Die Kritiker

«Violetta»: Erste Tweenienovela als geschickter Genre-Mix

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Anfang Mai startet mit «Violetta» die erste Telenovela für Kinder im Disney Channel. Wie die Serie qualitativ daherkommt, sich beliebten Motiven bedient und damit international Erfolge feierte.

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«Violetta»: Die Beteiligten

  • Autoren: Solange Keoleyan & Sebastián Parrotta
  • Regisseure: Jorge Nisco, Martín Saban, Matías Risi & Victor Tevah
  • Darsteller: Diego Ramos, Martina Stoessel, Pablo Espinosa, Jorge Blanco, Mercedes Lambre, Nicolás Garnier, Alba Rico, Lodovica Comello, Candelaria Molfese uvm.
  • Soundtrack: Nicolas Fromentel
  • Executive Producer: Diego Carabelli
  • Produzenten: Adrían Suar & Fernando Blanco
Durch die Beliebtheit des vielfach verkauften «Violetta»-Soundtracks und einer Live-Tour könnte man denken, dass vor allem die Musik eine überwältigende Rolle in «Violetta» spielt. In den ersten Episoden kommt selbige allerdings trotz etwaiger Erwartungen zu kurz. Anfangs trällern die Protagonisten nur einmal während der 45 Minuten umfassenden Folgen für ein bis zwei Minuten im Musical-Stil um ihr Leben. Den poppigen Kompositionen mit lateinamerikanischen Einflüssen muss man zugutehalten, dass die Lieder, ähnlich wie bei «High School Musical», eigens für die Show produziert wurden. Anders als beim erwähnten filmischen Bruder im Geiste gehen die Melodien jedoch kaum ins Ohr, während die Singstimmen der Darsteller teilweise unter autotunegeschwängerter Bearbeitung verfälscht werden und dadurch ihre jugendliche Unschuld verlieren. Auch Serien wie «Glee», die oft bereits bestehende Songs interpretieren, machen ihre Sache in dieser Hinsicht besser, gleichwohl dieser Aspekt Millionen Teenager im Serienrausch herzlich wenig interessierte, als sie trotzdem beherzt in die Regale ihres örtlichen Elektrohandels griffen. Vielmehr ist der Musik-Aspekt als Merkmal des Settings zu verstehen, das mit einer Jugendmusikschule thematisch für etwas frischen Wind sorgt.

Der reichhaltige Mix aus verschiedensten, in Film und Fernsehen bereits oft bedienten, Motiven könnte bei vielen jungen Zuschauern anfangs jedoch für ein wenig Verwirrung sorgen. Der Musik wird zu Anfang wohl schlicht zu wenig Platz eingeräumt, weil die 45 Minuten kaum ausreichen, um die vielen Charaktere adäquat einzuführen und die durchdachten Lebenshintergründe von «Violetta», Germán oder Tante Angie zu vermitteln. In der ersten Folge versucht «Violetta» ihren jugendlichen Zuschauern mit zu viel Story und zu wenig Zeit gleich ein Gefühl für «Violettas», Tomás und Angies Leben zu vermitteln, während man auch den Konflikten im „Studio 21“ gerecht werden will. Um diese Herkulesaufgabe zu meistern bedient sich «Violetta» Voice-Overs sowie selbstcharakterisierenden Dialogen der einzelnen Charaktere, die in literarischen Dramen Gang und Gäbe sein mögen, in Fernsehserien aber sauer aufstoßen – hier wird es sich zu einfach gemacht.

Auch das Over-the-top-Schauspiel einiger Figuren, das in Ansätzen an Kinderserien wie «Crazytown» erinnert, wie das der Haushälterin Olga und nicht zuletzt der exzentrischen Jade, verdeutlicht auf Anhieb deren Charakterzüge und findet sich oft in Medienproduktionen mit derart junger Zielgruppe wieder. Allerdings wirken die weltfremd überspitzten Konfrontationen und Dialoge im direkten Vergleich zu bodenständigen Charakteren in der gleichen Serie wie «Violetta», Germán und Angie zu kurios, was den Sehgenuss trübt. Charakterintentionen werden zusätzlich mit einem Score unterbaut, ein weiteres Charakteristikum der Telenovela. Viele Parallelen zu andere Produktionen lassen sich bei Violetta finden, ohnehin sind Daily Soaps oder Telenovelas im deutschen Fernsehen stark vertreten. Darüber macht sich der Disney Channel keine Sorgen: "Das außergewöhnliche Setting in Südamerika und spannende, Episoden übergreifende Cliffhanger differenzieren Violetta von anderen Tween-Serien. Der Disney Channel weitet seine Marktanteile und Reichweiten kontinuierlich aus, was für die Attraktivität der Formate und Inhalte spricht. Mit «Violetta» zeigt der Disney Channel ein international starkes Format, an dessen Erfolg wir auch im deutschen Markt glauben", sagt ein Sendersprecher.

Die Regie, die in der Pilotfolge noch auffällig verspielt mit harten, schnellen Schnitten experimentiert und beispielsweise mit Nahaufnahmen von Instrumenten arbeitet, um Szenenwechsel einzuleiten, wechselt schon ab der zweiten Episode in die inszenatorische Routine und sorgt von dort an kaum für außergewöhnliche Herangehensweisen. Solide Arbeit machen auch die meisten Darsteller, vor allem bei den Hauptpersonen um «Violetta» und Germán hat das Casting gute Arbeit geleistet. Es bleibt zu hoffen, dass «Violetta» mit den storytechnisch hektischen ersten Folgen nicht schon das Pulver für neue Ideen verschossen hat, die mittlerweile 160 fertig produzierten und erfolgreichen Ausgaben deuten dies zumindest nicht an.

Eltern sei gesagt, dass sie ihre Sprösslinge bedenkenlos «Violetta» schauen lassen können. «Violetta» ist als Coming-of-Age-Geschichte zu verstehen, in der die weibliche Hauptperson ihre Qualitäten in Form ihres musikalischen Talents erkennt und ihren Träumen folgt. Zwar bricht sie dabei hin und wieder die Regeln ihres Vaters, hat aber nie die Intention, ihn zu verletzen, sondern ihre Möglichkeiten weiter zu verfolgen. Auf körperliche Gewalt und physische Nähe wird fast gänzlich verzichtet. Positive Beziehungen zwischen den Teenagern und die Botschaft, seine Träume zu realisieren stehen klar im Vordergrund, was sich in «Violettas» musikalischer Entwicklung äußert. Kein Wunder, dass die Serie nicht nur unter Tweens ein Hit ist, sondern auch das Vertrauen ihrer Eltern genießt.

Die Deutschlandpremiere von «Violetta» ist am 1. Mai ab 14:50 Uhr zu sehen. Zu dieser Zeit läuft je eine Episode von «Violetta» ab dem 5. Mai werktags im Disney Channel.

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