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Nach BR-Entscheidung: Schieflage im Radio?

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Der BR wird die Frequenzen von BR Klassik und dem Jugendprogramm Puls tauschen. Daran stören sich inzwischen nicht nur die privaten Sender.

Über BR Puls

  • Nachfolger von on3-Radio. Gestartet am 15. Mai 2013
  • Live-Programm werktags von 7 bis Mitternacht
  • Moderatoren: Christina Wolf, Ariane Alter, Ann-Kathrin Mittelstrass, Christoph Lindemann (auch Musikchef), Daniel Köhler, Fumiko Lipp, Jenny Gärtner, Hardy Röde u.a.
  • Programmchef: Thomas Müller
  • Das sagt Puls über sich selbst: "Puls ist das junge Programm des Bayerischen Rundfunks. Und zwar in echt. Die Musik bei Puls haut gleichermaßen voll drauf wie daneben, glüht vor und randaliert, rummst und gstanzlt. Puls holt alle an den Regler, die auf dem Smartphone "Daumen hoch" und "Daumen runter" machen können. Puls schielt auf die Wahlurne, schleicht in die Moschee und lupft die Bettdecke." Eigenen Angaben zufolge kommen 20% der gespielten Songs von Bands aus Bayern.
Mächtig viel Wirbel gab es in den vergangenen Tagen um einen Entschluss des Rundfunkrats des Bayerischen Rundfunks, der sich dafür aussprach, dass der erst kürzlich gestartete Jugendsender Puls ab 2018 über UKW-Welle verbreitet werden soll. Ab dann soll der Jugendsender die Frequenzen von Bayern Klassik bekommen. Nicht nur private Radioanbieter in Bayern, allen voran Antenne Bayern, hatten massive Bedenken ob dieses Schrittes geäußert. Puls sendet aktuell ausschließlich im Digitalradio und im Web – wird also ab 2018 zwangsläufig viel mehr Menschen im Freistaat erreichen als bisher. Das ist ein Kompromiss – zur Debatte stand ein solcher Wechsel auch schon 2016.

Aber auch Anhänger von klassischer Musik sind ob der Entscheidung, dass BR Klassik dann auf DAB+ und somit ins digitale Gebiet ausweichen muss, alles andere als erfreut. Zwar verspricht der Rundfunkrat den Schritt mit einer umfangreichen Informations- und Werbekampagne vorbereiten zu wollen, so „dass die größtmögliche Zahl der BR-Klassik-Hörer bis zu diesem Zeitpunkt ausreichend über die Umstellung informiert und in der Lage ist, den Wechsel mitzugehen“, jedoch dürfte klar sein, dass das Programm dann zahlreiche Hörer verlieren wird. Zudem will der Bayerische Rundfunk seine Bemühungen in die Richtung intensivieren, dass gemeinsam mit der Automobilindustrie eine bessere DAB+-Geräteausstattung in Autos erreicht wird. Hierbei soll auch die Ministerpräsidentenkonferenz entsprechend eingebunden werden. Zudem solle auf Bayern 2 vermehrt Crosspromotion für den Klassik-Kanal gefahren werden.

Widerstand gibt es trotzdem en Masse. Vergangenen Freitag äußerte sich der Präsident der Bayerischen Landesmedienanstalt, Siegfried Schneider. Er sagte: "Der Beschluss des Rundfunkrats für eine Umsetzung des Frequenzwechsels 2018 ohne konkrete Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Marktdurchdringung von DAB-Geräten und die tatsächliche Nutzung von DAB-Programmen ändert nichts an der von der BLM und den privaten Anbietern kritisierten Ausgangslage. Dieser Entscheidung verstärkt die Schieflage im dualen System und gefährdet die Existenz lokaler Hörfunkanbieter."

Ein zweischneides Schwert

Natürlich schmeckt es Antenne Bayern und zahlreichen anderen, kleinen Radiosendern im Freistaat nicht, dass der BR ab 2018 mit Puls (trotz einer Ausrichtung abseits des Mainstream) auf junge Hörer zielen wird. Dennoch ist genau dieser Schritt zu begrüßen - und zwar nicht nur, weil Konkurrenz das Geschäft belebt. Ein hoher Anteil an hochwertigen Wortbeiträgen (!) ist wichtig für die Bildung der Menschen und genau daran haperte es in den vergangenen Jahren im privaten Radio doch gewaltig. Puls wird an diesem Umstand etwas ändern - und vielleicht sehen sich Sender wie Antenne Bayern oder andere dann ja auch gezwungen, auf den ein oder anderen Schwachsinns-Beitrag mit der Länge von 1:30 zu verzichten und stattdessen auf wirkliche und seriöse Information zu setzen. Anbieter wie die Antenne sind deshalb vielleicht nur auf den ersten Blick ein Verlierer, der Hörer an sich ist aber auf jeden Fall auf der Gewinner-Seite.
Kommentar von Manuel Weis
Der BR wiegelt genau das ab, betont, dass das Programmprofil von Puls nicht kommerziell sei, einen hohen Wortanteil habe und musikalisch sich nicht an Chartmusik orientiere. BR-Intendant Ulrich Wilhelm zeigte sich ob der getroffenen Entscheidung mehr als zufrieden. „Die heutige Entscheidung unterstreicht das Bewusstsein aller Beteiligten, dass es um die Zukunftsfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Hörfunks in Bayern geht – auf technischer Seite, in finanzieller Hinsicht und auch in Bezug auf unser junges Publikum“, so der BR-Chef. Nicht zuletzt erfülle der BR laut Wilhelm damit den verfassungsrechtlichen Auftrag, Programme für die gesamte Bevölkerung und alle Altersgruppen anzubieten. „Mit dem weiteren Ausbau von DAB+ erhalten die Hörerinnen und Hörer in Bayern auf viele Jahre ein äußerst verlässliches, leistungsfähiges und bezahlbares Digitalradio-Netz – für den Empfang öffentlich-rechtlicher wie privater Radioprogramme. Unsere gemeinsame Aufgabe besteht nun darin, den Übergangszeitraum zu gestalten und den Hörerinnen und Hörern einen reibungslosen Umstieg zu ermöglichen.“

Dr. Lorenz Wolf, Vorsitzender des BR-Rundfunkrats sprach derweil von einem schwierigen und langwierigen Entscheidungsprozess, an dessen Ende ein Ergebnis stünde, mit dem der BR dem Generationenabriss entgegenwirke und wird seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag gerecht werde. „Es ist wichtig, die bereits jetzt hoch digitalisierte Hörerschaft von BR-Klassik mitzunehmen in die digitale Zukunft des Antennenradios DAB+ – und ihr viele Vorteile und einen qualitativen Mehrwert zu bieten", so Wolf.

Am Dienstag wird die neue Radio-Media-Analyse veröffentlicht. Die Radio-Quoten erscheinen zwei Mal im Jahr und gehen den Sendern morgens um neun Uhr zu. Quotenmeter.de wird auch in diesem Jahr wieder ausführlich auf mehreren Sonderseiten über alle Ergebnisse berichten.

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