Sonntagsfragen

Jochen Schropp: „Ausflüge zu ZDFneo geben mir neue Impulse“

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Der Moderator ist aktuell der Allrounder schlecht hin. Mit Schropp sprachen wir natürlich über «Big Brother», aber auch über seine Gastauftritte im Sat.1-Flop «Mila». Außerdem: Was macht eigentlich sein Traum von einer eigenen Late-Night-Talkshow?

Zur Sendung

Wie schnell lassen sich Gruppen manipulieren – bis hin zur Eskalation? Und wie kann am Ende doch noch eine Versöhnung herbeigeführt werden? Diesen sozial-psychologischen Fragen geht das neue ZDFneo-Format «Plötzlich Krieg? – Ein Experiment» nach, das in einem stillgelegtem Stasi-Krankenhaus in Berlin gedreht wurde – zu sehen am 27. und 28. Oktober jeweils um 21.45 Uhr.
Jochen Schropp, für ZDFneo begleiten Sie das Social-Factual-Format «Plötzlich Krieg?» – was müssen wir uns darunter vorstellen?
«Plötzlich Krieg?» ist ein Experiment, sowohl auf sozialer Ebene, als auch für uns Fernsehmacher. Wir wollten aufzeigen, wie sich zwei Teams aus jeweils sechs Menschen, die sich vorher völlig unbekannt waren, innerhalb kürzester Zeit manipulieren lassen, wie Situationen eskalieren und zu einem kriegsähnlichen Zustand führen. Auch für uns war das Neuland, und wir wussten nicht, ob das Experiment gelingen wird oder nicht. Trotz mehrfachem Gucken, bin auch ich als Beteiligter immer noch fassungslos, welche Dynamik unser Experiment in kürzester Zeit bekommen hat.

Das Thema scheint angesichts der Ukraine-Krise oder der Flüchtlingsproblematik einen aktuellen Hintergrund zu bekommen? Das Format basiert auf dem sogenannten „Robber's-Cave-Experiment", das besagt, dass es zum Abbauen von Stereotypen nicht immer ausreicht, nur Kontakt zwischen den Gruppen herzustellen, sondern dass auch gemeinsame Ziele notwendig seien, richtig?
Das „Robber's-Cave-Experiment" diente lediglich als Vorlage, es wurde in den 50er-Jahren in einer völlig anderen Zeit in einer Art Ferienlager durchgeführt. Unser Konfliktexperte Christopher Lesko hat es dann gemeinsam mit der Produktionsfirma Doclights und ZDFneo weiterentwickelt. Im Gegensatz zu anderen TV-Experimenten wie «Der Rassist in uns» oder «Auf der Flucht» gab es für «Plötzlich Krieg?» kein ausländisches TV-Format, an dem wir uns orientieren konnten. Bei der Entwicklung war es noch nicht absehbar wie brisant das Thema Krieg bei Durchführung und Ausstrahlung des Projektes sein wird.

Unterhaltung und Information lässt sich im Fernsehen ja auch kombinieren - wie Sie mit diesem Social-Factual-Format beweisen wollten…?
Das ist ja jetzt nichts Neues (lacht). Wissen und Unterhaltung schließen sich in keinem Falle aus, wie viele erfolgreiche Formate beweisen. Information unterhaltsam vermitteln hätte ich mir während meiner Schulzeit öfter gewünscht. Und wir gehen noch einen Schritt weiter, in dem wir den Prozess hinter der Kamera, wohl gemerkt auch unsere Fehler, offen legen. Daher arbeiten wir tatsächlich auf drei Ebenen, die man so noch nicht gemeinsam in einem Format erleben durfte: Reportage, Spielshow und Behind-The-Scenes.

Als «Promi Big Brother»-Moderator sind Ihnen TV-Experimente bekannt. Inwieweit gibt es da Parallelen?
Oberflächlich gibt es natürlich Parallelen. Unsere Teilnehmer wurden 24 Stunden von Kameras beobachtet und mussten in Spielen gegeneinander antreten. Das Genre ist allerdings ein anderes. Ich war bei «Plötzlich Krieg?» neben der klassischen Moderation auch journalistisch tätig und als Reporter aktiv in die Entwicklung jedes einzelnen Tages eingebunden.

Verfolgen Sie eigentlich die aktuelle „Normalo“-«Big Brohter»-Staffel?
Ich habe in die Auftaktshow reingeschaut, da ich das Team durch zwei Staffeln «Promi-BB» gut kenne und mit meinen Kollegen sehr verbunden bin. Da die Staffel während meines Urlaubs gestartet ist, konnte ich sie nicht durchgehend gucken. Ich verfolge aber natürlich, was Rainer Laux und sein Team sich alles so einfallen lassen.

Ärgert es Sie, wenn in sogenannten Qualitätsfernsehen-Debatten Sendungen wie «Big Brother» oder ähnliche Formate als angebliches Trash-TV bezeichnet wird?

Ich sage es immer wieder gerne: «Promi Big Brother» ist gut gemachtes, unterhaltsames Fernsehen. Und ich bin auch der Meinung, dass man bei Reality-Formaten, wie ich sie lieber nenne, etwas lernen kann. Über Gruppendynamik und zugegebenermaßen auch über menschliche Abgründe. Das «Dschungelcamp» hat früher auch nur jeder vor vorgehaltener Hand geschaut, nach einigen Nominierungen und Preisen ist es nun auch in akademischen Kreisen geduldet. In Deutschland ist die Qualitätsfernsehen-Debatte größer als in anderen Ländern, und das ist auch gut so. Wichtig ist aber doch, dass wir eine Vielfalt bieten, die unterschiedliche Zuschauer anspricht. Ich möchte gerne selber entscheiden, ob mir nach Polit-Talk oder Gameshow zumute ist. Im besten Falle verbindet eine Sendung wie «Plötzlich Krieg?» beides.

Sie gehören ja zu den eher wenigen Moderatoren, die Sender-übergreifend on-air sind. Inwieweit bewahren Sie sich ganz bewusst diese Freiheit im umkämpften Showgeschäft?

Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit habe. Es ist sicherlich klar erkennbar, dass ich momentan hauptsächlich für ProSiebenSat.1 arbeite, aber Ausflüge wie zu ZDFneo geben mir zusätzlich nochmal andere Impulse. ProSiebenSat.1 hat mir die Möglichkeit gegeben, bei «Plötzlich Krieg?» dabei zu sein und nochmal eine andere Seite zu zeigen. Ich weiß zu schätzen, dass meine Sendergruppe es als Bereicherung versteht, anstatt als Fremdgehen.

In diesem Zusammenhang liest man bei Moderatoren schnell das umstrittene Schlagwort „Allzweckwaffe" - ein Luxusproblem oder eher nervig?

Ich mag das Wort nicht besonders, weil es auf Medienportalen wie auch Ihrem meist negativ benutzt wird. Sollten Sie das Wort in Zukunft in einen anderen, positiven Zusammenhang stellen, kann sich meine Abneigung ja auch ändern. (lacht) Im Endeffekt soll es doch heißen, dass man breit aufgestellt ist, und das ist sicherlich nicht das Schlechteste.

Richtig, in diesem Falle war es auch so ohne negative Assoziation gemeint… Welche aktuellen TV-Projekte planen Sie derzeit noch? Ihre «Mila»-Drehtage sind ja leider hinfällig geworden...
Ich habe für mich jedoch gemerkt, dass ich mich auch wieder mehr der Schauspielerei widmen möchte, von der ich ja eigentlich komme und die aus Zeitgründen zuletzt oft zu kurz kam. Eine Szene entstehen zu lassen war auch bei einer täglichen Serie wie «Mila» ein schöner, kreativer Prozess, der mich sehr glücklich gemacht hat.
Jochen Schropp
Was ich im Übrigen sehr schade finde. Ich war anfänglich nur als Gastrolle auf zwei Tage angedacht, aus denen dann mehr wurden, weil die Chemie zwischen Susan und mir gut funktioniert hat. Keiner von uns hat damit gerechnet, wie kurzlebig das ganze werden würde. Ich habe für mich jedoch gemerkt, dass ich mich auch wieder mehr der Schauspielerei widmen möchte, von der ich ja eigentlich komme und die aus Zeitgründen zuletzt oft zu kurz kam. Eine Szene entstehen zu lassen war auch bei einer täglichen Serie wie «Mila» ein schöner, kreativer Prozess, der mich sehr glücklich gemacht hat. Daher würde ich neben der Moderation auch gerne wieder mehr spielen. Die ersten Drehtage bei «Mila» hatte ich übrigens während «Plötzlich Krieg?», es ist also möglich beides zeitlich zu kombinieren, wenn man frühzeitig plant und die richtigen Partner hat.

Wie steht es um «Die große Revanche»?
Die letzte aufgezeichnete Folge wird 2016 in Sat.1 ausgestrahlt werden.

Was macht eigentlich Ihr „Late Night Show"-Traum, den Sie in anderen Interviews äußerten?
Wir wissen alle, wie schwer es Late-Night-Shows haben. Ich könnte mir aber Talkshows wie «3 nach 9» oder «Riverboat» sehr gut als Moderator vorstellen! Bei «Plötzlich Krieg?» darf ich zeigen, dass ich nicht nur auf der großen Showbühne bestehen kann, sondern auch in den leisen Tönen einen guten Instinkt für ein Gespräch mitbringe.

Vielen Dank für das Interview, Jochen Schropp!

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