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85 Jahre Donald Duck (Teil I): Vom frischen, frechen Wind zur Nummer eins

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Donald Duck, der bekannteste Erpel der Film- und Comicwelt, wird 85 Jahre alt. In einer dreiteiligen Serie blickt Quotenmeter.de auf einige Stationen in seiner Geschichte. Teil eins widmet sich den Personen, die ihn anfangs geformt haben.

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Die Zeitungscomics, das oft übersehene Fundament


Donald-Cartoons, die eine Oscar-Nominierung erhalten haben

  • «Good Scouts» (von 1938)
  • «Truant Officer Donald» (von 1941)
  • «The New Spirit» (von 1942)
  • «Der Fuehrer's Face» (von 1943, wurde prämiert)
  • «Donald's Crime» (von 1945)
  • «Chip an' Dale» (von 1947)
  • «Tea for Two Hundred» (von 1948)
  • «Toy Tinkers» (von 1949)
  • «Rugged Bear» (von 1953)
  • «No Hunting» (von 1955)
  • «Donald in Mathmagic Land» (von 1959)
Wie bereits erwähnt, wurde Donalds Aufstieg von der Nebenfigur in Micky-Maus-Cartoons zum selbstständigen Star vom selben Weg in der Welt der Zeitungscomics flankiert. Donalds Zeitungscomics mit solch einer beiläufigen Nennung abzuspeisen, mag keine Seltenheit sein – aber sie wird der Bedeutung dieser Comicstrips nicht gerecht. Denn genauso, wie die frühen Cartoons die Figur geformt haben, die wir noch heute kennen, und ihre große Beliebtheit ermöglichten, haben auch die Zeitungscomics einen großen Beitrag geleistet, Donalds Welt aufzubauen und sein "Überholmanöver" im Wettstreit mit Mickys Popularität voranzutreiben.

Die treibenden Kräfte diesbezüglich waren Zeichner Charles Alfred Taliaferro, genannt Al Taliaferro, und Texter Robert Louis Karp, genannt Bob Karp. Im Tandem arbeiteten sie, beginnend in 1938, 31 Jahre lang an den Tagesstrips und Sonntagscomics rund um Donald Duck. Mit einschlagendem Erfolg: Über 240 Zeitungen in den Staaten und zahlreiche Publikationen in anderen Ländern druckten die Strips zum Höhepunkt ihrer Beliebtheit ab, laut einer Disney-Werbeanzeige aus den späten 50er-Jahren erreichten sie rund 28 Millionen Menschen allein in den USA.

Obwohl es sich dabei stets um kurze Gaggeschichten handelte, machten sie diverse wiederkehrende Elemente von Donald-Duck-Geschichten, sei es in Comics oder Cartoons, erst populär. Da wären Donalds steter Geldmangel, der gerade in den 30er und 40er-Jahren zweifelsohne sein Scherflein dazu beigetragen haben dürfte, dass Donald für viele Erwachsene zu einer Identifikationsfigur wurde, sein chronisches Unglück, das so in den frühen Cartoons nicht wirklich zur Geltung kam, sowie seine Neigung dazu, Anderen Streiche zu spielen. Darüber hinaus erdeten die Zeitungscomics die Figur, wurde in ihnen doch sukzessive aus dem Erpel, der mit Micky und Goofy herumblödelt, ein Familienmensch mit eigenen vier Wänden, der sich unentwegt den Tücken des Alltags stellen muss.

Taliaferro war es auch, der die Idee dazu hatte, Donald drei Neffen zu geben, die ihm das Leben zur Hölle machen. Die Trickstudios übernahmen diese Idee, ihr Cartoon-Debüt sollten sie jedoch ein halbes Jahr nach ihrem ersten Comicauftritt am 17. Oktober 1937 feiern. Geschrieben wurde ihr Zeitungsdebüt noch von Comictexter Ted Osborne, der kurz darauf dazu umsattelte, Cartoons zu schreiben.

Taliaferro, dieses Mal zusammen mit Karp, führte danach auch Donalds verfressenen Vetter Franz Gans ein, der ebenfalls einige Monate später einen Cartoon-Auftritt spendiert bekommen sollte, sowie Dorette "Oma" Duck. Inspiriert wurde sie von Taliaferros Schwiegermutter, die ständig einen Dutt getragen hat und auf einer Farm lebte. Die Zusammenführung der Figuren Franz Gans und Oma Duck als Knecht und Bauernhofbetreiberin sollte jedoch erst später folgen.

Über Bob Karp lässt sich derweil die Brücke zu zwei weiteren Künstlern schlagen, die Donald entscheidend geprägt haben: Karp wirkte an «Donald Duck finds Pirate Gold!» mit, dem ersten langen amerikanischen Donald-Comic. Bis dahin hatte Donald nur in Kurzgeschichten sowie in italienischen Lizenzcomics die Hauptrolle inne. Der Comic ist eine Adaption eines fallengelassenen Zeichentrickfilms namens «Morgan's Ghost». Es wurde 1939 als gemeinsames Abenteuer für Micky, Donald und Goofy entwickelt, doch aufgrund des Zweiten Weltkrieges mussten die Disney-Studios ihre Ressourcen stark fokussiert einsetzen. Comic-Lizenznehmer Dell Comics erhielt jedoch die Genehmigung, im Disney-Archiv nach verworfenem Material zu schauen, das sich als Inspirationsquelle für einen Comic nutzen ließe. Die Wahl fiel auf den Cartoon «Morgan's Ghost», da Herausgeber Oskar Lebeck ihn als perfektes Material für eine reine Donald-Geschichte erachtete.

Als Zeichner für den Comic wurden John Frederick Hannah, genannt Jack Hannah, und Carl Barks ausgewählt. Hannah, der bis 1937 als Cartoon-Zeichner tätig war und daraufhin in die Storyabteilung wechselte und dort unter anderem am Cartoon-Debüt von Donalds Neffen mitwirkte, sollte nach «Donald Duck finds Pirate Gold!» nur noch wenige Comics zeichnen, ehe er sich wieder Cartoons widmete. Von 1944 an inszenierte Hannah annähernd 100 Kurzfilme, darunter vornehmlich Donald-Cartoons, sowie später auch einige Segmente für Walt Disneys Fernsehshows. Barks wiederum begann als Cartoon-Zeichner, wechselte rasch in die Story-Abteilung, wo er sich vor allem Gags für Donald-Cartoons ausdachte, und sollte letztlich als Comic-Zeichner und -Autor unter anderem Gustav Gans, die Panzerknacker, Daniel Düsentrieb, MacMoneysac, Gundel Gaukeley und Dagobert Duck erfinden …

Im nächsten Teil unserer Donald-Duck-Jubiläumsreihe geht es unter anderem um Donald Duck an der Front ...

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