First Look

It's a Bird! It's a Plane! It's... «Supergirl»!

von

Der erfolgreichste Neustart der Saison: Fast dreizehn Millionen Zuschauer verfolgten bei CBS die Premiere von «Supergirl». Kann die Serie auch inhaltlich überzeugen? Unser First Look:

Cast & Crew

Produktion: Berlanti Productions, DC Entertainment und Warner Bros. Television
Basierend auf Figuren von Jerry Siegel und Joe Shuster
Entwickelt von Greg Berlanti, Ali Adler und Andrew Kreisberg
Darsteller: Melissa Benoist, Mehcad Brooks, Chyler Leigh, Jeremy Jordan, David Harewood, Calista Flockhart u.v.m.
Executive Producer: Greg Berlanti, Ali Adler, Sarah Schechter und Andrew Kreisberg
Kara Danvers (oder Kara Zor-El, wie sie eigentlich heißt) hat ja schon einiges mitgemacht. Als sie noch sehr jung war und ihr Planet Krypton gerade in Flammen aufging, wurde sie kurz vor seinem endgültigen Untergang auf die Erde geschickt, um dort auf ihren Cousin Kal-El aufzupassen, den späteren Superman, zu diesem Zeitpunkt aber noch ein Baby.

Doch während Kal-Els Raumkapsel zielstrebig in Richtung Erde donnerte, geriet Karas in Turbulenzen und blieb lange in der Phantom Zone stecken. Erst viele Jahre später schafft sie es zur Erde. Doch während für sie keine Zeit vergangen ist und sie immer noch genauso alt ist wie damals, als sie ihren Heimatplaneten verließ, ist Kal-El bereits zu Superman herangewachsen und zur Ikone der fiktiven Stadt Metropolis geworden. Kara Zor-El hat keine Mission mehr und wächst bei Vertrauten ihres Cousins auf, der Familie Danvers, deren Namen sie annimmt.

Heute ist Kara Danvers vierundzwanzig Jahre alt und lebt in der Metropole National City, wo sie als persönliche Assistentin von Cat Grant (Calista Flockhart) arbeitet, der Gründerin und Geschäftsführerin des Medienimperiums CatCo, das die auflagenstarke „Tribune“ verlegt, den größten Konkurrenten des „Daily Planet“, für den bekanntermaßen Clark Kent und Lois Lane als erfolgreiche Journalisten arbeiten. Kara dagegen ist hauptsächlich damit beschäftigt, ihrer herrischen und exzentrischen Chefin Unmengen Kaffee ranzuschaffen und ihre Termine beim Therapeuten zu koordinieren. Eine glorreiche Karriere sähe anders aus.

In all den Jahren, die Kara auf der Erde lebt, haben nur ihre Stiefeltern und –Schwester von ihren außergewöhnlichen Kräften erfahren, die denen ihres Cousins in nichts nachstehen. Kara ist allenfalls ein wenig aus der Übung. Sie ist seit Jahren nicht mehr geflogen.

Aber der Ruf des Helden (oder besser: der Heldin) ereilt sie früh im Piloten von «Supergirl»: Als das Flugzeug, in dem ihre Stiefschwester gerade nach Genf reist, über National City abzustürzen droht, greift Kara kurzerhand ein und verleiht der Maschine mit purer Muskelkraft genug Auftrieb, bis sie sie im Fluss notwassert. Erinnerungen an den US-Airways-Flug 1549 werden wach. Und als sich Kara (noch mit nassen Haaren) im Fernsehen den Bericht über die Superheldin von National City ansieht, ahnt ihre Stiefschwester, was das bedeuten würde, wenn Kara einmal als Außerirdische enttarnt ist. “It’s not safe for you to do anything like that ever again,“ halt sie Kara vor, obwohl die ihr gerade das Leben gerettet hat. Die Warnung hat (offensichtliche) Gründe: Auf der Erde tummeln sich dunkle – und ebenfalls außerirdische – Mächte, die dem „Supergirl“ ans Cape wollen.

Die Figur des Supergirls ist alt. Sie tauchte erstmals 1959 in den Action Comics auf. Und trotzdem erzählt die CBS-Serie diese Rolle bewusst sehr modern und keinesfalls anachronistisch. Supergirl mag sexy und attraktiv sein – in erster Linie ist sie (und ihr eigentlich prominenteres Alter Ego Kara Danvers) jedoch eine moderne junge Frau, intelligent, zielstrebig, mutig, überlegt, emotional aufgeräumt und couragiert. “Shouldn’t we call her Superwoman?“, fragt sie einmal ihre Vorgesetzte, nachdem die bereits die Titelstory vom „Supergirl“ geprägt hat. „What do you think is so bad about `girl´?“, kontert Cat Grant und argumentiert, dass jemand, der “Girl” als pejorativen, abkanzelnden Begriff auffasst, wohl eher das Problem ist. Ein valider Standpunkt. Gut gemacht, CBS.

Nicht nur in National City und dem fiktiven Parallel-Amerika der Superman-Welt ist man ganz entzückt, endlich eine weibliche Superheldin zu haben, die den Mädchen des Landes ein nahbares Vorbild sein kann. Denn in gewisser Weise kann diese Rolle und gerade diese tolle Serien-Adaption auch im echten Amerika (und in den anderen Märkten, in denen sie Erfolg haben könnte) als der Versuch aufgefasst werden, das Superheldenspektrum um eine starke weibliche Figur zu erweitern, die hier im narrativen Zentrum steht. Zur besten Sendezeit. Vor einem Riesenpublikum.

«Supergirl» hat alles, was eine durchdachte und familientaugliche Superhelden-Serie braucht. Eine starke, nahbare Hauptfigur. Sinnige Plots und Konflikte. Einen sehr hohen Production Value, den man sich hoffentlich auch nach dem Piloten einiges kosten lassen will. Und mit Melissa Benoist eine äußerst charmante Hauptdarstellerin, die diese Serie so gekonnt schultert wie ihr Supergirl den Düsenjet.

Damit ist CBS‘ «Supergirl» vor allem eines: ein Riesenspaß. Und eines der ganz wenigen neuen Serienformate in dieser Season, das dieses Kriterium erfüllt und zugleich noch ziemlich clever ist. Up, up and away!

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