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'Miss Kim weiß Bescheid'

von

Cho Nam-Joo hat auch Geschichten über Frauen in Südkorea zusammen gefasst.

Bekanntlich sind patriarchalische Verhältnisse in einer Gesellschaft nichts, was auf Europa oder irgendeinen anderen Teil der Welt beschränkt wäre. Tatsächlich finden sich hier und da eigene traditionelle Strukturen, die in dieser Hinsicht noch wenig von der Emanzipation der Frau berührt wurden, oder weil dort ein autoritärer Herrschaftsstil keine Diskussionen darüber erlaubte. Wen nun interessiert, wie es mit der Situation von Frauen speziell in Südkorea aussieht, der kommt aktuell nicht um die Autorin Cho Nam-Joo herum. Schon mit dem Vorgänger des hier besprochenen Buches 'Miss Kim weiß Bescheid', namens 'Kim Jiyoung, geboren 1982', gelang Frau Cho ein großer Erfolg, der in 18 Sprachen übersetzt wurde und 2019 in seinem Ursprungsland verfilmt wurde. 2021 erfolgte die deutsche Veröffentlichung bei Kiepenheuer & Witsch. Im selben Verlag folgte im Jahr darauf dann die deutsche Übersetzung von 'Miss Kim weiß Bescheid', um thematisch an diesem Erfolg anzuknüpfen.

Das Buch ist eine Zusammenstellung von acht Geschichten zu koreanischen Frauen in verschiedenen Lebensaltern, die alle eines eint, nämlich das Leiden unter den patriarchalen Strukturen des Landes. Die Protagonistinnen sind zwischen zehn und achtzig Jahre alt. Es lässt sich für jede Einzelbiografie im Werk auch ein eigenes Thema bestimmen. Welche sind diese Themen? Themen, die man ebenso in Deutschland hätte ansiedeln können, denn sie sind modern genug angelegt, um fast in jedem Land angesiedelt werden zu können: heimliches Filmen von Frauen auf der Straße, Verfolgen mit Hassrede und das Phänomen des Mobbings durch eine hasserfüllte Gruppe auf Social Media. Also brandaktuelle Verhaltensweisen im Zeitalter des Internets. Klassischer dagegen die anderen Schicksale, die häusliche Gewalt zur Sprache bringen, Gaslighting oder die Bevorzugung von männlichen Kollegen am Arbeitsplatz. Cho Nam-Joo betrachtet zudem mit ihrer ältesten Protagonistin, wie sich Weiblichkeit im Alter in der koreanischen Gesellschaft anfühlt.

Trotz der durch den Umgang der Frauen mit dem Internet internationalisierten Verortung von vielen Ausgangssituationen entbehrt das Buch nicht der Akzente, die eben koreanischer Natur sind und der Lektüre eine andere Note verleihen, als wenn man die übliche zentraleuropäische Sicht auf diese Dinge serviert bekommt. Das ergibt natürlich einen besonderen Reiz, wenn man nur mit ein bisschen Neugier auf andere Kulturen gesegnet ist. Cho Nam-Joo nimmt jedenfalls nichts und niemanden in Schutz, sondern geht schonungslos mit dem Sujet der Frauenschicksale in einer traditionell männlich dominierten Gesellschaft in Korea um. Es ist also keine Verklärung zu erwarten. Frau Cho hat ihr Handwerk beim Fernsehen gelernt, wo sie zehn Jahre lang Drehbücher verfasste. Ihr Erstling, besagtes 'Kim Jiyoung, geboren 1982', sorgte für einigen Rummel in Korea und stieß eine Diskussion um Geschlechterrollen und Diskriminierung von Frauen an.


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