Hingeschaut

Rachs Köche von der Straße

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In den nächsten Wochen betreut Christian Rach für «Rachs Restaurantschule» erneut Anfänger, jedoch nicht in ihren eigenen Läden.

Im Sommer 2010 machte Sternekoch Christian Rach keine Lokale in der Provinz unsicher, sondern engagierte zwölf Menschen, die bei ihm eine Ausbildung absolvieren sollten. Wer dies schafft, darf künftig in Rachs neuem Restaurant im Chilehaus arbeiten und längerfristig in der Hansestadt Hamburg wohnen.

Das Herzstück der Fernsehshow namens «Rachs Restaurantschule» ist zum einen der sympathische Christian Rach, der schon bei «Rach – Der Restauranttester» mit viel Geduld und seinem Charme schon totgeglaubte Restaurants aus der Misere führte. Zum anderen sind die zwölf Bewerber unverzichtbar, denn darüber sollen sich die Zuschauer unterhalten. Diese Personen könnten unterschiedlicher nicht sein: Jasmina aus Salzwedel kommt erst einmal fünf Stunden zu spät, Paul aus Köln hingegen schmiss die Schule, weil diese „nichts für ihn“ sei.

Die 20-jährige Rena aus Gelsenkirchen muss sich für «Rachs Restaurantschule» völlig umgewöhnen: Die Hartz IV-Empfängerin ist seit Jahren arbeitslos, steht erst zur Mittagszeit auf und verbringt ihren Tag mit dem Leeren ihrer Zigarettenschachtel, Fernsehen schauen und Computer spielen. Wesentlich angenehmer ist die Gesellschaft des 29-jährigen Tim aus Buxtehude. Er zockte den Staat im großen Stile ab und wanderte deshalb fast drei Jahre in den Knast. Dort absolvierte er eine Ausbildung als Koch, konnte aber aufgrund seines Lebenslaufes keine neue Arbeit finden. Bei Christian Rach versuchen er und die anderen Kandidaten ein neues Leben zu starten.

Schon in den ersten Minuten weist Christian Rach seine Jünger zurück, denn ihr Auftreten ist suboptimal. Angelika ist von Kochshows begeistert und kommt zum ersten Gespräch mit Kochjacke und Mütze. Ein anderer Bewerber erscheint in Turnschuhen und kurzer Hose. Der Sternekoch erklärt, dass kein Arbeitnehmer diese Leute engagieren würde, weil das äußerliche Erscheinungsbild schlecht gewählt sei. Seine Worte zeigen Wirkung, denn nach den ersten zwei Tagen erscheinen ausnahmslos alle in einem vernünftigen Outfit.

Die erste Sendung konzentriert sich zunächst darauf, die Kandidaten zu Fall zu bringen. Denn mitunter sind einige Personen dabei, die glauben, sie wären Starkochs. Dass diese noch nicht einmal Rührei kochen können, gibt ihnen dann doch selbst zu denken. Wiederrum alle können Weiß- von Rotwein nicht trennen, ein junger Mann verwechselte sogar Coca Cola mit Orangensaft. Rach macht wie immer gute Miene zum bösen Spiel, den zwölf Kandidaten einen Grundkurs in Sachen Kochen zu geben, wird ihm noch einige graue Haare bringen.

Aber Christian Rach will sich mit dieser Sendung im deutschen Fernsehen positiv hervorheben. Sollte das Experiment klappen, dass man Anfängern einen Job in einem Sternerestaurant gibt, dürfte seine Person noch deutlich mehr gefragt werden. Immerhin betont der Fernsehmoderator, dass er kein Freund davon sei, dass sie meisten Lehrstellen nur noch an Akademiker oder Abiturienten vergeben werden. Wer bei ihm Erfolg haben will, muss keine Gedichte interpretieren können, sondern Ehrgeiz haben und auch bereit sein, die Toiletten zu putzen.

Die Personalie Rach ist das, was sowohl private als auch öffentlich-rechtliche Fernsehstationen schon immer haben wollten. Ein sehr sympathischer und authentischer Mann, der klare Anweisungen gibt und dabei menschlich und fair bleibt. Christian Rach kann aber auch hart sein: Die Kuscheltier-Liebhaberin Angelika kochte ihm eine Fischsuppe, die er kritisch empfing. In der Küche – ohne Angelika – sagte er schließlich, er werde aufgrund des schlechten Geruchs das Essen noch nicht einmal probieren. Der 53-Jährige vermarktet sich allerdings mit dieser Sendung auch selbst: Die dutzend Kandidaten kommen zunächst ins Tafelhaus, das Vorzeigerestaurant des Sternekochs. Jeder der Teilnehmer muss ein Kochbuch lesen, das ebenfalls von Christian Rach stammt.

Aber Rach ist der Spielmacher, der sogenannte „Coach“ der Küche. Er wird in den nächsten Wochen sein zukünftiges Team zustellen stellen. «Rachs Restaurantschule» ist für die Bewerber kein leichtes Unterfangen, inzwischen ist es sogar einfacher ein eigenes Restaurant zu öffnen. Während man in Hamburg im Chilehaus ordentlich schwitzen und anpacken muss, kann jeder x-beliebige Gastwirt ein IHK-Seminar belegen und sein eigenes Restaurant eröffnen. Auch wenn man über die teils merkwürdigen Kandidaten in der Restaurantschule meckert, so ist die Realität in den Wirtshäusern nicht besser. Für Christian Rachs neue Sendung geht allerdings der Daumen nach oben, bitte in der Qualität weitermachen.

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