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Rosenkrieg im «Bachelor»-Universum

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In den USA wird eine weitere «Bachelor»-Show gestartet, die das Liebesspiel im Haus auf die Spitze treibt. Und hierzulande funktioniert das Spin-Off «Bachelorette» für RTL nicht so wie erhofft. Über die Evolution eines der wichtigsten TV-Franchises…

Facts zum «Bachelor»-Franchise

  • Das Originalformat ist in über zwölf Ländern gezeigt worden, unter anderem in Israel und erfolgreich in Rumänien.
  • In Russland dauerte das Casting für den ersten "Bachelor" rund ein Jahr, es wurde letztlich ein 35-jähriger Football-Spieler.
  • Kandidatinnen dürfen in der US-Variante während der Showteilnahme keinen Kontakt nach außen haben, auch nicht zu Familien oder Freunden. Smartphones oder Zeitungen sind während der rund dreimonatigen Dreharbeiten tabu.
  • Eine frühere US-Kandidatin erzählte, dass während des gesamten Tages Alkohol getrunken wird. "So kriegen sie dich gesprächiger, empfindsamer."
„Das Paradies scheint dafür richtig zu sein. Ich kann fühlen, dass ich hierhergehöre.“ Es sind Sätze wie diese, die in der neuen Show «Bachelor in Paradise» fallen. Vor einigen Tagen hat der US-Sender ABC das Format gestartet, es ist das insgesamt vierte im «Bachelor»-Franchise. Das Paradies scheint wofür richtig zu sein? Für die große Liebe selbstverständlich, für das Ziel, das diese Sendung immer vorgibt erreichen zu können, egal ob beim originalen «Bachelor», der Frauenversion «Bachelorette» oder nun dem paradiesischen Liebesspiel.

In der neuen Sendung werden ehemalige Kandidaten der klassischen Shows eingeladen, Schauplatz ist ein paradiesischer Strand in Mexikos äußerstem Westen. Allein das Intro der ersten Folge lässt erkennen worum es hier geht: vornehmlich um Zickenkriege und Intrigen. Die vermeintlich besten Szenen, in denen die Frauen aufeinander losgehen, werden zu Beginn als Appetithappen serviert, damit der Zuschauer auch dran bleibt. Was er bekommt, ist eine radikalere Variante des «Bachelor»-Konzepts: Nicht nur ein Liebespaar soll gefunden werden, sondern möglichst viele. Darum geht es bei «Bachelor in Paradise»: Wer keine Beziehung anfangen will oder kann, wird am Ende der Episode eliminiert.

Denn dann kommen die obligatorischen Rosen ins Spiel. Jeder der sechs Männer erhält eine Rose und gibt sie der Frau, die er weiter kennenlernen will. Das Problem: Es gibt sieben Frauen, damit also mindestens eine Verliererin. Gleichzeitig kann es sein, dass eine Frau mehrere Männer interessiert und mehrere Rosen erhalten könnte – ein Krieg um diese Trophäen ist hier vorprogrammiert. Denn das Konzept basiert darauf, dass die Frauen sich möglichst schnell binden, um im Spiel zu bleiben – ganz egal, ob der neue Partner nun wirklich die potenzielle große Liebe ist oder nur ein Puzzlestein zum Weiterkommen. Auch darauf sind einige Teilnehmer aus, obwohl sie damit den eigentlichen Zweck der Show verfehlen. Doch im Reality-TV zählt vor allem Bildschirmpräsenz, egal wie. Wer länger im Spiel bleibt, erhöht seinen Marktwert. Und sei es durch Ausführungen wie die, dass die „Chancen 80 zu 40“ stehen, welchen Mann Mathematikprofessorin Lacy nun besser mag. Und die von AshLee (!), die zu Beginn der Show sagt, dass sie die die „tiefe Liebe“, die sie für Kandidat Graham empfindet, hier festigen möchte. Diesen hat sie allerdings noch nie getroffen, wie sich herausstellt. Sondern nur besonders intensiv in sozialen Netzwerken verfolgt.

Die Fronten sind nun nicht mehr klar verteilt bei «Bachelor in Paradise»: Es gibt nicht mehr einen Bachelor, einen Mann, der das eindeutig definierte Objekt der Begierde ist. Nein, nun müssen die Frauen eher Initiative ergreifen und schnelle Dates organisieren. Für den Zuschauer gibt es so von allem mehr: mehr Dates, mehr Küsse, mehr Streit, mehr Rosen – mehr Zündstoff. Und darum geht es letztlich in mittelmäßigem Reality-Fernsehen. In Folge eins sitzen einige Kandidaten am Strand und beobachten die ersten amourösen Begegnungen derjenigen Konkurrenten, die schnell Anschluss finden: „Das war ein Kuss! Das ist besser als im Reality-TV!“, kommentieren sie bezeichnend.

«Bachelor in Paradise» ersetzt eine andere Show des Franchises, die nach drei Staffeln eingestellt wurde. «Bachelor Pad» setzte ebenfalls auf ehemalige Kandidaten der klassischen Shows und war eher eine Mischung zwischen «American Gladiators» und «Big Brother». Es ging nicht um die große Liebe, sondern um einen Gewinn von 250.000 US-Dollar; die neue Show im Paradies ist nun deutlich näher am eigentlichen Konzept. In Deutschland probiert sich RTL derzeit am ersten Spin-Off namens «Die Bachelorette», das in den USA bereits seit zehn Staffeln läuft, zuletzt mit guten Zuschauerzahlen von über sechs Millionen. Hierzulande hat man sich entschlossen, nach dem erfolgreichen Comeback des originalen Formats auch die Version zurückzuholen, in der Männer um eine erfolgreiche Frau kämpfen. Bereits 2004 war eine erste Staffel zu sehen, das Interesse war damals gering. In diesem Sommer versuchte man, die gelungenen Neuerungen des «Bachelor» auf den Ableger umzumünzen: mehr klassischer Reality-Look, kein Moderator, Coolness statt Glamour, die Kommentierung aus dem Off.

Bisher funktioniert dies nur bedingt, auch wenn «Die Bachelorette» eine ideale Ergänzung für das ohnehin trashige Sommerprogramm im Fernsehen zu sein scheint. Rund zweieinhalb Millionen Zuschauer hatte die erste Folge, mit knapp 16 Prozent Marktanteil lief es bei den Werberelevanten auch bei der Premiere rund. Problematisch wurde es mit Folge zwei, bei der nur noch 2,11 Millionen zusahen und 12,7 Prozent der Jüngeren. Dieses Niveau hielt auch die dritte Folge. Der Quotenabsturz scheint vielleicht gestoppt, doch es bleiben zweischneidige Erkenntnisse: Die Marktanteile liegen klar unter dem RTL-Durchschnitt, und sie sind deutlich schlechter als die des originalen «Bachelor». Andererseits ist das Format erfolgreicher als so manch andere RTL-Sommershow, die in den vergangenen Jahren über die Bildschirme gefloppt ist: «Wild Girls» holte auf gleichem Sendeplatz 2013 zwischen elf und zwölf Prozent Marktanteil, die Heiratsverkuppler für Söhne namens «Mama Mia» holten zuletzt nur noch einstellige Werte.

Sollte «Die Bachelorette» die Werte halten, wird RTL wohl zumindest über eine Fortsetzung im nächsten Jahr nachdenken. Denn auch im Sommer muss Programm gefüllt werden, und vielleicht schraubt der Sender dann noch einmal am Konzept der Show, um sie wieder interessanter zu machen. Oder setzt gleich «Bachelor in Paradise» für das deutsche Fernsehen um: Genügend Staffeln des Franchise hat RTL bereits produziert, um eine ganze Reihe von Kandidaten zu besetzen. In den USA ist das Format vergleichsweise erfolgreich angelaufen, mit 5,01 Millionen Zuschauern – so viele hatte das Vorgängerformat in seiner gesamten letzten Staffel nicht. Wie würde Matheprof Lacy sagen? Die Chancen auf einen Publikumserfolg stünden 80 zu 40. Zumindest mit solchen Kandidaten.

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