Die Kritiker

«Hi-Hi-History»

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Am Sonntag stellt sich der Gewinner des letztjährigen Viewers Contest dem TV-Lab-Publikum. Julian Miller hat die Produktion vorab gesehen.

Hinter den Kulissen

  • Produktion: strandgutmedia
  • Regie: Moritz Dirks und Manuel Gaubner
  • Drehbuch: Marco Müller
  • Kamera: Oliver Lechner und Fabian Uhlmann
  • Produzenten: Nicole Leonhardt und Nora Edel
„Ohne Hitler keine Quote.“ Der «Hi-Hi-History» kann das scheißegal sein. Die lineare Quote bewegt sich bei ZDFneo ohnehin zumeist am unteren Ende des Messbaren. Entscheidend ist die Relevanz – und das gewisse Etwas hinsichtlich der Mischung aus Innovation, Wahnsinn und Konventionsverachtung, um die Stimmen der TVLab-Nerds zu bekommen.

Selbstreflexiv ist man schon mal wie Sau. Man macht nicht nur keinen Hehl daraus, dass man in jedem Sketch sieht, mit welch geringen finanziellen Mitteln hier operiert werden muss – man macht dies zu einem Dreh- und Angelpunkt des Konzepts und zum Aufhänger der Metaebene.

Göttlich etwa die Szene, in der die fiktive Jungschauspielerin Hannelore (wundervoll ironisch inszeniert von Lore Richter) einen Saunasketch als Cleopatra spielt und sich dabei ausziehen soll. „Keine Titten, keine Quote“, sagt ihr Kollege Maximilian. „Is' euch das Koks ausgegangen? Hat das Berghain noch zu?“, schreit sie das, nun ja, lüsterne Produktionsteam an, bevor sie wutentbrannt – und nackt – vom Set stapft.

Sehr gelungen ist auch der Eröffnungsgag, in dem Hitler seiner Sekretärin im Führerbunker sein Testament diktieren will, gerade noch zum „Sein oder Nicht sein“ ansetzen kann, bevor die Stagehands hereinplatzen und das Set abtransportieren. „Wird von «ZDF History» gebraucht. Anweisung von oben.“ Und ab diesem Punkt ist «Hi-Hi-History», bis auf ein paar Metaseitenhiebe, auch garantiert hitlerfrei.

Trotz einer treffsicheren «Markus Lanz»-Parodie, gelungener Mediensatire anhand von Issos Keilerei und launiger Bumper, in denen berühmte Tote ihre Hände aus ihren Gräbern strecken und, wenn sie etwa Conrad Duden heißen, ihren falsch geschriebenen Vornamen korrigieren, funktionieren nicht alle Sketche: Wenn Lanz(elot) mit Mahatma Gandhi kocht oder der Laugh-Track in einer eher semi-lustigen mittelalterlichen Folterszene persifliert wird, verliert die «Hi-Hi-History» leider schnell ihr Hi-Hi.

Es ist jedoch vor allem die Mediensatire, die für einen Piloten schon relativ gut sitzt. Und auch die Selbstironie, die sich das ZDF hier traut (oder zumindest durchgehen lässt) ist schon beachtlich.

Am Schluss steht jedoch die Frage, ob dieses Konzept über mehrere Folgen tragen könnte. Allwöchentliche Markus-Lanz-Parodien dieses Kalibers würden sich zumindest schnell totlaufen. Beim Rest, so clever viele der Ideen auch sein mögen, sieht es ähnlich aus. Da sollte die Devise gelten: Lieber einmal von Herzen gelacht, als zehnmal müde geschmunzelt.

ZDFneo zeigt «Hi-Hi-History» im Rahmen des TV Labs am Sonntag, den 25. August um 21.45 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/65687
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