Dass es auch nach zehn Jahren noch Sternstunden in der Late-Night von Stefan Raab gibt, erlebte Quotenmeter.de-Redakteur Jürgen Kirsch beim Auftritt des „falschen Elton“ vor Ort.

Dabei ist es auch jene Echtheit in der Moderation von Stefan Raab, die mit zum Konzept von «TV total» gehört. Wer als Late-Night-Sendung, die die TV-Landschaft mit Videoausschnitten durch den Kakao zieht, ernst genommen werden will, darf sich nicht zu schade sein, auch über die eigenen Fehler zu lachen. „Es wäre etwas Neues, wenn ich mich auf eine Sendung vorbereite“, hat Raab schon öfters zu Protokoll gegeben. Gelegentlich muss er deshalb manche Informationen von seiner Aufnahmeleiterin Nicole erfragen oder korrigieren lassen, seine „Aufsager“ wiederholen oder aber er verspricht sich bloß. Ein gutes Beispiel: Damit «Blamieren oder Kassieren» vorbereitet werden kann, muss sich Raab mit seinem fahrbaren Tisch in Richtung Studioband bewegen. Für Aufnahmeleiterin Nicole tut er das aber zu langsam, weshalb sie ihn mit hektischen Bewegungen zu mehr Schnelligkeit auffordert. Raab springt darauf an und interagiert mit ihr vor laufender Kamera.
„Du willst erst aufbauen? Dann mach doch“, stichelte der Entertainer etwas ironisch, während Mitarbeiter im Hintergrund Tisch und Stühle für die spätere Fragerunde mit dem „falschen Elton“ aufbauen. „Das können wir doch ruhig mal zeigen“, fordert Raab. Die emsigen Brainpool-Mitarbeiter erhalten prompt einen Sonderapplaus. Diese Szenerie ist typisch für die Echtheit beim Format «TV total». Dass hinter den Kulissen viel gearbeitet wird und viele helfende Hände nötig sind, um eine solche Sendung viermal pro Woche zu stemmen, verhehlt man nicht, sondern stellt die Menschen hinter den Kulissen gelegentlich auch mal gerne für ein paar Sekunden ins Rampenlicht. „Bei uns geschieht nichts durch Geisterhand“, setzt Raab mit «TV total» auf ein ehrliches TV-Format, während er in seinen Stand-Ups aufzeigt, wie in anderen Sendungen Zuschauer für dumm verkauft werden.

Damals war Raabs Late-Night für viele junge Menschen ein Muss jede Woche. Heute ist das Zuschauerinteresse geringer geworden, denn mit der erhöhten Taktung auf viermal wöchentlich war die Sendung ein stückweit auch gewöhnlich geworden. Dass «TV total» trotzdem noch viel Neues hervorbringt, dafür ist die besuchte Aufzeichnung in Köln-Mühlheim ein Paradebeispiel gewesen. Und tatsächlich wurde durch den Sieg von Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Song Contest auch rund um «TV total» wieder ein Hype entfacht, der der Show gut tut. Ein eingespieltes Team mit nach wie vor guten Ideen steht hinter dem Format «TV total», das seit über zehn Jahren seinen festen Platz bei ProSieben gefunden hat. Nicht zu Unrecht, denn in der Tat ist die Late-Night, die Ideenschmiede von Stefan Raab, der hier gelegentlich weiter experimentiert. Auch wenn nicht jeder Gast ein Highlight ist oder mittlerweile nicht jede Sendung abräumt: Die Sternstunden im «TV total»-Studio, es gibt sie immer noch zu erleben.