Die Kritiker

«Mankells Wallander: Rache»

von

Story


Nachdem sich Kommissar Kurt Wallander seinen Lebenstraum verwirklicht hat und nun stolzer Besitzer eines Hauses am Meer ist, wird seine Geburtstagsfeier durch einen dorfweiten Stromausfall gestört. Ein Sprengstoffanschlag auf das Elektrizitätswerk war die Ursache. Die Stromversorgung im Dorf Ystad in der schwedischen Landschaftsidylle ist vorerst lahmlegt. Kaltblütig wird kurz darauf der unter Personenschutz stehende Gemeindedirektor Eric Wester in seinem Haus erschossen. Als Schirmherr einer umstrittenen Ausstellung von Mohammed-Karikaturen, die in Ystad für Tumulte sorgt, erhielt Wester pausenlos Drohanrufe und musste mehrmals die Telefonnummer ändern. Die Presse spekuliert über einen Zusammenhang zwischen der Ausstellung und der Bluttat.

Kommissar Wallander hält sich bei diesen Spekulationen zurück. Zwei weitere Morde an einer Sekretärin vom Arbeitsamt und einer Krankenschwester, beide nach demselben Muster ausgeführt, passen nicht ins Schema. Nachdem kurz hintereinander drei Autobomben detonieren, wird der Ausnahmezustand verhängt. Soldaten marschieren auf, um die öffentlichen Einrichtungen zu schützen. Doch es gibt Anzeichen, dass das Militär selbst in die Mord- und Anschlagserie verwickelt sein könnte. Als die Verteidigungsministerin in Ystad eintrifft, um die Bewohner mittels einer öffentlichen Ansprache zu beruhigen, ahnt sie nicht, in welcher Lebensgefahr sie schwebt.

Darsteller


Krister Henriksson («Dr. Glas») ist Kurt Wallander
Lena Endre («Vergebung») ist Katarina Ahlsell
Stina Ekblad («Det enda Rationella») ist Karin Linder
Mats Bergman («Labyrint») ist Nyberg
Douglas Johansson ist Martinsson
Nina Zanjani («Farsan») ist Isabell
Sverrir Gudnason («Original») ist Pontus
Fredrik Gunnarson («Kommissar Wallander») ist Svartman
Marianne Mörck («Hot Dog») ist Ebba

Kritik


Von dieser schwedischen Produktion kann sich der deutsche Krimi ruhig eine gute Scheibe abschneiden. Denn im Prinzip bietet er all das, was der deutsche Krimi-Fan sehen möchte. Eine malerische Landschaft in Schweden, Spannung, die auch vor dem Bildschirm spürbar ist und dazu eine Story, die sich gewaschen hat. Auch die Figur des Hauptkommissars ist eine gute Besetzung, denn durch das überzeugende Schauspiel des Schweden Krister Henriksson lässt er den Zuschauer direkt an seinen Ermittlungen teilhaben. So bleibt auch das Krimi-Rätsel lange ungelöst, da es von den Tätern kaum Spuren gibt, die Bedrohung aber immer größer wird. «Mankells Wallander: Rache» überzeugt als ausgesprochen guter Krimi-Streifen vor allem durch drei Dinge: Eine atmosphärische Kulisse, eine gute Geschichte, die auch vor politischen Themen nicht zurück schreckt, und spannenden Szenen.

Dank des Drehorts in der idyllischen, südschwedischen Landschaft bietet sich eine atmosphärische Kulisse, die vornehmlich dann passt, wenn zu Beginn des Films die ruhige von Natur umgebene Dorfgemeinde durch eine Explosion gestört wird. Ferner dient der landschaftliche Hintergrund als Kontrastmittel zu den Anschlägen, dem Chaos und der Angst, die plötzlich in dem kleinen Dorf am Meer herrschen. Insofern ist es für den Film von Vorteil, dass diese Unterschiede – die schöne Naturwelt auf der einen Seite, die aufgewühlte Dorfbevölkerung auf der anderen Seite – so herausgestrichen werden. Denn die dadurch entstehende Atmosphäre untermalt die Geschichte des Krimis zusätzlich.

Nach der Originalvorlage des schwedischen Bestseller-Autors Hennig Mankell entstand das Drehbuch von Hans Rosenfeldt. Darin enthalten ist eine gute Story, die maßgeblich zum Gelingen des Films beiträgt. Thematisch bewegt man sich hier auch teilweise auf politischer Ebene, geht es doch um Fragen nach der Notwendigkeit des Militärs sowie dessen Einsatz und Methoden. Aber auch die thematisierten Mohammed-Karikaturen sind Teil des öffentlichen, politischen Diskurses gewesen und finden ihren Platz im Film. Letztlich sind es auch politisch bewegte Motive, die anscheinend die Täter zu ihren Taten verleitet haben. Die brutalen Morde stehen im Fokus der in sich schlüssigen Geschichte. Nicht einmal oder zweimal wurde auf die jeweiligen Opfer geschossen, sondern gleich 17-mal. Das zeugt von kaltblütiger Rache, die sich hier offenbart. Aufgrund dessen nimmt «Mankells Wallander» sich dieser in der ersten von 13 weiteren Folgen an.

Die Ermittlungen von Kommissar Wallander verlaufen dabei zunächst erfolglos und schleppend. Der Zuschauer fühlt mit, erlebt diese Ratlosigkeit und verspürt ein Mitgefühl für die Menschen in dem kleinen schwedischen Dorf, die fortan in Angst leben. Lobenswert sind auch so manche Dialoge, die innerhalb der Story einen Mehrwert bieten. Denn oftmals ist es doch so, dass wenn die Ermittler im Dunkeln tappen, auch die Gespräche mit den verschiedensten Charakteren in Langeweile enden. Bei «Mankells Wallander» ist dies anders: Hier geht man stattdessen philosophisch angehauchten Fragen oder eben jenen politischen Themen nach. Ein deutliches Plus.

Doch Leerlauf gibt es nicht. Die Spannung bricht zu keinem Zeitpunkt ab, ist bis zum Schluss im gleichem Maße vorhanden. Das ist vor allem der Inszenierung von Regisseurin Charlotte Brändström zu verdanken, die mit Gefühl den Zuschauer an die Geschichte heranführt und ihn dann daran teilhaben lässt. Explodierende Autobomben, Schusswechsel und blutige Morde reichen vollkommen aus, um ein Szenario zu kreieren, das es schafft die Balance zwischen Action und tiefgründiger Geschichte zu halten. Die Actionszenen sind nicht gerade zimperlich – brutal wie die Morde, so hat man es auch hier geschafft den Nervenkitzel beim Zuschauer zu forcieren. Gute Kameraeinstellungen, für die Alexander Gruszynski verantwortlich zeichnet, sind hier ebenfalls zu beobachten. Denn nicht nur die Bilder von der malerischen Naturlandschaft verblüffen, sondern auch die verschiedenen, dramaturgisch gut gewählten Perspektiven, die die Kamera zeigt und damit mit zum Spannungserhalt beiträgt. Ein kleines Manko gibt es dann doch noch: Die Hintergrundmusik, arrangiert von Fläskkvartetten, ist nicht immer passend. Oft kommt sie ziemlich aufbrausend daher. Für das Aufrechterhalten der Spannung ist sie jedoch wie oben beschrieben nicht zwingend notwendig.

Das Ende ist im Stile eines Geiseldramas gut gemacht, doch bleiben sozialkritische wie auch politische Fragen, die in dieser Zeitspanne des Films angesprochen werden, teils unbeantwortet. Insgesamt ist «Mankells Wallander: Rache» zu empfehlen. Eine gute Mischung aus Spannung, Action und ordentlicher Story ist im Gesamtpaket geschnürt. Sieht man über die kleinen Mängel der schwedischen Produktion hinweg, so erlebt man als Zuschauer einen Krimi-Film, wie man ihn sich auch aus deutschen Produktionshäusern wünscht.

Das Erste zeigt «Mankells Wallander: Rache» am Sonntag, den 4. April 2010 um 21.45 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/41125
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