Interview

Judith Neumann zur Bergwerk-Jobwahl: ‚Damals gab es nun mal diesen Beruf‘

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Das Erste strahlt den neuen Märchen-Film «Die verkaufte Prinzessin» am ersten Weihnachtsfeiertag aus. Quotenmeter sprach mit Neumann über Weihnachten und Bühnenerfahrung.

Hallo Frau Neumann. Was werden Sie am ersten Weihnachtsfeiertag zwischen 15.30 und 16.30 Uhr unternehmen?
Ich werde mit meiner Familie mit Plätzchen und Glühwein neben wohlig eingeheiztem Kamin, nachdem wir hoffentlich die vollgeschneiten Berge runtergerollt und wieder hoch gestapft sind, vorm Fernseher sitzen und uns mein herbstliches Märchen anschauen.

Das Erste strahlt zwischen den Märchenfilmen «Dornröschen» (13.35 Uhr) und «Frau Holle» (14.35 Uhr) sowie «Sissi» (16.35 Uhr) ihren Spielfilm «Die verkaufte Prinzessin» aus. Glauben Sie, Das Erste einen guten Sendetermin wählte?
Ich finde das passt wunderbar rein. Das sind alles Märchen mit Frauen in den Hauptrollen. Es ist eine Ehre neben alt bekannten Klassikern unser etwas anderes, neues Märchen laufen zu haben. Außerdem ist es eine super Sendezeit, Groß und Klein sitzen gemeinsam zuhause und können sich unser Märchen anschauen - für alle ist was dabei, die altbekannten Märchen und was Neues.

Der Bayerische Rundfunk ließ das Märchen im Herbst 2022 in Südtirol verfilmen. Wie waren die Dreharbeiten?
Großartig. Ich war jeden Tag erneut entzückt von dieser tollen Landschaft, wir haben teilweise sehr weit oben gedreht und hatten größtenteils hervorragendes Wetter. Ich konnte in den wenigen Drehpausen immer mal den ein oder anderen Abstecher machen. Außerdem schmeckte der Wein in der Gegend köstlich.

Im Mittelpunkt von «Die verkaufte Prinzessin» steht die junge Melisa, die wir ihr Großvater in einem Bergwerk arbeiten möchte. Das ist doch ein ungewöhnlicher Berufswunsch?
Vielleicht im ersten Moment, ja. Unser Märchen ist der Welt des 19. Jahrhunderts und somit den damaligen Begebenheiten angepasst, auch wenn es schlussendlich eine Fantasiewelt ist, von der wir erzählen. Damals gab es nun mal diesen Beruf. Heute viel weniger. Auch wenn ich nicht die Drehbuchautorin des Stoffes bin, kann ich doch behaupten, dass es uns darum ging, Melisa einen Wunsch nach einem Beruf zu geben, der sonst üblicherweise größtenteils von Männern ausgeführt wird. Und wir wollen erzählen, dass es keine Ausnahme sein sollte, dass jedes Geschlecht problemlos jeden Beruf ergreifen kann. Sondern, dass jeder alles darf und dieser Film könnte bei diesem Thema inspirieren. In einer Fiktion, die heute spielt, würde man eher von dem Berufswunsch nach den Berufen wie zum Beispiel Pilotin, Bundeswehrsoldatin, Kraftfahrzeugmechatronikerin o.ä. sprechen, in denen es immer noch kaum Frauen gibt. Ich finde es wichtig über Chancengleichheit zu erzählen, weil wir selbst in Deutschland immer noch keine ausreichende Gleichstellung der Frau haben. Durchschnittlich verdienen Männer immer noch deutlich mehr, haben mehr Chancen, Frauen bekommen die schlechtere Rente, leisten mehr Fürsorgearbeit usw.

In diesem Märchen werden die jungen Zuschauer mit Täuschung, Heuchelei und Erbe tangiert. Sind das Themen, die nie aus der Mode kommen?
Wenn man sich anschaut, was auf unserer Welt so los ist, dann leider nicht. Umso besser, dass wir im Film ein paar Lösungen anbieten oder zeigen wie man damit umgehen könnte. Diesen Themen sollte man sich durchaus stellen.

Sie sammelten schon früh Bühnen-Erfahrung und spielten in Peter Pan mit. Wann ging Ihre Theaterzeit los?
So richtig intensiv ging das los ab der 8. Klasse, da habe ich regelmäßig verschiedene Stücke in der Theater-AG gespielt, selbst Stücke mit Freunden erarbeitet, mein mündliches Abitur in darstellendem Spiel gemacht und ein kurzes eigenes Stück dazu auch selbst geschrieben und aufgeführt. Dann machte ich eine Regie Hospitanz am Mannheimer Nationaltheater und nachdem ich ein Jahr in Brasilien in einem Kindergarten arbeitete fing ich an in München zu studieren. Und was natürlich auch ganz wichtig war: ich bin regelmäßig Theater gucken gegangen. Ich hatte ein Abo im Nationaltheater Mannheim und im Pfalzbau in Ludwigshafen, wo Gastspiele aus dem gesamten deutschsprachigen Raum immer noch stattfinden.

Sie gingen auf das Moll-Gymnasium in Mannheim. Sind Sie es leid, dass Ihre Heimat immer mit dem Thema Katzenberger/Iris Klein und den Benz-Baracken assoziiert wird?
Ich werde eher auf die Söhne Mannheims angesprochen. Ich sehe das Ganze aber nicht so streng. Daniela finde ich sympathisch, sie kommt aber aus Ludwigshafen, der Nachbarstadt. Iris Klein kenne ich gar nicht. Wenn ich über Mannheim rede, dann erzähle ich oft von dem Jazzfestival, dem Theater, der Popakademie, den Filmfestivals und den vielen anderen kulturellen Möglichkeiten, die mich in meiner Jugend sehr geprägt haben. Klar, Mannheim ist erst auf den zweiten Blick schön und so muss man sich in Mannheim auch erst mal auf Schatzsuche begeben. Mannheim hält nämlich unheimlich viele Schätze bereit, z.B. eine interessante Drag-Szene, viele Konzerte, ist super weltoffen und hat viel Grün zu bieten. Außerdem ist der Dialekt herzerwärmend! Es gibt den Spruch: „In Mannheim weint man zweimal, einmal wenn man kommt und einmal wenn man geht!“. (lacht) Das lass ich mal so stehen.

Apropos Heimat: Hatten Sie in diesem Jahr die Gelegenheit die Bundesgartenschau in Mannheim zu besuchen?
Ja, ich war dort und habe mir höchstpersönlich von meiner Mutter, die leidenschaftliche Hobbygärtnerin ist, eine Führung geben lassen. Sie war Gästeführerin und hat dieses Jahr viele Gruppen über die BUGA geführt. Umso schöner für mich, denn ich habe eine private Führung bekommen und weiß bestens Bescheid. Mir hat das gut gefallen. Vor allem der Nachhaltigkeitsgedanke, der hier besonders gut umgesetzt wurde.

Sie spielen in der vierten Staffel von «Charite» eine Rolle, die im Frühjahr im Ersten startet. Dürfen Sie schon etwas diesbezüglich verraten?
Ich kann verraten, dass diese Staffel im Jahre 2049 spielt und super spannend wird. Ich habe selbst schon die Hälfte sehen dürfen und bin von der Regie und allen Spielenden sehr begeistert. Ich kann es sehr empfehlen und freue mich, wenn die Staffel rauskommt.

Sie sind auch als Sprecherin aktiv. Wie bringen Sie Ihre vielen Engagements unter einen Hut? Dadurch, dass das alles so großen Spaß macht, ist das erfüllend und die Frage stellt sich mir gar nicht. Im Gegenteil. Das darf gerne alles noch mehr werden. 😀

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Die verkaufte Prinzessin» läuft am 25. Dezember 2023 um 15.30 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/147530
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