Die Kritiker

«Der Informant»

von

Jürgen Vogel und Elisa Schlott bewegen sich in der sechsteiligen Event-Serie durch ein Dickicht aus Intrigen, um einen Terroranschlag in Hamburg zu verhindern.

Stab

Darsteller: Jürgen Vogel, Elisa Schlott, Ivar Wafaei, Gabriela Maria Schmeide, Bayan Layla, Ali Reza Ahmadi
Regie und Drehbuch: Matthias Glasner
Schier von der ersten Minute an kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass «Der Informant» zu viel will – und gleichzeitig zu wenig bietet. Sechs Episoden, prall gefüllt mit Verschwörungen, persönlichen Dramen, Verrat und der ständigen Drohung eines Terroranschlags, der sich wie eine düstere Wolke über Hamburg legt. Der Ansatz: ein brisanter Plot, der die Frage aufwirft, was passiert, wenn die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, wenn Polizisten, Informanten und Extremisten in einem Netz aus Lügen und Täuschung gefangen sind. Klingt spannend? Mit Sicherheit.

Jürgen Vogel als LKA-Ermittler Gabriel Bach ist ohne Zweifel das Herzstück der Serie: Ein Polizist, der sich in moralisch fragwürdige Gefilde begibt, der alte Wunden aus seiner Vergangenheit als Undercover-Ermittler in der rechten Szene mit sich schleppt und trotzdem immer noch irgendwie als der Gute durchgeht – oder zumindest als der, der den Laden zusammenhält. Vogel spielt das mit gewohnter Intensität, seine Darstellung eines Mannes, der zusehends die Kontrolle verliert, während seine Vergangenheit ihn einholt, ist fast durchwegs überzeugend.

Dann ist da Holly Valentin (Elisa Schlott), die junge, ehrgeizige BKA-Beamtin, die an Gabriels Seite gestellt wird – aber nicht als bloße Stichwortgeberin, sondern als jemand mit eigenen Ambitionen und Dämonen. Das Zusammenspiel der beiden funktioniert gut, vor allem die Spannung, die aus dem gegenseitigen Misstrauen resultiert, verleiht der Serie immer wieder Momente von echter Intensität.

Und dann gibt es Ivar Wafaei als Raza Shaheen, den ahnungslosen afghanischen Aushilfslehrer, der plötzlich zur Schlüsselfigur im Kampf gegen den Terror wird. Ein unbescholtener Mann, der aus Liebe zu seiner Freundin in diese Welt hineingezogen wird und plötzlich mit Drogenbossen, potenziellen Terroristen und misstrauischen Ermittlern zu tun hat. Eigentlich sollte man mit ihm mitfiebern, seine wachsende Paranoia und Zerrissenheit nachempfinden. Doch genau hier krankt «Der Informant»: Der eigentliche Thrill bleibt oft aus. Raza, der in der Rolle des zwangsrekrutierten Informanten eigentlich ein emotionaler Anker sein könnte, wirkt oft zu blass, seine inneren Konflikte bleiben an der Oberfläche. Seine Transformation vom unbedarften Lehrer zum fähigen Undercover-Informanten geschieht zu schnell, zu unglaubwürdig, als dass man als Zuschauer wirklich mitgeht.

Hinzu kommen unnötig verschachtelte Handlungsstränge und Nebenfiguren, die zwar im ersten Moment vielversprechend wirken, dann aber entweder schnell wieder verschwinden oder ihre Rolle nie richtig finden. Die Idee, einen großen Terroranschlag zu verhindern, droht dabei in den Hintergrund zu rücken. Ja, es gibt Spannung, aber oft verpufft sie in Momenten, die man für intensiver gehalten hätte. Besonders der vermeintliche Showdown in der letzten Folge hinterlässt einen schalen Beigeschmack: Vieles wirkt aufgesetzt, die großen Wendungen überraschend vorhersehbar, und die Figuren scheinen letztlich nur noch Getriebene des Drehbuchs zu sein.

Was bleibt also am Ende von «Der Informant»? In jedem Fall ein ambitionierter Versuch, eine düstere, moralisch komplexe Geschichte zu erzählen, die jedoch leider an der eigenen Überfrachtung scheitert. Gute Schauspieler, ein spannendes Grundgerüst – und doch bleibt man irgendwie leer zurück. Man möchte die Serie mögen, wirklich – aber es fehlt der Punch, der einen gerade angesichts der enormen Fallhöhe wirklich in den Sessel drückt.

Die sechsteilige Serie «Der Informant» wird vom Ersten am Mittwoch- und Donnerstagabend, den 16. und 17. Oktober jeweils in Dreifachfolgen ausgestrahlt.

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