Interview

Olaf Schubert: ‚Irgendwann sterben die Eltern und dann muss man sich um den Nachlass kümmern‘

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Fast schon trocken kommentiert der Schauspieler und Komiker, wie er bei «Olaf Jagger» mit Mick Jagger verwandt sein könnte.

Die meisten kennen Olaf Schubert (55) aus dem Fernsehen. Dort ist er in der Satire-Sendung «heute-show» regelmäßig zu Gast, aber auch in Michael Bully Herbigs «LOL: Last One Laughing» war er schon mit von der Partie. Der Kabarettist aus Sachsen wurde schon mehrfach mit dem Deutschen Comedypreis und dem Deutschen Kleinkunstpreis geehrt. Im Kino war er anfangs in dem Animationsfilm «Alles steht Kopf» nur zu hören, in «Verpiss dich, Schneewittchen» und «Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück» absolvierte er Gastauftritte. Mit «Schubert in Love» kam 2016 sein erster eigener Kinofilm an der Seite von Mario Adorf. Nun ist Schubert in seinem zweiten Kinostreich zu erleben. In der Mockumentary «Olaf Jagger» kommt ihm im Verdacht, dass ausgerechnet Rolling Stones-Leadsänger Mick Jagger sein leiblicher Vater sein könnte. Wir trafen den Comedian in Berlin.

Wie muss man Sie jetzt ansprechen – Olaf Schubert oder Olaf Jagger?
Das wäre etwas zu kühn und juristisch keinesfalls formal korrekt. Mister Olaf klingt ja eigentlich auch ganz gut. Aus strategischen und familienplanerischen Gründen werde ich den Namen Schubert auch erst mal behalten.

Wie sind Sie auf die ersten Hinweise gestoßen, dass Mick Jagger eventuell Ihr Vater sein könnte?
Wie das so ist. Irgendwann sterben die Eltern und dann muss man sich um den Nachlass kümmern. Da stößt man auf allerlei Gerödel, aber in meinem Fall auch auf Tonbänder. Die haben mich dann schon verunsichert und zugleich inspiriert, mal zu gucken, was die Eltern früher so alles getrieben haben.

Ihre Mama ist gestorben, aber wie wird Ihr Vater damit fertig, dass er vielleicht gar nicht derjenige ist, der Sie gezeugt hat?
Das ist auch eine Erkenntnis des Films, nachdem ich mich mit einem Familienpsychologen getroffen hatte: Alles bleibt wie es ist, nur es kommt etwas dazu. Es wäre ja wirklich töricht, der Person, die nicht der biologische Erzeuger ist, sich aber trotzdem als Vater betätigt hat, die Reputation abzusprechen.

Wann kam der Moment für Sie, sich bei Ihren Recherchen filmen zu lassen, um daraus einen Kinofilm entstehen zu lassen?
Als Bühnenschaffender ist man es gewohnt, beobachtet zu werden, viele mögen das sogar und leben auch davon. Insofern hat sich beides schnell kombiniert.

Wie wichtig ist Ihnen Kino?
Da muss ich zu meiner Schande sagen, dass es diese Phase, viel ins Kino zu gehen, nur in meiner Kindheit gab. Man ist acht und tut schon so als wäre man 16, um die Filme zu sehen. Dann bekommt man selbst Kinder und das Kino wird unerreichbar, man glaubt, man wird nie wieder Zeit dafür haben. Irgendwann vergisst man es, und erst wenn die Kinder größer werden, wird Kino wieder interessant. Das ist jetzt die Lebensphase, in die ich gerade eintauche. Seit 1977 war ich jetzt das erste Mal wieder im Kino, zwar in meinem eigenen Film, aber es wird wieder interessant.

Erinnern Sie sich noch, als Sie das erste Mal auf Mick Jagger und den Rolling Stones aufmerksam geworden sind?
Äußerst früh durch meinen großen Bruder, der lustigerweise in einer Rolling Stones-Coverband in Dresden mitspielte. Da gab es dann wirklich den sogenannten Ost-Mick. Der konnte auch so ein bisschen singen wie Mick Jagger, hatte es aber auch nur eine halbe bis dreiviertel Stunde durchgehalten. Danach war er platt. Der ältere Bruder prägt ja oft den Musikgeschmack des jüngeren.

Gab es Rolling Stones-Platten in der DDR zu kaufen?
Es gab einige Platten in Lizenz beim DDR-Musiklabel Amiga oder man musste sich auf dem Schwarzmarkt darum kümmern oder in Ungarn, und wer Westverwandte hatte, konnte vielleicht mal eine Platte vom guten Onkel Dieter oder von der lieben Tante Erika rüber schmuggeln lassen.

Hat man auch West-Radio gehört?
Das war ja verboten. Alles, was verboten ist, wird natürlich interessant. Ich würde mal sagen, 90 Prozent der Leute haben West-Radio gehört, parallel dazu vielleicht auch noch Ost-Radio. Wäre ja auch Quatsch gewesen, das nicht zu machen.

Was ist Ihrer Meinung nach der ultimative Rolling-Stones-Song?
Ganz klassisch „Satisfaction“. Ich selbst fand den Song aber gar nicht so besonders, aber man wusste, das ist ein wichtiges Lied. Musikalisch spannender fand ich eher „Sympathy For The Devil“. Das ging mehr ab.

Wie verhielt es sich überhaupt mit Popmusik in Ihrer Kindheit?
Es gab natürlich die eigene Ost-Musik und wilde Bands in allen Genres. Aber das aus dem Westen war natürlich immer geiler, besser, bunter. Man hatte ja auch bei uns eine Antipathie für alles, was aus dem Osten kam. Eigentlich konnte man das erst im Nachhinein würdigen, und teilweise auch zurecht. Karat beispielsweise hatten schon immer einen eigenen Sound gehabt.

Sie sind ja nicht nur Comedian, sondern auch Musiker. Da ist Ihnen in dieser Hinsicht doch etwas in die Wiege gelegt worden…
Ja, wobei die Musikerkarriere erst mal vorbei ist. Die Bands, in denen ich gespielt habe, hatten sich während der Corona-Epoche mehr oder weniger aufgelöst. Die dachten sich wahrscheinlich, jetzt ging es zwei Jahre ohne, nun können wir es auch ganz sein lassen. Aber vielleicht nimmt das jetzt wieder an Fahrt auf.

Insofern, dass Auftritte zusammen mit Mick Jagger möglich wären?
Genau, jetzt wo Charlie Watts tot ist. Der Sohn von Phil Collins hat ja jetzt auch bei der Live-Tournee Schlagzeug gespielt, oder der Sohn von John Bonham von Led Zeppelin ist auch in des Vaters Fußstapfen getreten.

Wann ist Ihnen eigentlich bewusst geworden, Dass Sie Leute zum Lachen bringen können?
Relativ früh. Jeder sucht sich ja irgendwas, was ihm liegt. Der eine ist kräftig, der andere schlau oder schnell. Bei mir war relativ schnell klar, dass das das einzige Talent ist.

Und Sie haben Erfolg damit. Gibt es aber auch negative Seiten, wenn man so berühmt geworden ist?
Also für mich nicht. Es ist ja nichts Negatives, auf der Straße erkannt zu werden. Zu 93,7 Prozent empfind ich das sogar als positiv. Die anderen 6,3 Prozent sind ein bisschen Bruch, aber das hat man ja überall.

Sie wurden in Sachsen geboren, leben dort auch. Sind Sie also ein überzeugter Sachse?
Geborener Sachse, so richtig überzeugt haben mich die Sachsen nicht. Aber jetzt auch nicht die Mongolen oder Amerikaner. Also so richtig überzeugt hat mich noch niemand.

Gemeint ist natürlich, ob Sie ein stolzer Sachse sind…
Ach, Stolz. Ich lebe gern dort, das ist doch ausreichend.

Schlimm ist natürlich für Sie, dass Mick Jagger gar kein Deutsch kann und damit auch Ihre Gags nicht versteht…
Das stimmt, aber meine Frau auch nicht.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Olaf Jagger» ist im Kino zu sehen.

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