Hingeschaut

Großes Kino beim kleinen Wayne?

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Die Neuauflage von «Deal or No Deal» wirkte perfekt durchchoreografiert - an einigen Stellen sogar eine Idee zu perfekt, um mit den Akteuren sympathisieren zu können. Auch der neue Moderator steht für fehlerfreie Langeweile.

Infos zu Wayne Carpendale

  • Sohn von Howard Carpendale, verheiratet mit Annemarie Carpendale (ehemals Warnkross)
  • Vorwiegend als Schauspieler in deutschen Fernsehserien und -filmen aktiv
  • Erster Sieger der Tanzshow «Let's Dance»
  • Moderierte Ende 2006 mit Mirjam Weichselbraun die achtteilige Show «Dancing on Ice»
Die ProSiebenSat.1-Gruppe macht in diesem Sommer hinsichtlich ihres Show-Aufgebots Ernst: Zahlreiche Formate starten in diesen Wochen, gehen wie «Got to Dance» oder «Schlag den Star» in eine weitere Staffel oder werden nach einer mehrjährigen Ruhepause wiederbelebt. Neben Thore Schölermann, der als neuer Moderator der «Perfekten Minute» fungiert, steht in erster Linie Wayne Carpendale für das Sat.1-Show-Recycling und soll neben «Nur die Liebe zählt» auch «Deal or No Deal» wieder salonfähig machen. Für den Privatsender steht dabei einiges auf dem Spiel, erneute Quotenflops kann man sich nicht erlauben. Den extremen Erfolgsdruck merkt man der Neuauflage der Koffershow allzu deutlich an, denn sie wirkt glatt und emotionslos, wie ein perfekt programmierter TV-Roboter. Und einige Zufälle der Auftaktsendung lassen durchaus an der Authentizität des Gesendeten zweifeln...

Neben der offensichtlichen Veränderung auf dem Posten des Moderators, wo Carpendale den inzwischen vorrangig bei den Öffentlich-Rechtlichen aktiven Guido Cantz ersetzt, wurde auch an einigen inhaltlichen Stellschrauben gedreht: Es gibt keine Koffer-Girls mehr, die abseits des eigentlichen Show-Geschehens die anspruchsvolle Aufgabe haben, zu lächeln, ihren Geldkoffer minutenlang zu halten und diesen dann auch noch zu öffnen, sobald der Kandidat dies wünscht. Stattdessen ist nun jeder der 20 (statt 26) Kofferträger auch potenzieller Teilnehmer der Show: Aus den 20 Akteuren wählt ein Zufallsgenerator aus, wer um das große Geld spielen darf - wobei der Minimalbetrag von einem Cent auf einen Euro verhundertfacht wurde.

Die Hauptänderung, dass Kofferträger gleichzeitig aktiv am Showgeschehen partizipieren können, ist stimmig und logisch und klingt auch zunächst einmal so, als könne sie zu einer spannenderen und authentischeren Interaktion zwischen den Kandidaten und dem Moderator führen. Leider haben die Verantwortlichen der Sendung aber bei der Selektion der potenziellen Gewinner einmal mehr das Hauptaugenmerk auf möglichst große Telegenität und Eloquenz gelegt. Beide jungen Menschen, die in der ersten neuen Folge mit Carpendale um den Hauptgewinn spielen, vermitteln den Eindruck, bereits medienerfahren zu sein und mit der Situation, von Millionen Menschen beobachtet zu werden, bestens klarzukommen. Bei so viel Professionalität fällt es dem Zuschauer schwer, an die Echtheit ihrer Emotionen zu glauben und große Sympathien aufzubauen.

Insbesondere der dramatische Verlauf der ersten Spielrunde wirkt nicht nur deshalb wie ein vorgeplantes Theaterstück, das man brisanter im Rahmen des vorliegenden Konzeptes kaum hätte schreiben können. Die äußerst mutige und risikofreudige Kandidatin kämpft sich sechs Runden lang immer mehr dem Höchstbetrag entgegen, lehnt sämtliche Angebote der Bank ab, bis letztendlich ausgerechnet die beiden höchsten Geldsummen übrig bleiben. Selbstredend ist hier ein Zufall möglich, aber in Anbetracht der professionell agierenden Teilnehmerin und des Quotendrucks, unter dem die von Sat.1 offensiv beworbene Neuauflage steht, stellt sich der mitdenkende Zuschauer hier doch die Frage, wie wahrscheinlich eine solche Verkettung von Zufällen zugunsten des Spannungsbogens ist.

Auch Wayne Carpendale gelingt es im Laufe der knapp 60 Minuten Brutto-Sendezeit nicht, seinem neuen Baby Ecken und Kanten zu verschaffen. Er moderiert die eher statische Show souverän runter und bemüht sich in einigen Momenten darum, nicht nur charmant, sondern auch witzig und selbstironisch zu wirken - doch nur selten geht dieser Versuch auf. Auch die im Vorfeld so betonte Ausrichtung, die Motivation der Menschen für die Teilnahme an der Show herauszukitzeln, stellt sich als inspirationsarmes Abhaken gewohnter Fragen bei Show- und Quizformaten heraus. Vor allem aber die Anrufe bei der Bank wirken eher albern - was allerdings bereits unter Guido Cantz der Fall war.

Löblich ist immerhin das flotte Grundtempo der Sendung, die vor allem zu Beginn und zwischen den beiden Kandidaten erstaunlich schnell Fahrt aufnimmt. Ohne große und verballastige Pausen wählt der Zufallsgenerator den Glücklichen aus, womit man sich beinahe permanent im Spielgeschehen befindet. Die Versuche seitens Carpendale, während der Spielrunden Spannung aufzubauen und die Massen mitfiebern zu lassen, entsprechen zwar nicht der Speerspitze der Moderationskunst, können allerdings als durchaus gekonnt bezeichnet werden. Seinen angeblich so hohen Puls nimmt man diesem Mann dabei allerdings beim besten Willen nicht ab, dafür führt er zu emotionsarm durch die Sendung.

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War in Ordnung, da kann man zumindest mal reinschauen.
37,2%
Ganz mies, das muss ich nicht noch einmal sehen.
11,7%
Habe es (noch) nicht gesehen.
21,8%


Letztlich mangelt es der Neuauflage von «Deal or No Deal» vor allem an der Bereitschaft, das Risiko einzugehen, an Perfektion zu verlieren. Ob Optik, Kandidaten- und Moderationsauswahl oder Ablauf der Show: Alles wirkt so professionell und durchgeplant, dass man es letztlich nicht schafft, für ehrliche und ergreifende Momente mit großen Emotionen zu sorgen. Man schaut dem Geschehen latent interessiert und selten genervt zu, doch spätestens wenn die Sendezeit abgelaufen ist, hat man das meiste schon wieder verdrängt - immerhin ohne sich gelangweilt zu haben. Ob dieses Konzept ausreicht, um am Mittwochabend in den ganz hohen Quotenligen mitzuspielen, wird sich in dieser sowie den kommenden vier Wochen zeigen. Nachdem zuletzt bereits die Neuauflage von «Hell's Kitchen» scheiterte, geht es mit dieser Show sowie dem im Anschluss gezeigten «Verrückten Körperquiz» nicht zuletzt auch um die Frage, ob der Mittwoch bei Sat.1 zum Show-Abend taugt.

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