Die Kritiker

«Violetta»: Erste Tweenienovela als geschickter Genre-Mix

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Anfang Mai startet mit «Violetta» die erste Telenovela für Kinder im Disney Channel. Wie die Serie qualitativ daherkommt, sich beliebten Motiven bedient und damit international Erfolge feierte.

«Violetta»-Facts

  • Genre: Musical/Romantic Comedy
  • Intro-Musik: "In My Own World" performed von Martina Stoessel
  • Ursprungsland: Argentinien
  • Originalsprache: Spanisch
  • Episodenlaufzeit: 45 Minuten
  • Produktionsfirma: Pol-ka Productions
  • Vertreiber: Disney Channel
  • Weltpremiere: 14. Mai 2012
  • Episodenzahl: 160 (2 Staffeln)
Die „erste Telenovela für Tweens“ – nicht weniger versprach der Disney Channel, als bekannt wurde, dass dessen erste eigenproduzierte Live-Action-Soap im Mai (jeweils um 14.50 Uhr) auch in Deutschland durchstarten soll. Betrachtet man den Erfolg, den «Violetta» bislang international vorzuweisen hat, könnte sich das Format auch in Deutschland zu einem Publikumshit entwickeln. Nachdem der Disney Channel in Lateinamerika schon Erfolge mit seinen Übertragungen von argentinischen Telenovelas wie «Floricienta» und «Patitio Feo» vorzuweisen hatte und Konkurrent Nickelodeon in Südamerika bereits mit eigenen derartigen Produktionen für Aufsehen sorgte, begann auch der Disney Channel 2011 mit dem Dreh seiner ersten eigenen Telenovela.

Was sich aus der Geschichte um die namensgebende Hauptfigur «Violetta» entwickeln sollte, war ein den Globus umspannender Hype: Allein im Herbst 2013 verfolgten insgesamt 38 Millionen Zuschauer weltweit «Violetta», unter anderem in Ländern wie Frankreich, Spanien, Italien oder Portugal. Die Soundtrack-CDs sowie eigene Magazine, Stickeralben und weiteres Merchandise avancierte zum Verkaufsrenner unter Kindern etlicher Länder, in Spanien erstanden allein im dritten Quartal 2013 mehr als ein Viertel aller Mädchen zwischen sechs und 14 Jahren «Violetta»-Produkte, während eine weltweite Live-Tour der Darsteller über eine Million Besucher anlockte. Was steckt also hinter «Violetta» und überzeugt die Disney-Channel-Eigenproduktion auch qualitativ?

Violetta (Martina Stoessel) handelt von der namensgebenden halbwaisen Teenagerin, die bereits als Kleinkind ihre Mutter bei einem Unfall verlor. In der Folge zog ihr Vater Germán (Diego Ramos), ein erfolgreicher und vielbeschäftigter Bauunternehmer, mit seiner Tochter um die Welt. Neuester Halt ist Argentinien, wo auch Germáns neue Freundin Jade (Florencia Benitéz) lebt, die Violettas Mutter bei ihrem Lebensgefährten sowie dessen Tochter am liebsten vergessen machen würde. Auch Violettas Tante Angie (Clara Alonso) nennt Argentinien ihr Zuhause, allerdings stand sie noch nie in Kontakt zu ihrer Nichte und ihrem Schwager und möchte Violetta endlich kennenlernen. Schon kurz nachdem Violetta in Argentinien ankommt, entdeckt sie neben ihrem musikalischen Talent auch ihre erste Liebe, woran nicht zuletzt die Musikschule „Studio 21“ einen Anteil hat. "«Violetta» ist international ein riesen Erfolg und begeistert Kids und Tweens mit einer Themenmischung aus fesselnden Drama-Elementen um ein lang gehegtes Familiengeheimnis, typischen Alltagsthemen wie Schule, Freunde und Rivalen sowie die erste große Liebe. Der Handlungsort ist mit Südamerika eine völlig neue und spannende Location und bringt viel frische, rhythmische Musik- und Tanzelemente mit. Etwas Vergleichbares gab es auf dem deutschen Markt noch nie", erklärte ein Sprecher des Disney Channel auf Anfrage von Quotenmeter.de. Alle Songs werden auch in Deutschland im spanischen Original belassen und deutsch untertitelt.

Zumindest versprach der Disney Channel nicht zu viel, als er eine Telenovela versprach, die es für eine derart junge Zielgruppe noch nie zuvor gab. Wer denkt, dass lateinamerikanische Formate in Deutschland komplett neue Reize setzen werden, irrt aber. Vielmehr bezieht «Violetta» ihren Erfolg daraus, etliche bewährte Genre-Elemente aus Teenie-Filmen, Kinder-Soaps und Highschool-Streifen zur ersten“ Tweenienovela“ zu verbinden. Vor allem an «High School Musical» erinnern die Szenen in der Musikschule „Studio 21“. Hier finden sich die genreüblichen Charaktere wie tyrannische Lehrer, aber auch verständnisvolle Pauker, die im weiteren Verlauf als Bezugsperson vieler Charaktere dienen sollen. Auch die „coole“ und unausstehlich arrogante Clique um Ludmila (Mercedes Lambre) und León (Jorge Blanco) darf da nicht fehlen, welche innerhalb der Einrichtung hohes Ansehen genießt, aber ständig in Konflikte mit den liebenswerten Außenseitern wie Maxi (Facundo Gambandé) und Camila (Candelaria Molfese) gerät, welche das ein oder andere Mal in musikalischen „Battles“ kulminieren.

Weitere beliebte Formeln für erfolgreiche Kinderproduktionen findet man in «Violetta» in Konflikten mit dem Vater sowie der fast märchenartigen problematischen Beziehung mit der „bösen“ Stiefmutter wieder, die am liebsten den Platz von Violettas Mutter Maria einnehmen würde, bei ihrer Stieftochter jedoch auf Granit beißt. Bei genauerer Betrachtung erfüllt «Violetta» sogar erstaunlich viele Voraussetzungen, um als waschechte Telenovela zu gelten, deren Ursprünge im Übrigen ebenfalls in Lateinamerika liegen: «Violetta» behandelt aus der Perspektive einer weiblichen Hauptfigur globale Themen, auch unter Einbezug dezenter Cliffhanger, die sich an den Enden der Episoden wiederfinden. Der Multiplot verbindet die Nebengeschichten mit den Handlungssträngen der Hauptfiguren und lässt daraus einen großen Handlungsbogen entstehen. Wie es sich für eine Telenovela gehört, kommt auch das Thema Liebe nicht zu kurz.

Der Anfang dieser Liebesgeschichte vollzieht sich für ein Kinder- und Teenieformat gewohnt spektakulär und romantisch, woran sich ältere Zuschauer sicher reiben würden, was aber für die Tween-Zielgruppe optimal funktioniert. „From zero to hero“ verdreht der musikalische Pizzajunge Tomás (Pablo Espinosa) den Kopf der Protagonistin im Moment ihrer größten Schwäche, als «Violetta» am Ende der ersten Episode bei strömendem Regen in die Arme ihres Traumprinzen fällt. Das an Kitschigkeit, aber auch an naivem Witz kaum zu überbietende Szenario endet, indem «Violetta» trotz großem Interesse seitens Tomás in Cinderella-Manier nach ihrem ersten Zusammentreffen erst einmal das Weite sucht, ehe «Violetta» am gleichen Abend an ihrem Zimmerfenster ein Liebeslied schmachtet und sich angesichts ihres turbulenten und komplizierten Lebens Tomás an ihre Seite wünscht. Die Liebesgeschichte, die Millionen von Mädchen vor die heimischen Empfänger fesselt, war geboren. Natürlich interessiert sich im weiteren Verlauf auch die arrogante Ludmila trotz ihrem Freund León für Tomás, was für Auseinandersetzungen zwischen den angesprochenen weiblichen sowie den erwähnten männlichen Figuren sorgen wird.

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