Die Kritiker

«Erlkönig»

von
Story
Die junge Schauspielerin Katrin Tries stirbt frühmorgens bei einem rätselhaften Unfall auf einer menschenleeren Autobahn. Ihr kleiner Sohn überlebt schwer verletzt und kommt auf die Intensivstation. Die junge Mutter hatte kurz zuvor eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen.

Es besteht der Verdacht auf Suizid. Das wäre ein Ausschlussgrund für etwaige Zahlungen an die Großmutter und das hinterbliebene Kind. Die Fahrerflucht eines zweiten Wagens, an den ein Autobahnpolizist glaubt, spräche hingegen für einen Unfall.

Darsteller
Silke Bodenbender («Die Schatzinsel») ist Marlies Heidorn
Felix Eitner («Polizeiruf 110») ist Ulli Heidorn
Henry Hübchen («Commissario Laurenti») ist Schültke
Dirk Borchardt («Der Untergang») ist Fuchs
Axel Milberg («Doktor Martin») ist van Loon
Ruth Reinecke («Sieh zu, dass du Land gewinnst») ist Barbara Tries
Michael Brandner («Die Masche mit der Liebe») ist Hombach
Steffen Groth («FC Venus») ist Achim
Michael Sideris («Unsere Grenzen») ist Achim
Hans-Jörg Assmann («Duell in der Nacht») ist Borgwart

Kritik
«Erlkönig» hat zwar eine starke Eröffnung, kann aber nicht durchgehend überzeugen. Die Frage, ob es ein Suizidversuch war, wird schon in der ersten Szene für den Zuschauer geklärt, während die Hauptprotagonistin Marlies Heidorn dies erst im zweiten Akt endgültig feststellen kann. Auch die Frage nach dem zweiten Fahrer, der in einem merkwürdigen Wagen, der sich noch nicht auf dem Markt befindet, Fahrerflucht begeht, wird recht schnell und vorhersehbar geklärt.

Die Konstruktion der Figuren zieht auch einige Probleme nach sich. Im zweiten Akt macht Marlies nämlich so ziemlich alles falsch, was sie falsch machen kann, und wundert sich dann, wenn sich ihr Umfeld von ihr abwendet. Wenn sie als Klägerin gegen die Firma, bei der sie arbeitet, auftritt und dann geschockt ist, dass diese nicht mehr für den Bau ihres Hauses bürgt, schüttelt man als Zuschauer den Kopf. Das hätte sie nämlich geschickter anstellen können und so hat es etwas seltsam Banales, wenn man als Zuschauer mit jemandem sympathisieren soll, der zu doof ist, die Konsequenzen seines eigenen Handelns abzusehen. Da hilft es auch nicht viel, wenn man die Hauptfigur in den sechsten Monat einer Schwangerschaft schickt. Hier driftet der Film doch sehr ins kitschige ab und die Szene mit Marlies und dem Fliesenleger im Rohbau ihres Hauses, in der sie heulend erkennt, was sie alles versaubeutelt hat, ist der Tiefpunkt des Films.

Die Dialoge sind aber insgesamt geglückt, auch wenn sie nicht überragend geschrieben sind. An manchen Stellen wäre weniger mehr gewesen, da die Dialoge nicht immer die Handlung dynamisch vorantreiben. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, Silke Bodenbender in der Hauptrolle sogar sehr gut, wenn man bedenkt, dass ihre Figur die schwächste des ganzen Films ist.

Eher ungewollt wurde aus dem «Erlkönig» in der Entwicklungsphase ein Remake von Steven Soderberghs «Erin Brokovich». Doch vom Original ist der «Erlkönig» in Bezug auf den dramaturgischen Aufbau und die künstlerische Umsetzung weit entfernt. Insgesamt ist der «Erlkönig» trotz all dieser Kritikpunkte sehenswert, wenn auch mit einigen Abstrichen.

Das ZDF zeigt «Erlkönig» am Montag, 19. November 2007, um 20.15 Uhr in deutscher Erstausstrahlung.

Kurz-URL: qmde.de/23515
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