Cast und Crew
- Regie: Hans Steinbichler
- Darsteller: Petra Schmidt-Schaller, Ina Weisse, Simon Schwarz, Helmut Lohner, Hildegard Schmahl, Hary Prinz, Karl Fischer, Doris Hindinger
- Drehbuch: Martin Ambrosch
- Kamera: Bella Halben
- Schnitt: Wolfgang Weigl
- Musik: Alex Komlew
- Szenenbild: Heike Lange
Das von Regisseur Hans Steinbichler inszenierte Drama nimmt seinen Anfang, als Lydia (Ina Weisse) nach jahrzehntelanger Funkstille völlig überraschend aus den USA zurückkehrt und ihre Familie im beschaulichen Alpenort Bad Gastein besucht. Nur kurz freuen sich Halbschwester Eva (Petra Schmidt-Schaller), Mutter Karin (Hildegard Schmahl) und Stiefvater Hans (Helmuth Lohner) sowie Halbbruder Max (Hary Prinz) über das Wiedersehen. Denn wie sich rasch zeigt, nutzt Lydia ihre Heimkehr, um mit dunklen Momenten der Vergangenheit abzurechnen: Christian (Simon Schwarz), der Verlobte Evas, soll sie als 14-Jährige vergewaltigt haben.
Eva befindet sich daher in einem emotionalen Dilemma: Einerseits ist sie davon überzeugt, dass Lydia Lügengeschichten verbreitet, andererseits ist sie es, die in den vergangenen Jahrzehnten ihre Schwester am meisten vermisst hat. Soll sie aufgrund von Lydias Vorwürfen nun doch einen Schlussstrich unter der Geschwisterliebe ziehen? Oder soll sie Lydia verzeihen – oder ihr gar helfen? Denn in Evas Augen ist Lydia ganz klar weiterhin so psychisch labil wie einst in der Pubertät, während derer sie sich das Leben nehmen wollte … Derweil leidet Christian darunter, dass sich im Dorf das Gerücht, er habe Lydia vergewaltigt, wie ein Lauffeuer verbreitet, und er dem entsprechend von seinen Mitmenschen geächtet wird. Es kommt zu einer die Familie zersetzenden Teufelsspirale an Ereignissen…
Dieser potentielle Seifenoper-Stoff voller Lügen und Intrigen wird von «Hierankl»-Regisseur Hans Steinbichler auf das hochdramatische Niveau einer griechischen Tragödie emporgehoben. Mit schwerer, desolater Musik von Alex Kornlew und wenig einladenden Alpenpanoramen, welche die Abgründe und Schattenseiten in den Fokus nehmen, schafft der Filmemacher eine schwermütige Stimmung, die er durch visuelle Metaphern unterstreicht. So fängt die von Bella Halben geführte Kamera wabernde Nebelschwaden ein und Autos, die in Tunnel hineinfahren – ehe sie die Tunnel verlassen, schneiden Steinbichler und Cutter Wolfgang Weigl jedoch wieder weg. Bad Gastein, der Ort des Verlorenseins, wo es keinen Ausweg gibt …

«Das Dorf des Schweigens» ist am 22. Februar 2016 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
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