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Adieu, Grimme Preis

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Einst war es eine Ehre den Grimme Preis zu bekommen. Heutzutage kann mit etwas Glück fast jeder Möchtegern diesen Preis erhalten. Manuel Weis kommentiert die diesjährigen Nominierungen.

Geschmäcker sind unterschiedlich. Das ist gut so. Wäre das nicht so, dann wäre ein Jeder in Heidi Klum verliebt, würde Mercedes fahren und samstags „Stern des Südens“ gröhlen. Geschmäcker sind auch beim Fernsehprogramm verschieden: Manche mögen das Dschungel-Camp, andere sehen zu dieser Zeit lieber die «Tagesthemen» - oder sie interessieren sich für Beides.

Es gibt aber Institutionen und Auszeichnungen, die sich auf die Kappe geschrieben haben, Qualität auszuzeichnen und zu unterstützen. Der Adolf Grimme-Preis, seines Zeichens eine Auszeichung für Fernsehformate, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Produktionen und Leistungen „die die spezifischen Möglichkeiten des Mediums Fernsehen auf hervorragende Weise nutzen und nach Inhalt und Methode Vorbild für die Fernsehpraxis sein können“ zu ehren.



Und deshalb war bis vor einiger Zeit auch jeder, der einen solchen Preis gewann recht stolz darauf. Wer den Grimme-Preis in seinem Schrank stehen hat, der gehörte zur Fernsehelite. Bald wird das vermutlich aber nicht mehr so sein. Bereits in vergangenen Jahren war die Liste der Nominierten etwas seltsam, 2007 gewann beispielsweise die wenig besondere ProSieben-Sendung «Extreme Activity» eine solche Auszeichnung.

2009 schlägt die Jury dem Fass aber den Boden aus. Nominiert ist unter anderem das Proleten-Format «Die Ludolfs». Diese Sendung tut vielleicht alles im Fernsehen – aber sie nutzt das Medium ganz sicherlich nicht auf hervorragende Art und Weise und ist sicherlich kein Vorbild. In keiner Weise. Und dann wäre da noch «Dr. Molly und Karl» nominiert - «Dr. Molly und Karl» war die dummdreiste Kopie von «Dr. House» in schlechtem Set mit größtenteils miesen Darstellern – und somit ebenfalls in keiner Weise Vorbild für irgendetwas.

Dass die Jury solche Patzer macht, ist gleich doppelt schade: Zum einen schlagen sich fachkundige Beobachter an den Kopf, zum anderen stößt man auch verdiente Nominierte vor gleichen: Kaum zu glauben, dass sich «Mogadischu» oder «Unterwegs nach woanders» freuen mit Trash-Fernsehen von DMAX in einem Atemzug genannt zu werden. Das hat dann auch nur noch ganz wenig mit Geschmack zu tun.

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