Sonntagsfragen

Jahresrückblick 2008 mit Dr. Kai Gniffke (Teil III)

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Im dritten Teil des Jahresrückblicks spricht der ARD-Aktuell-Chef mit Quotenmeter.de unter anderem über die Serie «Die Anwälte» und die Fernsehschelte von Marcel Reich-Ranicki.

Blicken wir auf die Medien: Der ProSiebenSat.1 Media AG geht es alles andere als gut. Viele Schulden, Sat.1 muss nach München ziehen. Wäre es im Nachhinein betrachtet nicht besser gewesen, Springer hätte den Konzern kaufen dürfen?
Ich denke, dass es gute Gründe gab, dass man Springer diesen Kauf untersagt hat. Ich habe da volles Vertrauen in unsere Medienwächter, die sagen, dass es nicht gut ist, wenn eine Gruppe in Sachen Meinungsmache so federführend ist. Dass man mit den Investoren nicht zufrieden sein kann, dürfte aber auch klar sein. Ich wünsche ProSiebenSat.1, dass das Unternehmen wieder ein bisschen festeren Boden unter den Füßen bekommt. Man hat in den vergangenen zehn Jahren gesehen, dass dieser Wettbewerb, der von RTL und Sat.1 ausgeht, auch den öffentlich-rechtlichen Sendern sehr gut tut. Ich mag es, wenn die Kollegen uns da ein bisschen Feuer unter dem Hintern machen.

Die Serie «Die Anwälte» hat ein Novum geschafft: Sie floppte 2008 gleich bei zwei Sendern: Im Januar bei RTL, im Herbst im Ersten…
Das hat mich persönlich überrascht. Ich habe zwei Folgen des Formats gesehen und es hat mir eigentlich gefallen. Zudem fand es sowohl mein 12-jährige Sohn als auch meine 80-jährige Mutter gut. Und wenn eine Serie diese Generationen vor dem Fernseher vereinen kann, dann kann doch eigentlich nichts schief gehen. Dann muss es doch ein Erfolg werden, dachte ich. Aber es kam anders, was wirklich schade ist.



Marcel Reich-Ranickis Auftritt beim deutschen Fernsehpreis hat die Gemüter der Branche erregt. Wie schlecht ist unser Fernsehen? Hat er Recht, dass alles unterirdisch ist?
Gerechtfertigt war das, was er über Preisverleihungen gesagt hat. Da gibt es Optimierungsbedarf. Den Totalverriss des deutschen Fernsehprogramms fand ich jedoch maßlos übertrieben.

Ein großes Thema 2008 war die Finanzkrise – darüber wurde ausführlich berichtet und gesprochen. Lassen Sie uns über eine These sprechen, die bei mir neulich mittags aufkam. Kann es denn sein, dass Medien in den vergangenen Monaten eine recht große Angst in der Bevölkerung verbreiteten. Kein Tag ohne neue Hiobsbotschaften – da ist es doch klar, dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten…
Die Medien sind ja angeblich eigentlich an allem schuld – in diesem Fall würde ich das nun wirklich ausschließen. Ich finde, dass die Bundesbürger derzeit sehr rational reagieren. Die Deutschen neigen ohnehin eher zum Pessimismus, derzeit ist aber alles sehr ruhig und angemessen. Weder Medien noch Politik haben etwas dramatisiert oder hochgepushed, sondern man hat sich auf die Tatsachen gestützt

Zum Abschluss kurz ein Blick auf Ihr Jahr 2008: Wie zufrieden sind Sie mit Ihren ARD-Sendungen?
Ich bin sehr zufrieden, weil wir das Land wieder ein Jahr mehr mit guten und seriösen Nachrichten versorgt haben. Die «Tagesschau» hat ihre Quote gehalten, die «Tagesthemen» legten sogar um 0,5 Prozentpunkte zu – das ist eine Leistung, auf die man stolz sein kann.

Herr Dr. Gniffke, wir wünschen auch für 2009 alles Gute.

Kurz-URL: qmde.de/32336
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