Interview

Christian Friedel: ‚Wichtig in diesem Jubeljahr besonders den deutschen Film zu feiern‘

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Friedel, bekannt aus der dritten «White Lotus»-Staffel und aus «Babylon Berlin», moderiert am Freitag den Deutschen Filmpreis in Berlin. Im Gespräch mit Quotenmeter erzählt Friedel über die Entwicklung des Preises.

Herr Friedel, Sie moderieren in diesem Jahr den Deutschen Filmpreis. Was hat Sie an dieser Aufgabe besonders gereizt?
Ich mag es sehr, mich neuen Herausforderungen zu stellen und ich bin neugierig, wie es ist auf so einer Bühne zu stehen und eine solche Verleihung zu moderieren.

Der Filmpreis feiert sein 75. Jubiläum. Wie wollen Sie als Moderator dieser besonderen Ausgabe eine eigene Note verleihen?
Uns ist es wichtig gerade in diesem Jubeljahr besonders den deutschen Film zu feiern. Und das werden wir mit einer sehr musikalischen Gala, die im besten Falle glamourös wird, weil sie vor allem von den verschiedenen Farben, Gewinnen und Gästen lebt. Wir werden zwar nicht die 75 Jahre in den Mittelpunkt stellen, aber man wird spüren das wir Klassik mit Moderne mischen.

Sie sind nicht nur Schauspieler, sondern auch Musiker. Können wir uns auf musikalische Überraschungen während der Show freuen?
Davon gehe ich aus, ich möchte aber noch nicht zu viel verraten. Da ich aber meine Band „Woods of Birnam“ mitbringen werde und sie die ganze Verleihung, sind musikalische Überraschungen nicht auszuschließen.

Welche Herausforderungen bringt die Moderation eines Live-Events wie des Deutschen Filmpreises mit sich?
Den richtigen Rhythmus zu finden und zu halten. Bei 19 Kategorien wird es automatisch länger dauern, aber das muss nicht langweilig sein. Eine gute Balance hinzubekommen, ist sicherlich die größte Herausforderung.

Gab es Moderatoren der vergangenen Jahre, an denen Sie sich orientieren oder von denen Sie sich inspirieren lassen?
Ich finde es gut, dass in den vergangenen Jahren so viele unterschiedliche Ansätze probiert wurden und auch von der Filmakademie und den Sendern zugelassen. Inspiriert hat mich aber vor allem das amerikanische Showgeschäft, aber auch das Theater.

Der Deutsche Filmpreis ist die wichtigste Auszeichnung für den deutschen Film. Wie schätzen Sie den aktuellen Zustand des deutschen Kinos ein?
Man sieht an diesem Jahrgang, wie stark der deutsche Film vor allem in der Welt vernetzt ist bzw. die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene intensiver geworden ist. Aber ich bin auch erstaunt, wie bunt die Filmwelt ihre Themen bespielt und wie innovativ auch teilweise experimentiert wird. Aus Deutschland kamen immer dann spannende Dynamiken, wenn man den Einheitsbrei aus Übersee satthatte. Leider besteht da noch etwas mehr Förderpotential.

Welche der nominierten Filme oder Schauspieler haben Sie persönlich besonders beeindruckt?
Das würde ich ungern eingrenzen, da ich mich diesmal viel intensiver mit den nominierten Filmen auseinandergesetzt habe und dabei so viele fantastische Ansätze kennenlernen durfte. Natürlich beeindruckt mich das Hintergrundwissen über «Die Saat des heiligen Feigenbaums» und das kann man beim Schauen dann nicht mehr wegdenken. Aber ich finde einen Abschlussfilm wie «Vena» äußerst erfrischend oder mochte «September 5» aufgrund des Perspektivwechsels. Außerdem bin ich Andreas-Dresen-Fan und mag es sehr, wie großartig die Schauspielenden in seinen Filmen aufspielen, hier nun bei «In Liebe eure Hilde». «Islands» und «Köln 75» waren für mich spannende Entdeckungen.

Sie sind selbst als Schauspieler aktiv. Wie fühlt es sich an, an diesem Abend nicht als Nominierter, sondern als Gastgeber auf der Bühne zu stehen?
Ich glaube das wird eine ganz andere Form von Aufregung, da das Publikum im Saal schon sehr speziell ist. Als Nominierter bist Du in einer seltsamen Wolke, bislang hatte ich aber immer das Gefühl, das ich da eh nicht auf die Bühne muss, da es klare Favoriten gab und so war es auch. Nun stehe ich auf der Bühne, das wird bestimmt seltsam, aber hoffentlich auch viel Spaß machen.

Inwiefern können solche großen Preisverleihungen das deutsche Kino stärken oder ihm zu mehr internationaler Sichtbarkeit verhelfen?
Vor allem wird man Filme und Filmemacher:innen entdecken können. Und das sollte das schlechte Bild oder Klischee über deutsche Filme endlich einmal begraben, denn der deutsche Film ist besser als sein Ruf in der Bevölkerung.

Was können wir von der diesjährigen Show erwarten? Gibt es besondere Momente, auf die Sie sich besonders freuen?
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es wird nicht nur musikalisch, es wird auch politisch, emotional und auf jeden Fall überraschend. Wenn es gut läuft, natürlich.

Der Filmpreis selbst läuft erst um 23.30 Uhr im ZDF. Würden Sie sich mehr Aufmerksamkeit für die Gala wünschen?
Vielleicht wollte das ZDF uns eine Art „Oscarfeeling“ schenken, da bleiben wir ja auch immer länger auf. Aber klar, würde ich so eine Show gerne zur Prime-Time sehen und nicht im Nachtprogramm.

Sie spielten neben Sandra Hüller in «The Zone of Interest» mit, der für den Europäischen Filmpreis und bei den Oscars zwei Preise gewann. Hat der Film Ihre Karriere bereichert?
Der Film hat mich nicht nur als Künstler bereichert, sondern vor allem auch als Mensch. Das sind Projekte die man sehr selten in dieser Dynamik bekommt. Ich bin Jonathan Glazer mehr als dankbar.

Sie durften bei der dritten «The White Lotus»-Staffel mitwirken. Wie hat Ihnen das Abenteuer in Thailand gefallen? Konnten Sie von den Amerikanern auch etwas in der Produktionsweise mitnehmen?
Dieses Abenteuer war ebenfalls ein Glücksfall, auch wenn ich mir als Schauspieler sicher mehr Futter gewünscht hätte. Aber Cast und Crew bei der Arbeit beobachten zu können, mit ihnen zu arbeiten an so einer großartigen Serie, das war ein Geschenk. Aber auch da wird nur mit Wasser gekocht, es gab viele Ähnlichkeiten zu Großprojekten wie «Babylon Berlin».

Sie selbst leben in Dresden. Warum haben Sie sich für die Stadt entschieden und suchen nicht den Weg nach Berlin, London oder Los Angeles?
Ich liebe die Elbe und ich mag es sehr, mich in meinen freien Tagen zurückziehen zu können. In Dresden leben auch meine Bandkollegen, die für mich wie eine zweite Familie geworden sind und ich liebe es mit ihnen Musik zu machen. So eine Verbindung zu finden ist viel wertvoller, als ein Haus in einer Großstadt, in der Du auch ganz schnell versinken kannst.

Danke für Ihre Zeit!

Das ZDF strahlt «Der Deutsche Filmpreis 2025» am Freitag, den 9. Mai 2025, ab 23.35 Uhr aus. Ab 19.00 Uhr wird die Gala in der ZDFmediathek übertragen.

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