Hingeschaut

Einmal Kurzstrecke Richtung Belanglosigkeit

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Im «Hunderter Bus» stellte der rbb am Dienstag eindrucksvoll unter Beweis, wie langweilig Busfahrten sein können...

Nun wird also auch schon in einem Bus getalkt! Dies oder ähnliches könnte sich der Zuschauer gedacht haben, der sich am Dienstagabend zufällig zwischen 22:15 und 22:45 Uhr zum rbb verirrte. Denn dort lief zu dieser Zeit der «Hunderter Bus», eine Mixtur aus bescheidenem Sightseeing und unspektakulärem Talk. Einen unterhaltsamen Fernsehabend konnte man hiermit sicher nicht bestreiten, doch immerhin stellte sich die Busfahrt vom Berliner Zoo zum Alexanderplatz als gute Einschlafhilfe heraus. Wer dennoch wach blieb, bekam neben ansehnlicher Impressionen der Berliner Innenstadt einen zähen, aber immerhin sympathischen Talk geboten.

Das Konzept der Sendung? Moderator Sascha Hingst lädt zwei Gäste zu einem Gespräch, das sie nach einer kurzen Begrüßung in der Linie 100, einem Doppeldeckerbus durch die deutsche Bundeshauptstadt, führen. In dieser Folge sind dies der Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, mit dem bereits nach wenigen Sekunden das Gespräch aufgenommen wird, sowie die Schauspielerin und Regisseurin Brigitte Grothum, die erst nach einigen Minuten dazustößt. Garniert wird dieses überaus unspektakuläre Geschehen mit ein paar Aufnahmen der Innenstadt, die meiste Zeit allerdings beobachtet man schlicht die kleine Runde aus den immergleichen Kameraeinstellungen.

Thematisch ist man zumindest einigermaßen breit aufgestellt, denn neben den naheliegenden Fragen über Job und Leben kommt Hingst auch auf deutlich weniger naheliegende Themen wie die Facebook-Aktivitäten seiner doch eher älteren Gäste zu sprechen. Der Moderator versteht es generell gut, das Gespräch am Leben zu erhalten, ohne sich selbst zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken. Wirklich interessant wird es allerdings erst, als die beiden Gäste über nötige Modernisierungen innerhalb der Kirche debattieren. Hier werden dann auch die Zuschauer abgeholt, die sich nicht in besonderem Maße für eine der beiden Personen interessieren.

Ansonsten jedoch bleibt es weitgehend bei dem starren Frage-Antwort-Gesprächsmuster, bei dem man das Gefühl hat, dass im Zentrum des Interesses eher Kardinal Woelki als Schauspielerin Grothum steht. Nicht nur, dass Woelki am Anfang gut fünf Minuten im Dialog mit dem Moderator steht, auch in den folgenden zwanzig Minuten sind die Redeanteile tendenziell eher zu seinen Gunsten ausgelegt. Allerdings wirken beide gleichermaßen sympathisch und verstehen sich darüber hinaus augenscheinlich gut. Mehr als Wohlfühl-Talk in einem umherfahrenden Bus darf man allerdings kaum erwarten. Warum man sich ausgerechnet in einem öffentlichen Verkehrsmittel zum Gespräch verabredet, ist nicht wirklich ersichtlich. Zwar werden einige Sehenswürdigkeiten Berlins gezeigt und thematisiert, doch die Kulisse im Bus wird kaum sinnvoll genutzt.

Insgesamt ist «Hunderter Bus» ein eher zähes Talk-Format, bei der es von großem Vorteil ist, wenn man sich zumindest für einen der beiden geladenen Gäste interessiert. Inhaltliche Substanz ist kaum vorhanden, auch wenn es Moderator Sascha Hingst gelingt, ein einigermaßen kurzweiliges Gespräch auf die Beine zu stellen. Die Bilder der Hauptstadt sind nett anzuschauen, werden allerdings zu selten und willkürlich eingestreut. Insgesamt verlaufen die 30 Minuten Sendezeit eher zäh - und mit Erkenntnissen geizt die Sendung auch sehr stark. Kurzum: Man hat nicht wirklich etwas verpasst, wenn man diese Städtetour nicht gesehen hat. Bleibt man aber doch mal hängen, muss man trotz der sehr spartanischen Optik zumindest nicht panisch die Flucht ergreifen, denn weh tut man hiermit wirklich niemandem.

Mehr zum Thema... Hunderter Bus TV-Sender rbb
Kurz-URL: qmde.de/57831
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