Interview

Er ist der Hausmeister in der «Läusemutter»: Tobias Van Dieken im Interview

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"Wir unterliegen jetzt halt nicht dem Quotendruck", sagt der Schauspieler über die Vorab-Veröffentlichung beim neuen Streaming-Dienst. Erst nächstes Jahr wird die Sitcom in Sat.1 zu sehen sein. Über das Casting, die Zusammenarbeit mit dem holländischen Original-Regisseur und seine kommenden ARD-Filme am Freitagabend haben wir mit Tobias van Dieken gesprochen.

Zur Person: Tobias van Dieken

  • spielt in der Joyn/Sat.1-Serie «Die Läusemutter» den ehemaligen Soldaten und jetzigen Hausmeister Volker
  • Am 13. und 20. September ist er zur Primetime im Ersten zu sehen: Er spielt eine Hauptrolle in «Väter - Allein zu Haus»
  • Im Spätherbst folgen im Ersten freitags zudem zwei Filme der Reihe «Weingut Wader», ebenfalls mit Tobias van Dieken
Herr van Dieken, Sie spielen in «Die Läusemutter» einen Hausmeister, der an den Job kommt, weil ihn die „Agentur für Arbeit“ fördert. Doch Ihre Figur erweist sich als pädagogisch geeigneter als etwa der Schulleiter. Alles in allem also ein herrlicher Charakter?
Auf jeden Fall. Für mich war diese Figur auch ein Ausgleich zu dem, was ich sonst oft spiele. Er ist ein sehr zurückhaltender Charakter, der Volker. Er lässt die Anderen auf sich zukommen und spiegelt ihr Verhalten dann für den Zuschauer. Somit ist es eine ganz ganz andere Rolle für mich. Eine Rolle, auf die ich sehr lange gewartet habe – das Casting wurde akribisch durchgeführt und dauerte über Monate. In meiner Arbeit als Volker durfte ich viel stehen lassen und die anderen Figuren kommen lassen. Für jemanden wie mich, der sonst viel am Theater unterwegs ist, eine schöne Herausforderung.

Die Serie basiert auf einem niederländischen Original – mussten Sie sich die Episoden von dort eigentlich ansehen?
Das mussten wir nicht, konnten wir aber. Ich habe einzelne Ausschnitte mit meiner Figur geschickt bekommen und habe auch mal reingeschaut. Mich hat das aber eher ein Stück weit irritiert, weil Volker hier in Deutschland schon nochmal ein bisschen anders angelegt ist. Also habe ich die Finger davon gelassen.

Jan Albert de Weerd, der Erfinder der Serie, hat auch die deutsche Version inszeniert. War die Zusammenarbeit mit ihm als Kopf hinter dem Produkt eine andere als mit „normalen Regisseuren“?
Ja, in jedem Fall. In Staffel zwei hat Erik Haffner, der u.a. auch ganz viel «Pastewka» gemacht hat, Regie geführt und da hat man dann die Unterschiede schon gespürt. Die Arbeit mit Erik war klasse, aber mit jemandem wie Aab, so nannten wir Jan Albert der Einfachheit halber, zu arbeiten, war künstlerisch eine richtig tolle Sache. Er steckt so tief in dieser Materie drin. Die Zusammenarbeit mit ihm war aber vielleicht auch ein Stück weit chaotischer. Die Niederländer sind da nicht ganz so wie wir; da ist nicht alles so ganz streng organisiert.

Alex Schubert spielt den Schulleiter, Anton P. Immelmann, der ein paar „strombergsche“ Züge hat?
Das liegt ein Stück weit im Auge des Betrachters. Während des Drehs ist mir das gar nicht so aufgefallen. Als ich die fertigen Folgen zu sehen bekommen habe, dachte ich auch kurz daran, aber er hat doch eine sehr eigene spielerische Note.

Ich denke, grundsätzlich geht es bei «Die Läusemutter» auch gar nicht so sehr darum, zwingend anders zu sein, sondern vielmehr um ein rundes und stimmiges Gesamtbild. Das ist uns aus meiner Sicht gelungen.
Schauspieler Tobias van Dieken
Die Serie ist jetzt schon bei Joyn verfügbar; läuft aber erst im Frühjahr in Sat.1. Eine komische Situation für Sie?
Für uns alle ist das ein bisschen komisch. Es ist vor allem auch schwer den Menschen klar zu machen, wo sie uns jetzt sehen können. Sie fragen immer alle: Wie? Du hast doch für Sat.1 gedreht und jetzt gibt’s das bei Joyn? Ich sehe aber viel Gutes: Joyn hat ja zum Start die neuen «Jerks»-Folgen stark beworben und zeigt mit unserer Serie, dass es im Comedy-Genre noch einmal in eine andere Richtung unterwegs ist. Und wir unterliegen jetzt halt nicht dem Quotendruck. Das Format hat Zeit, sein Publikum zu finden. Ich glaube, dass die Macher durchaus zufrieden sind. Wir haben ja zwei Staffeln am Stück produziert und die dritte ist bereits in Entwicklung. Ich denke, grundsätzlich geht es bei «Die Läusemutter» auch gar nicht so sehr darum, zwingend anders zu sein, sondern vielmehr um ein rundes und stimmiges Gesamtbild. Das ist uns aus meiner Sicht gelungen.

Im September sind Sie in «Väter – Allein zu Haus» zu sehen. Eine Thematik, die momentan den Zeitgeist trifft?
Würde ich sagen. Zunächst einmal ist es lustig. Manche Freunde von mir fragen schon, ob «Die Läusemutter» und «Väter – Allein zu Haus» etwas miteinander zu tun haben. (lacht) Nein, die «Väter»-Reihe für die ARD ist ein Projekt, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich hatte super Kollegen. Mit David Rott, Peter Lohmeyer und Tim Oliver Schultz haben wir heute noch eine sehr aktive WhatsApp-Gruppe und sehen uns häufig. Mir hat auch der inhaltlich sehr positive Umgang mit dem vielschichtigen Thema gefallen. Welche Stellung hat der Mann denn heute in unserer Gesellschaft? Was müssen Männer heute leisten? Können, sollen, dürfen sie noch Macho sein? Beschützer? Verständnisvoller Ehemann? Wenn in einer Ehe zwei Menschen zusammenleben und dann Kinder kriegen, wer steckt zurück? Die ARD-Reihe präsentiert da vier unterschiedliche Familienbilder – und erzählt verständnisvoll, kreativ, mit Liebe und ohne Lärm.

Sie haben in der letzten «Traumschiff»-Folge mit Sascha Hehn, ausgestrahlt an Neujahr 2019, mitgespielt. Jetzt übernimmt Florian Silbereisen das Ruder. Packt er’s?
Ich kann mir das gut vorstellen. Er passt sicher super zu dem Format. Ich habe natürlich keinen Einblick in die aktuelle Produktion. Ich kann Ihnen sagen, dass ich Sascha Hehn am Set unserer Folge sehr geschätzt habe. Ich habe auch Respekt vor seiner Entscheidung, beim «Traumschiff» aufzuhören. Und natürlich bin ich gespannt, wie sich Florian Silbereisen schlägt. Aber er steht und stand auch schon so oft vor der Kamera, dass ich mir eigentlich überhaupt keine Sorgen mache.

Danke für das Gespräch.

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