Serientäter

«The Pentaverate»: Der Joke ist kein Witz

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Eine Geheimorganisation bemüht sich hinter den Kulissen der Macht um Einflussnahme auf die Regierungen dieser Welt. Der Witz an der Sache: Die Verschwörer wollen die Welt tatsächlich zu einem besseren Ort machen.

Serien-Info

Folgen: 6
Staffeln: 1 (limitiert)
arsteller: Mike Myers, Jeremy Irons, Lydia West, Debi Mazar, Gregory Hoyt, Rob Lowe, Jennifer Saunders
Showrunner: Mike Myers
Regie: Tim Kirkby
Produzenten: Mike Myers, Ed Dyson, Roger Drew, Tim Kirkby, John Lyons, Jason Weinberg, Tony Hernandez, Lily Burns
Headautor: Mike Myers
Msuik: Orbital
Kamera: Jamie Cainey
Schnitt: Joseph Krings, Jasmin Way
240 Minuten Spielzeit, sechs Episoden, vollkommene künstlerische Freiheit. Mike Myers hat für seine Rückkehr ins Komödienfach von Netflix eine Carte Blanche ausgestellt bekommen. Das Ergebnis kann jedoch nur in Grenzen überzeugen. Sehr viele Gags liegen doch arg über ihrem Verfallsdatum, dramaturgisch sind vor allem die ersten drei (von sechs) Episoden eine einzige Enttäuschung.

Wer ist «The Pentaverate»? Das erklärt im Vorspann der Serie niemand geringeres als Jeremy Irons. «The Pentaverate» ist die mächtigste Verschwörerorganisation der Welt. Seit 1347 verfolgt sie nur ein Ziel: Die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Allerdings mit durchwachsenem Erfolg. Nach dem Tod eines Logenmitgliedes wird der Nuklearphysiker Dr. Clark kurzerhand entführt, damit dieser den verwaisten Platz einnimmt. Clark hat eine Idee, wie sich der Klimawandel stoppen lässt, das Pentaverate hat die Mittel, die er braucht. So lernt der Wissenschaftler die Mitglieder der obersten Loge kennen, von denen gleich drei von Mike Myers dargestellt werden: Da wären der britische Lord Lordington, Mishu Ivanov, ein russischer Rasputin-Verschnitt, sowie Bruce Baldwin, ein australischer Medienmogul, der eigentlich einst auf der Seite der Bösen stand, seit seiner Berufung in die Loge jedoch für das Gute einsteht. Und sie zeigen schon ein Problem von Myers: Während er den britischen Lord als eine durchaus respektable Persönlichkeit darstellt und Baldwin als eine recht fiese Kopie des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch, ist der Russe Ivanov ein ziemlich infantiler, zappelnder Charakter, der durch seine seltsame Sprache irgendwie lustig klingen soll, aber leider nicht lustig ist. Myers chargiert, wenn er Ivanov darstellt, er findet überhaupt keinen Zugang zu der Person über seinen Akzent hinaus. Gut, dass der letzte Verschwörer im Bunde, der Musikproduzent Shep Gordon von diesem Shep Gordon dargestellt wird und Myers auf dessen Darstellung verzichtet (Myers hat 2013 einen Dokumentarfilm über eben diesen Musikproduzenten gedreht). Vielleicht fehlte ihm die Zeit für eine vierte Logen-Rolle, denn er ist auch noch Ken Scarborough, die eigentliche Hauptfigur dieses Filmes. Ken ist ein kanadischer Reporter, der für einen Lokalsender arbeitet und – vollkommen aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Ken ist nett, Zynismen sind ihm fremd, er begegnet den Menschen, die vor seine Kamera treten, mit Respekt und Achtung. So etwas kann man in der heutigen Medienlandschaft schon lange nicht mehr gebrauchen, also wird Ken bald in die Zwangspensionierung geschickt. Nur Ken liebt seine Arbeit wirklich, sie ist sein Lebensinhalt. Da trifft es sich gut, den amerikanischen Verschwörungstheoretiker Anthony kennenzulernen, der einer ganz heißen Sache auf der Spur ist: Dem Pentaverate, einer Geheimorganisation, gegen den die Illuminaten eine Bezirksliga-Truppe darstellen.

«The Pentaverate» hat seine Momente. Ken Scarborough ist zum Beispiel eine ganz wunderbare Figur. In einem Zeitalter, in dem Zynismus und Sarkasmus die televisionäre Welt bestimmen, ist Ken ein charmanter Gegenentwurf. Auch Anthony überrascht: Der ist eigentlich in netter Kerl, der in einer immer komplizierter werdenden Welt seine Orientierung – oder besser: eine Ordnung. Myers geht sehr milde mit dieser Figur um und beweist dadurch, dass er ein Gefühl für die Handlung als solche mitbringt. Tatsächlich klebt Mike Myers nicht nur ein Verschwörungsklischee nach dem anderen aneinander und macht sich über diese lustig, wie es zu erwarten wäre. Zum Abschluss der Serie, wenn eine Verschwörung innerhalb der Verschwörergruppe aufgelöst wird (Spoiler: das neueste Mitglied des Bundes, Dr. Clark, wird am Ende der ersten Episode auch schon wieder ermordet und der Mörder kann nur aus dem Umfeld der Loge stammen), da geschieht etwas tatsächlich Unerwartetes: Über eine der handelnden Figuren, erklärt Mike Myers das Wesen der amerikanischen Verschwörungsmythen der Gegenwart. In einem kurzen Monolog, in dem jedes einzelne Wort wohlüberlegt ist, erklärt er Funktionsmechanismen und seziert förmlich die Absichten, die jene verfolgen, die sie in die Welt setzen. Diese Szene ist vielleicht 30 Sekunden lang - und doch lässt sie staunen. Wer nach diesem Monolog noch freiwillig Fox News schaut, möchte verarscht werden, ansonsten gibt es dafür keine Entschuldigung. Was die Frage in den Raum stellt: Warum hat Myers dann eine so laue Serie abgeliefert, wenn er in der Lage ist, solch einen unfassbaren Monolog zu schreiben, der eine Wucht entwickelt, dass es die geneigte Zuschauerschaft aus den Ohrensesseln pustet?

Gerade die ersten drei Episoden montieren kaum mehr als laue Witzchen brav aneinander, einen Erzählrhythmus sucht man weitestgehend vergeblich. Man kann versuchen, umständlich aufzudröseln, warum es nicht gut ist, aber vielleicht reicht schon der Hinweis darauf, dass es abgesehen von einem Schmunzeln hier und da einfach nichts zu lachen gibt. In einer Komödie ist das einfach – etwas wenig!

Ab der vierten Episode nimmt die Serie dann allerdings Fahrt auf. Der Humor wird differenzierter, die Handlung wird komplexer. Niemand erwartet von einer Serie wie dieser eine wirklich komplexe Story, aber innerhalb ihres Handlungsuniversums entwickeln sich ein eigener Rhythmus und eine eigene Plausibilität.



Leider ist «The Pentaverate» am Ende nur eine ist eine Fortführung des «Austin Powers»-Konzeptes, dessen letzter Teil, man höre und staune, 2002 in die Kinos gekommen ist. Die Serie ist nicht ganz schlecht, weil die zweite Hälfte der Spielzeit ihre Momente hat, die einen Nachhall erzeugen, sie ist aber auch nicht wirklich gut, da die erste Hälfte der Spielzeit Sitzfleisch und Durchhaltevermögen verlangt. Bei vier Stunden Spielzeit ist das eine Herausforderung.

«The Pentaverate» ist bei Netflix abrufbar.

Dieser Artikel ist in ähnlicher Form schon bei Quotenmeter erschienen.

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