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Auslaufmodell Radiomoderator?

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Immer mehr Stationen reduzieren die direkt moderierten Sendeflächen. Jetzt wagt Antenne Bayern einen spannenden Vorstoß. Programmchefin Weber nennt die Sendung gegenüber Quotenmeter.de ein „Experiment“, das aber nicht günstig ist.

Top 5 der meistgehörten Radiosender

  1. Antenne Bayern (1,303 Millionen Hörer)
  2. SWR 3 (1,113 Millionen Hörer)
  3. 1Live (1,105 Millionen Hörer)
  4. Bayern 1 (1,039 Millionen Hörer)
  5. WDR 2 (1,027 Millionen Hörer)
Media-Analyse 2013/1, Hörer je Durchschnittsstunde
Am Dienstag gibt es wieder Zeugnisse für die Radio-Macher: Dann werden die Einschaltquoten der Sender veröffentlicht, die – anders als beim Fernsehen – via Telefon von Meinungsforschern abgefragt werden. Werden Zugewinne bei den Hörern ausgewiesen, können die Stationen in den nächsten Monaten die Werbepreise anheben und somit mehr Geld verdienen. Wo sie das dann ausgeben, bleibt den Machern überlassen. In der Branche geht derzeit ein wenig die Befürchtung um, dass der klassische Moderator zu Randzeiten immer mehr an Bedeutung verliert. Gerade im Privatradio ist dieser ohnehin zum Claim-Aufsager verkommen, der meist anspruchslose Talks mit gut gelaunten Hörern führen muss. Immer öfter aber wird komplett auf eine Moderation verzichtet. Die Zahlen verschiedener kleiner Programme – JamFM - New Music Radio ist hier zum Beispiel zu nennen – zeigen, dass das ganz wunderbar funktionieren kann.

Für die Moderatoren problematisch: Zu den Randzeiten gehört bei immer mehr Stationen auch der Abend dazu. „Wir müssen dem TV-Schatten Tribut zollen“, sagt zum Beispiel Florian Wittmann, Programmdirektor des Alsterradios in Hamburg, zu Quotenmeter.de. „Die Menschen, die am Abend nicht fernsehen, sind unserer Erfahrung nach mehr an Musik interessiert“, so der Radiomacher. Nach 20.00 Uhr gibt es bei seinem Radio keine live moderierte Sendeschiene mehr, nur bei Ausnahmen (also Demos oder wichtigen Sportevents) leistet sich Alsterradio dann noch einen Moderator.

Zahlreiche Stationen, öffentlich-rechtliche wie auch private, setzen im Abendprogramm auf Musikschienen, trauen sich dort auch mal unbekannte Musik zu testen – nur die Darstellungsform ist unterschiedlich. Wie wichtig ist ein Moderator generell noch, wo doch die Station Voice inzwischen immer öfter schon die reine Songvorstellung vornimmt? Valerie Weber ist Programmchefin und Geschäftsführerin von Deutschlands größtem Radiosender, Antenne Bayern. Sie sagt: „Lebensgefährten gehören zum Mensch und echte Radio-Personalitys zu einer Radiostation. Hörer wollen auch künftig jeden Morgen von einer persönlichen, bekannten und authentischen Stimme geweckt und über den Tag begleitet werden – davon bin ich überzeugt.“

Aber auch Antenne Bayern macht in diesem Sommer einen – für einen so großen Sender durchaus bemerkenswerten – Test. Montags bis freitags läuft nach 20.00 Uhr ein neues Programm, das nicht mehr moderiert wird. Stattdessen können Hörer dort ihre Gedanken, Wünsche und Grüße durchgeben. Dazu gibt’s viel Musik. „So vielfältig wie das Leben ist, so unterschiedlich sind die Bedürfnisse der Menschen zu gewissen Tageszeiten und zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Gerade Antenne Bayern mit seiner großen Social Community und als der Nr. 1 Tagesbegleiter, will Hörern aber auch immer wieder innovative und neue Formen des Mitmachens und Mitgestaltens geben. Diesen Sommer ist es die Möglichkeit, sich frei und unbeschwert – und eben mal ohne den Filter eines Moderators – direkt in die Show reinfunken zu können. Das Interesse an derartigen interaktiven Gestaltungsmöglichkeiten und direkter Einflussnahme in den Medien steigt enorm,“ sagt Weber.

Dass ihr Sender mit dem neuen Programm den Sommer über vor allem Geld sparen will, streitet sie ab. „So sind an dieser Sommerabend-Sendung jetzt deutlich mehr Mitarbeiter „im Hintergrund“ beschäftigt, als bei einer „normalen“ Sendung mit einem ‚klassischen‘ Moderator. Mit Einsparungen hat dieses abendliche Projekt also nun wahrlich nichts zu tun, in Summe kostet dieses neue Format Antenne Bayern deutlich mehr.“ Inhaltlich ist es das Ziel, das „Wir“-Gefühl in Bayern zu stärken, erklärt sie den grundsätzlichen Gedanken hinter dem nicht-moderierten Format.

„Wer nie wagt, der nie gewinnt – also sind wir auch bereit; in solche Experimente zu investieren, um uns und die Gattung also solches weiterzuentwickeln“, sagt Weber und fügt schmunzelnd an: „Und so viel kann ich schon nach den ersten drei Wochen Startphase bis heute verraten: Es ist mehr als spannend, wofür die Hörer diese „freie Sendefläche“ genutzt und mitgestaltet haben.“ Spannend dürften vor allem die Menschen die Entwicklung betrachten, die ihre Brötchen (künftig) hinter dem Radiomikrofon verdienen.

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