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«ZDFzoom»: Jünger, aktueller, näher

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Mit dem neuen Format spricht das ZDF nicht nur jüngere Zuschauer an, sondern ordnet auch sein Programm neu. Quotenmeter.de war bei der Präsentation in Berlin dabei. Dort kündigte Chefredakteur Frey mit «ZDFzeit» auch ein weiteres Konzept an.

„Näher herangehen an die Themen“, dies verspricht das ZDF mit seinem neuen Doku-Format «ZDFzoom», das am Donnerstag von ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey und Redaktionsleiter Christian Dezer im Berliner Hauptstadtstudio vorgestellt wurde. Künftig werden darin die investigativen Dokumentationen des Senders, die bisher auf den unterschiedlichsten Sendeplätzen liefen, unter einer einheitlichen Marke und auf einem einheitlichen Programmplatz gebündelt.

Große Hoffnungen und edle Ziele


Mit großen Erwartungen wird die Reihe am 11. Mai um 22.45 Uhr auf Sendung gehen, denn die Neueinführung sei nicht nur ein „publizistisches Statement“, sondern auch als Schaufenster für „selbstgemachten Journalismus“ zu verstehen. Gleichzeitig wäre das Format von der Flexibilität der Laufzeiten so konzipiert, dass internationale Kooperationsmöglichkeiten bestünden. ZDF-Chefredakteur Frey erwarte von dem neuen Format zudem mehr Tiefe, als dies in den bisherigen Magazinen möglich ist, bei einem gleichzeitigen aktuellen Bezug. Gegenwärtige Großereignisse sollen darin so schnell wie möglich aber trotzdem fundiert, behandelt werden. Es muss sich zeigen, wie die Redaktion diesen Spagat meistern wird.

Neu ist dabei die Tatsache, dass der Sendeplatz nun nicht mehr wie bisher üblich nach Ressorts besetzt wird, sondern mehr vom Format herangegangen werden soll. Künftig müssen also die In-, Auslands- oder Politikredaktionen nicht mehr eine bestimmte Anzahl an Beiträgen abliefern, sondern der jeweils kompetenteste Autor wird sich dem entsprechenden Thema widmen. Hier sieht Frey neben der zuständigen Redaktion auch die ZDF-Korrespondenten im In- und Ausland in der Verantwortung. Zudem könne er sich eine Einbindung von hauseigenen Köpfen wie Claus Kleber oder Marietta Slmoka vorstellen.

Neue Wege und frische Optik


Die jeweiligen Autoren der Filme sollen dabei regelmäßig im Bild zu sehen sein, jedoch, wie Redaktionsleiter Christian Dezer ausdrücklich betont, dabei nicht die Funktion eines Hosts oder Erklärer wie in Magazinen haben. Vielmehr sollen sie den Zuschauer an die Hand nehmen, um ihn durch die Ereignisse führen zu können. Das Thema und die jeweiligen Protagonisten würden dennoch im Mittelpunkt stehen. Orientiert habe man sich dabei an ausländischen Vorbildern, bei denen diese Präsentation geläufiger sei. Dabei wolle man etwas frecher als die BBC, aber zurückhaltender als die skandinavischen Kollegen sein.

Abgesehen von den sichtbaren Autoren will man auch optisch neue Wege bestreiten und die Inhalte dadurch lebendiger gestalten. Dazu würden die Dokumentationen mit anderen Kameras und in einem filmischen Look von jungen und kreativen Kameraleuten und Cuttern produziert werden. Zusätzlich sollen vor allem integrierte 3D-Grafiken die Beiträge veredeln. Statistische Angaben würden so beispielsweise nicht wie bisher üblich als Bildtrenner, sondern direkt in die laufenden Bilder eingefügt werden. Dadurch könne der Zuschauer der Geschichte besser folgen. In den gezeigten Beispielen wirkten diese Einblendungen tatsächlich innovativ und dynamischer. Vor allem die „Bauchbinden“, welche die Sprecher vorstellten, fielen positiv auf, lenkten aber in einigen Fällen durch eine permanente Bewegung zu sehr ab. Problematisch scheint bei der integrierten Darstellung zu sein, dass kaum Raum für komplizierte Grafiken zur Verfügung steht. Komplexe Zusammenhänge werden sich auf diese Weise nur schwer darstellen lassen.

Die Macher von «ZDFzoom» erhoffen sich durch diese Stilmittel mehr an die Sehgewohnheiten der jüngeren Zuschauer annähern zu können. Vor diesem Hintergrund versteht Frey die neue Reihe auch als Teil der fortwährenden Verjüngungskur des Senders. Bedauerlich ist es jedoch, dass trotz einzelner Raffinessen das Format im Einheitsdesign des Kanals untergeht und sich nur in einigen Nuancen von anderen Sendungen abheben kann. Damit fügt es sich zwar gut ins Gesamtbild ein, hat es aber umso schwerer sich als junges und innovatives Konzept von anderen Programmen zu unterscheiden und sich als eigene Marke zu etablieren.

Das erweist sich als umso schwieriger, wenn man sich die abstrakten Titel der ersten geplanten Ausgaben anschaut. Titel wie «Tatort Urlaubsparadies», «Hilfe, ich bin nackt!» oder «Das Recht des Stärkeren» erinnern eher an Boulevardbeiträge der Privatsender und lassen nicht direkt erkennen, welches gesellschaftlich relevante Thema sich dahinter verbirgt. Dies soll laut Dezer allerdings stets zu Beginn jeder Ausgabe durch eine eindeutig formulierte Eingangsfrage geklärt werden, die dabei direkt aus dem Erfahrungshorizont der Zuschauer kommen soll. Denkbar wären beispielsweise Fragen wie „Warum ist mein Sprit so teuer?“ oder „Wieso bekomme ich als Kassenpatient keinen Arzttermin?“. Anhand solcher konkreter Fragen, die sich die Zuschauer selbst stellen würden, soll im Laufe der Dokumentation ein Gesamtüberblick geschaffen werden.

Es bleibt dabei zu hoffen, dass die allgemeinen Titel ein Einschalten nicht von vornherein verhindern und die Zuschauer damit gar nicht erst zur zentralen Frage vorstoßen können. Bei einer anvisierten Resonanz von knapp zwei Millionen Zuschauern scheint es zudem schwierig, sich auf die Erlebniswelt aller Menschen einstellen zu können, ohne die Inhalte auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner und damit auf Stereotypen zu verkürzen. Hier muss die Redaktion viel Fingerspitzengefühl beweisen, um sich von Ratgeber- oder Wissensmagazinen wie «Galileo» abheben zu können und bei der Suche nach einer vermeintlich gemeinsamen Zuschauerperspektive den Blick für Besonderheiten nicht zu verlieren.

Neue Programmstrukturen und Kooperationen


In den Augen von Peter Frey (Foto) ist «ZDFzoom» das „journalistische Kernstück“ einer kompletten Programmreform des Senders, denn das Format soll die neue Informationsschiene am Mittwochabend in der „zweiten Primetime“ komplettieren, die sich vom «heute journal» über das vorverlegte «auslandsjournal» bis zu «ZDFzoom» erstreckt. Als großer Gewinner darf sich daher auch das «auslandsjournal» fühlen, dass künftig eine halbe Stunde früher auf Sendung gehen und direkt im Lead-Out des „heute journals“ auf mehr Zuschauer hoffen darf. Entsprechend freudig zeigte sich Redaktionsleiter Robert Bachem bei der Präsentation, der nun nach der „wechselvollen Sendegeschichte einen sehr guten Platz“ bekommen habe. Verlierer sind hingegen nicht nur das Magazin «Abenteuer Wissen», das bisher auf dem neuen Sendeplatz des «auslandsjournals» lief und nun eingestellt wird, sondern auch die Reihe «ZDF.reporter». Von letzterem habe man sich, wie Frey betonte, schmerzlich getrennt, allerdings sei ein Großteil der Redaktion zu «ZDFzoom» gewechselt und würde dort weiterarbeiten können.

Darüber hinaus soll «ZDFzoom» auch stark mit dem Magazin «Frontal 21» am Dienstagabend verbunden werden, bei dem ein Thema bereits magazinisch aufbereitet werden könnte, um dann am Mittwochabend vertieft zu werden. Christian Dezer hob dabei hervor, dass bei der Produktion einer Dokumentation, ein Magazin-Beitrag fast nebenbei mit abfallen könnte. Angesichts dieser Äußerung besteht die Gefahr, dass die Verknüpfung dem Zuschauer tatsächlich keinen Mehrwert bietet, sondern innerhalb von «Frontal 21» lediglich eine komprimierte Fassung der Dokumentation als Programmteaser auftauchen wird, wie es bereits in den Magazinen der Privatsender gängige Praxis ist.

Zudem soll das neue Projekt den ZDFinfokanal stärken, der im September überarbeitet wird. Dort soll die Reihe, sofern dies die Aktualität der jeweiligen Ausgabe zulässt, bereits am Dienstagabend zur Hauptsendezeit seine Vorpremiere feiern. Zusätzlich werden die Beiträge in der Mediathek abgelegt, wo sich bereits frühere Dokumentationen mit bis zu 300.000 Klicks innerhalb weniger Tage großer Beliebtheit erfreut hätten.

«ZDFzeit»: Ein weiterer Neuzugang


Mithilfe von «ZDFzoom» soll auch ein weiterer Schritt zum informativen „Dreiklang“ des Senders geschaffen werden. Frey erhoffe sich künftig mit der «ZDF.reportage» am Sonntag, der Dokureihe «ZDFzoom» und der neuen, noch zu etablierenden Reihe «ZDFzeit» besondere Geschehnisse ausführlich beleuchten zu können. Künftig soll nämlich auch der Dienstagabend einheitlich unter dem Label «ZDFzeit» bespielt werden und sich den „großen Stoffen mit langem Atem widmen“. Anders als bei «ZDFzoom», bei dem man nah an das Geschehnis herangehen will, sollen die Vorgänge in «ZDFzeit» aus einer „Vogelperspektive“ beleuchtet werden. Aktuell arbeite man noch am genaueren Konzept dazu. Aufgrund der langen Vorlaufzeiten für die einzelnen Produktionen werden erste Ergebnisse erst zu Beginn des nächsten Jahres sichtbar sein. Dann soll auch die Marke offiziell eingeführt werden.

Ist diese etabliert, könnten die drei Sendungen regelmäßig zusammenspielen. Die «ZDF.reportage» soll dabei sehr zeitnah einzelne Schicksale nachzeichnen, während «ZDFzoom» etwa drei Wochen später im Stil einer Doku aufklären soll, wie es zu diesem Ereignis kommen konnte. «ZDFzeit» könne dann zum ersten Jahrestag des Geschehens eine minutiöse Nachbildung der Ereignisse liefern.

Neue Probleme


Doch dies ist zunächst noch Zukunftsmusik, denn «ZDFzoom» wird sich zunächst allein beweisen müssen. Als Resonanz erwartet Frey Werte, „mit denen man aufrecht durchs Land gehen kann“. Als Richtwert nannte er einen Gesamtmarktanteil von acht Prozent. Der Audienceflow am Mittwochabend wird bei der Erreichung des Ziels genauso hilfreich sein wie der regelmäßige Sendeplatz. Probleme sind jedoch bereits schon vor dem Start vorprogrammiert. Wenn ab dem kommenden Jahr die Übertragung der «Champions League» am Mittwochabend in der Regel bis 23.00 Uhr laufen wird, müsse es laut Frey zu Abwägungen kommen, was gezeigt werden könne. Von geplanten 44 Ausgaben im ersten Jahr, hofft er im Folgejahr dennoch mehr als 30 zeigen zu können.

Insgesamt hat sich das ZDF mit seiner neuen Doku-Reihe ambitionierte Ziele gesteckt, die wenn sie denn erfüllt werden können, das deutsche Fernsehen tatsächlich bereichern würden. Die Hauptschwierigkeit wird darin bestehen, diese selbst gestellten Anforderungen konsequent weiterzuverfolgen, denn schon oft wurden an anderer Stelle inhaltliche und optisch innovative Konzepte präsentiert, die diese Ansprüche eben nicht dauerhaft halten konnten. Die Verlockung mittelfristig in einen gängigen, weil weniger mühevollen, traditionellen Stil zu verfallen, ist offenbar zu groß. Gleichzeitig muss die Redaktion verhindern, sich zu sehr den privaten Konkurrenten anzunähern und die Themen aus Rücksicht auf die vermeintlich überforderten Zuschauer allzu stark zu vereinfachen. Wenn den Machern diese Gratwanderung gelingt, kann «ZDFzoom» künftig viel bewegen. Der Wille scheint dafür vorhanden zu sein und auch die Weichen wurden in die richtige Richtung gestellt, um künftig näher an relevante Themen heran kommen zu können.

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