
Peter Thiel ist für viele der Inbegriff eines modernen Oligarchen: Mitbegründet hat er das Bezahlsystem PayPal, frühzeitig in Facebook investiert, Milliarden verdient – und sich gleichzeitig als konservativer Vordenker und Unterstützer von Donald Trump einen Namen gemacht. Doch hinter der Fassade eines typischen Silicon-Valley-Investors verbirgt sich weit mehr: ein politisch radikaler Vordenker, der den demokratischen Staat ablehnt, ein bekennender „Contrarian“, der sich gegen die sogenannte Political Correctness richtet – und ein Mann, der seine Macht über Geld, Technologie und Netzwerke gezielt einsetzt, um Gesellschaften zu verändern.
Die Serie besteht aus sechs etwa 30- bis 40-minütigen Episoden, die Thiels Lebensgeschichte nicht chronologisch, sondern thematisch entfalten – von seiner ideologischen Prägung bis zu seinem aktuellen Einfluss auf die amerikanische Politik und Militärtechnologie. Die Auftaktfolge stellt Thiel als Denker vor, der sich bereits an der Stanford University mit dem Label „Contrarian“ schmückte. Er entwickelte früh eine tiefsitzende Abneigung gegen gesellschaftlichen Konsens und scharte einflussreiche Gleichgesinnte um sich – den sogenannten „Thiel-Kreis“. Diese Netzwerke wurden später zum Rückgrat für sein politisches Wirken.
In „Der Tod und die Steuern“ geht es um Geld, Macht und Visionen: Thiels Mitwirkung bei der Gründung von PayPal zusammen mit Elon Musk, seine Idee, möglichst wenig Steuern zu zahlen, und sein bizarrer Traum von Unsterblichkeit. Diese Episode zeigt, wie aus dem Technikfan ein ideologisch aufgeladener Kapitalist wurde. Ein zentrales Kapitel in der dritten Folge: Der Podcast zeichnet nach, wie Thiels Denken durch extrem libertäre Autoren wie Ayn Rand und den rechtsextremen Juristen Carl Schmitt geformt wurde. Die Folge zeigt, wie ein einstiger Tech-Visionär sich immer mehr von demokratischen Prinzipien abwendet – hin zu autoritären Ideen.
Diese vierte Episode bringt ein überraschendes Popkultur-Element ins Spiel: Thiels persönliche Vendetta gegen das Promi-Portal Gawker, das er über Jahre hinweg heimlich ruinierte – mithilfe eines Wrestling-Stars. Die Folge beschreibt auch, wie Thiel 2016 aktiv in den Wahlkampf von Donald Trump eingriff. Nach dem Wahlsieg Trumps betritt Thiel die Bühne Washingtons. Er will die Bürokratie von innen heraus zerstören – mit gemischtem Erfolg. Doch seine Firma Palantir, die Datenanalyse auf höchstem Niveau betreibt, etabliert sich in sensiblen Bereichen des Verteidigungsministeriums.
Im düster-apokalyptischen Finale blickt der Podcast ins Jahr 2025: Der Staat ist unter rechten Vorzeichen umgebaut, Diversität und Wokeness gelten als Feindbilder. Thiel, der ewige Widersacher des politischen Mainstreams, scheint am Ziel – doch auch jetzt entwickelt er schon neue, radikalere Visionen.
«Die Peter Thiel Story» ist weit mehr als ein klassisches Porträt: Es ist ein akustischer Thriller über Macht und Manipulation, ein Lehrstück über den Einfluss von Tech-Oligarchen auf unsere Demokratien – und ein Weckruf. Der Podcast überzeugt mit exzellenter Recherche, dramatischem Sounddesign und einer packenden Narration, die das Leben eines Mannes zeigt, dessen Einfluss bis nach Europa reicht, dessen Visionen jedoch nicht weniger als den Untergang der liberalen Ordnung bedeuten könnten.
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