bei manch einem Kollegen für die eine oder andere Schärfe sorgte, die tonal eher zu den «Löwen» als zu den beiden genannten Musiksendungen passte, welche doch arg auf Dauer-Harmonie abzielen.

Hier geht es zu unserer Kritik der (ziemlich harmonischen) ersten Folge von «One Night Song» mit Andreas Gabalier.

Kurz-URL: qmde.de/105143
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