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«Prankenstein»: Gerckes Primetime-Debüt verkommt zur Luftnummer

von   |  1 Kommentar

Eine steife Moderatorin, ein bemüht auf Neudeutsch getrimmter Show-Titel und lieblose Versteckte-Kamera-Streiche: So lassen sich die Zutaten des ProSieben-Neustarts kurz zusammenfassen.

Moderationen von Lena Gercke

  • 2009-2012: «Austria's Next Topmodel»
  • seit 2013: «red!»
  • ab 2015: «Prankenstein»
  • ab 2015: «The Voice of Germany» (mit Thore Schölermann)
Neun Jahre nach ihrem Sieg bei «Germany's Next Topmodel» könnte Lena Gercke auch endlich der Durchbruch auf großer Show-Bühne gelingen, immerhin darf sie bald an der Seite von Thore Schölermann durch «The Voice of Germany» führen und bekam an diesem Samstag sogar ihre erste große Primetime-Show. Doch zumindest «Prankenstein» könnte schon sehr bald wieder Geschichte sein, denn die Premiere des Formats enttäuschte in vielerlei Hinsicht. Kreativ war die Umsetzung des allzu bekannten Versteckte-Kamera-Prinzips bestenfalls dahingehend, dass man krampfhaft versuchte, das deutsche Wort "Streich" durch die englische Bezeichnung "Prank" zu ersetzen. Damit war der Einfallsreichtum der Programmplaner dann allerdings wohl bereits erschöpft, denn inhaltlich verpufften die allermeisten Strei... Verzeihung, Pranks schon, bevor auch nur der Hauch von Amüsement aufkam. Und auch Gercke selbst konnte keine Akzente setzen.

Alleine schon die Prämisse, für dieses Format überhaupt eine Moderatorin zu benennen, ist an sich völlig überflüssig. Schließlich geht beinahe die gesamte Sendezeit dafür drauf, die (ebenfalls ohne erkenntlichen Sinn) in einem Top-Ten-Ranking präsentierten "Pranks" nacheinander abzuhaken. Zwar gibt es einen Moderationsteil zwischen den einzelnen Clips, der jedoch dient nur dazu, dass die Beteiligten in einem einstudiert wirkenden Kommentar noch einmal neckisch auf den zuvor gesehenen "Prank" rekurrieren und Lena die Möglichkeit bekommt, zum nächsten Platz überzuleiten. Das macht sie gar nicht mal allzu gut, ist allerdings aufgrund der Kürze dieser originären Moderationsteile nicht das Hauptproblem von «Prankenstein».

Deutlich schwerer wiegt dann schon der Umstand, dass die gezeigten Streiche nahezu ausnahmslos verpuffen und sich kaum einmal eine wirkliche Dynamik entfaltet. So besteht eine Pointe darin, einen jungen Mann unter Hypnose zu setzen und ihn anschließend schlafend in ein Affengehege zu verfrachten, wo er schließlich aufwacht und... nunja, verdutzt guckt. Und damit hat sich die Sache dann auch. Eine junge Frau soll damit in Angst und Schrecken versetzt werden, dass ein Kleinwüchsiger in einen ausgestopften Teddybären steigt und sich sprechend auf sie zu bewegt. Hier generiert man zumindest einen kurzen Schrei-Moment, doch zu mehr reicht es dann eben auch nicht. Der Versuch, einen Fußballer zum Gespött seiner Mannschaftskameraden zu machen, indem man ihm einen kleinen Stromschlag ins Bein versetzt, scheitert gar komplett - denn der Sportler verspürt nicht mehr als ein dezentes Kribbeln.

Das sind drei Beispiele für das showübergreifende Hauptproblem: Handzahme, lieblose Streiche, die zwar im Vorhinein sehr ordentlich in Szene gesetzt werden, sich bei ihrer Durchführung letztlich aber beinahe ausnahmslos als mehr oder minder dramatische Rohrkrepierer erweisen. Dabei hat ProSieben mit «The Big Surprise» kürzlich erst gezeigt, dass man durchaus eine stimmig durchdachte Versteckte-Kamera-Show produzieren kann. Doch während Palina dramatische Situationen kreiert, in denen die Protagonisten einen Albtraum nach dem anderen durchleben und somit wirklich an ihre Grenzen gebracht werden - um anschließend fürstlich durch einen Herzenswunsch entschädigt zu werden -, belassen es Gercke und ihre drei männlichen Kollegen (Antoine Monot Jr., Daniel Wiemer und Jan Stremmel) bei einem meist ebenso harmlosen wie kurzen Schock-Moment und lösen die Situation genau dann schon auf, wenn sie ansatzweise spannend werden könnte. Einer von vielen inszenatorischen Fehlgriffen, den man leider nahezu konsequent durchzieht.

Mit viel gutem Willen lassen sich hiervon eventuell noch die beiden "Promi-Pranks" abgrenzen, in denen Thore Schölermann und Lena Meyer-Landruf aufs Glatteis geführt werden sollen. Die «ESC»-Lena wird auf einem offenen Gewässer zunächst damit erschreckt, dass ein junger Mann wenige Meter von ihr entfernt vermeintlich ins Wasser fällt und zu ertrinken droht, was sie sichtlich erschreckt. Anschließend wird ein wenig an ihrem Boot gerüttelt, plötzlich tauchen Riesententakel unmittelbar neben ihrem Boot auf - und Lena durchschaut die Situation in Anbetracht ihrer Absurdität. So enttäuschend auch dieser Versuch letztlich endet, kann man den Machern hier immerhin noch zugute halten, dass sie nicht wie in den meisten anderen Fällen nach dem ersten kleinen Schreckmoment gleich die Situation auflösen. Aber ja, es braucht schon viel guten Willen, um so etwas zu loben.

Immerhin Antoine Monot weiß diese ansonsten humorbefreite Fernsehzone punktuell durch seinen sarkastischen, mitunter intelligenten, mitunter einfach auch absurden Humor zu bereichern. Zwar lässt auch er sich dazu hinreißen, in den Studioparts schlecht geschriebene Dialoge runterzurattern, doch während der Vorbereitung und Durchführung der Streiche innerhalb der Einspieler vermag er als Einziger, das (oft wahrlich nicht spektakuläre) Geschehen aufzugreifen und eine Situationskomik zu kreieren. Gewiss ist ein Mann seiner Klasse hier aber auch verschenkt, eine Sternstunde seiner Karriere ist «Prankenstein» definitiv nicht.

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Der zehnte und letzte "Prank" besteht dann übrigens daraus, dass den männlichen "Prank-Mastern" (ja, so nennt ProSieben sie wirklich) Sahne ins Gesicht geschleudert wird. Und daran lässt sich auch ganz gut ablesen, auf welchem humoristischen Niveau diese Produktion operiert. Amüsement kommt bei all dem derart selten auf, dass «Prankenstein» schlicht und einfach eine Vergeudung von drei Stunden Lebenszeit darstellt. Selbst «Verstehen Sie Spaß?» wirkt im direkten Vergleich noch immer wesentlich frischer und einfallsreicher - ganz ohne sinnloses Ranking oder einen auf Coolness getrimmten Anglizismus im Titel. Eins aber kann der Zuschauer dann doch mitnehmen: Wer total auf der Höhe der Zeit sein will, sollte das Wort "Bubbles" dringendst in seinen Sprachgebrauch übernehmen. "Luftblase" ist echt mal sowas von 2014. Einer dieser Bubbles ist am Samstagabend jedenfalls exploded - und dürfte nur im Falle überzeugender Einschaltquoten zu retten sein.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Atalanttore
23.08.2015 02:38 Uhr 1
Anstatt Prankenstein hätte die Sendung auch Streichenstein heißen können, aber die Verwendung von keineswegs gängigen Anglizismen soll die Show wohl hipp und cooler wirken lassen – als sie eigentlich ist.



Versteckte Kamera kann durchaus lustig sein, aber als Moderatorin sollte dann schon eine richtige Entertainerin durch die Sendung führen und nicht eine Ziehtochter der Oberflächlichkeit in Person.
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