Interview

Stefan Bühling: ‚Es ist schon beeindruckend, was die Feuerwehr da leisten‘

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Am 10. Oktober 2024 starten die neuen Geschichten von «Marie fängt Feuer». Regisseur Bühling sprach mit Quotenmeter über die Herausforderung einer Feuerwehrserie.

Hallo Herr Bühling! Waren Sie früher bei der Freiwilligen Feuerwehr?
Als Kind durfte ich mal bei einem Übungseinsatz in unserem Sportverein bei den „Löscharbeiten“ dabei sein. Obwohl ich das wirklich sehr aufregend und bewundernswert fand, hat es mich nicht zur Freiwilligen Feuerwehr gezogen. Eigentlich schade.

Seit fast acht Jahren lässt das ZDF «Marie fängt Feuer» drehen. Das ist keine normale Reihe – was muss bei der Produktion beachtet
werden?

Das besondere und auch schöne an der Reihe ist ja, dass sie Action und Emotionen zu einem für den Sendeplatz passenden Stil bündelt. Die Herausforderung bei der Inszenierung besteht dann immer darin zu schauen, dass nach den dramatischen Momenten auch wieder ein Uplifting-Moment kommt, wir uns also wieder mit Humor in die Unterhaltung begeben. Es ist immer ein Spagat, die dramatischen Momente nicht zu verraten bzw. der Ernsthaftigkeit Genüge zu tun. Da haben Eva Franz von Madefor Film und Sebastian Hünerfeld vom ZDF in der Entwicklung der Episoden schon besonders drauf geachtet. Und ich glaube, dass auch der Sendeplatzwechsel von Sonntag auf Donnerstag durchaus neue Möglichkeiten der Erzählform zulässt.

Auch in «Marie fängt Feuer» müssen die Protagonisten vor der Kamera nicht nur Feuer löschen, sondern auch die zahlreichen anderen Probleme lösen, die die Einsatzmänner und -frauen beheben müssen. Was haben Sie in dieser Staffel mitgebracht?
In der Tat brennt es in den ersten zwei Folgen wenig, das wird dann aber in Folge 3 umso größer. In den ersten beiden Folgen dieser Staffel bespielen wir zwei schwere Unfälle. Und da muss ich sagen, das ist schon beeindruckend, was die Feuerwehr da leisten und tun kann. Sei es bei der Bergung an einem Hang oder auch bei einem LKW-Unfall, bei dem das Dach „mal eben“ aufgeschnitten wird. Aber das ist natürlich nur ein Teil der Arbeit. Denn an jedem Unfall hängt auch ein persönliches Schicksal, was die Gruppe der Feuerwehr - insbesondere natürlich Marie - zu lösen hat. Das betrifft aber nicht nur die Angehörigen der Opfer, sondern auch die Einsatzmänner und -frauen. Denn was diese manchmal Schreckliches erleben, muss auch gemeinsam verarbeitet werden.

In der Auftaktepisode „Auf der Flucht“ kommt ein Transporter von der Fahrbahn ab. Was ist mit den Opfern?
Da will ich nun nicht zu viel verraten, aber nach der Rettung des Fahrers schöpfen Marie und Peter Verdacht, dass es sich um einen Flüchtlingstransporter handeln könnte. Auskunft darüber kann ihnen aber nur der Fahrer geben, der im Koma liegt.

Feuerwehrkommandantin Marie möchte in dieser Staffel Veränderungen, schließlich hat Stefan ein Kind von einer anderen Frau. Ist das in einer übersichtlichen Gemeinschaft nachvollziehbar?
Das muss natürlich jeder für sich ausmachen, wie weit man das mit sich tragen möchte. Aber der Zuschauer kann da schon gut mitgehen und -fühlen. Denn Maries Frage ist ja, welcher Schmerz mehr wiegt, der der Trennung von einer Person oder der der Betrogenen. Da spielt auch immer Schamgefühl eine Rolle. Außerdem gibt es im Fall von Marie und Stefan eine Menge privater Überschneidungen. Sie sehen sich bei der Feuerwehr oder auch bei den Eltern. Dies ist auch eine Herausforderung für die Angehörigen. Marie hat jedenfalls einige Hindernisse zu überwinden, bis sie eine Entscheidung treffen kann.

Wie bringt Feuerwehrkommandantin Marie Beruf und Familie unter einen Hut?
Das ist wie bei allen, die ihren Beruf mit einer solchen Leidenschaft und Hingabe machen, auch für Marie eine große Herausforderung. Sie stellt den Beruf und ihre Hilfsbereitschaft oftmals über das Private. Das bürgt dann viel Konfliktpotential, besonders weil sie ihre Familie auch gerne für ihre beruflichen Ideen einspannt. Das finden nicht alle gut.

Sie drehen zum Teil auch mit echten Einsatzkräften. Gibt es echte Maschinen, mit denen Sie auch gerne arbeiten?
Wir haben wirklich eine unglaublich tolle Unterstützung der Feuerwehr Murnau bekommen. Im Grunde konnten wir uns dort frei bewegen und „spielen“, wie wir wollten, außer es kam ein Einsatz rein, dann waren die Fahrzeuge plötzlich alle weg und wir mussten umdisponieren. Interessant war es, mit den Profis zu überlegen, was wir wie umsetzen können, damit die Arbeit der Feuerwehr spektakulär aussieht, und um Spannung zu erzeugen. Da war z.B. die Frage des verunglückten LKWs. Wie kann der Fahrer visuell am spannendsten gerettet werden. Mit welchen Werkzeugen. Und da ist man dann schon erstaunt, wenn plötzlich eine überdimensionale Schere ein Auto teilt. Ich müsste lügen, würde ich nicht zugeben, dass mir das auch Spaß macht.

Im vergangenen Jahr haben Sie den ZDF-Film «Weihnachtspäckchen ... haben alle zu tragen» inszeniert. Waren Sie mit dem Endergebnis zufrieden?
Der Film hat die Weihnachtszeit eingeläutet und setzt komplett auf Wohlfühlmomente. Das ist sicher etwas, was in der momentanen Weltlage immer mehr gefragt ist. Nachdem ich mit «Wenn das fünfte Lichtlein brennt» für die ARD einen sehr erfolgreichen Weihnachts-Episodenfilm gedreht hatte, musste ich schon überlegen, ob ich nochmals Lust auf einen ähnlich aufgebauten Film habe. Weihnachten ist aber einfach eine so besondere Zeit, in der neben den schönen Dingen auch allerlei emotionale Konflikte aufbrechen, dass es mich immer wieder doch da hinzieht, in diesem Setting einen Film zu drehen. Und ich glaube, die Episoden greifen auch hier gut ineinander.

Die Reichweiten waren mit 3,8 Millionen Zuschauer überschaubar. Haben Ihnen die Kollegen aus der Marktforschung mitgeteilt, ob die Klicks über die Festtage noch einmal anzogen?
Natürlich hatten wir uns hier zunächst mehr erhofft. Aber soweit ich weiß, laufen die Weihnachtsfilme im ZDF allgemein immer sehr gut in der Mediathek. Der Dezember ist so voll mit Terminen, dass es doch toll ist, wenn man sich hier den Zeitpunkt für den Wohlfühlmoment selber aussuchen kann.

Sie sind schon seit etlichen Jahren als Regisseur und waren vorher auch in anderen Positionen in der Branche tätig. Wie hat sich das Film- und Serien-Geschäft verändert?
Der Kosten- und Zeitdruck ist in den letzten Jahren gestiegen, die Drehtage haben sich immer mehr reduziert, sodass auch ein historischer Film wie «Martha Liebermann - Ein gestohlenes Leben» mit 22 Drehtagen auskommen musste. Auch bei «Marie fängt Feuer» müssen wir mit diesen Rahmenbedingungen umgehen und wollen natürlich trotzdem nicht auf Feuerwehreinsätze und der Action-Sequenzen verzichten, die größeren Aufwand bedeuten. Abgesehen von einer sorgfältigen Regievorbereitung, wird es immer wichtiger, bei der Arbeit an den Drehbüchern möglichst frühzeitig darauf zu achten, dass sie mit der Anzahl an Drehtagen kompatibel sind, sonst besteht die Kreativität mehr darin, Lösungen für eine machbare logistische Umsetzung zu finden, anstatt für Story relevante Inhalte.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Vier Folgen «Marie fängt Feuer» werden ab 10. Oktober 2024 donnerstags um 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Kurz-URL: qmde.de/155282
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