Popcorn & Rollenwechsel

CMH – Dubbed

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In Gedenken an «Peter Hase 2», der kürzlich von Ende März auf August verschoben wurde, blicken wir auf Christoph Maria Herbsts Schaffen als Film-Synchronsprecher zurück. Wann war er am besten?

In der Welt der "Promisynchros" ist Christoph Maria Herbst ein gefragter Name: Vier Jahre nach Beginn seiner kultigen Erfolgsserie «Stromberg» nahm es seinen Anfang. Seither kommen Verleiher öfters auf die Idee, ihn in deutschen Synchronfassungen internationaler Filme zu besetzen – in der Hoffnung, die Filme somit fürs Publikum interessanter zu machen. Es folgt eine höchst subjektive Rangliste seiner Langfilm-Synchroneinsätze bei fremdsprachigen Produktionen – von määh bis yeah.

#9 «Die Sch'tis in Paris - Eine Familie auf Abwegen»
Dieser Film des Regisseurs, Drehbuchs und Schauspielers Dany Boon war von Anfang an zum Scheitern verurteilt – jedenfalls in Deutschland. Während in Frankreich über 40 Millionen Euro eingefahren wurden, blieb hierzulande das Interesse an dem losen Spin-Off von «Willkommen bei den Sch'tis» denkbar niedrig. Zehn Jahre nach dem Original war der Gag der schräg sprechenden Provinzler einfach durch – und der war hierzulande schon beim ersten Mal nicht wirklich lustig. Daran kann auch Herbst nichts drehen.

#8 «Willkommen bei den Sch'tis»
«Willkommen bei den Sch'tis» konnte außerhalb Frankreichs einfach nie wirklich gut sein. Wer nicht ausreichend der französischen Sprache mächtig ist und die lokalen Provinzklischees nicht sonderlich gut kennt, hat die Wahl zwischen einer trockenen, witzlosen Untertitel-Fassung oder einer sich in großen Freiheiten übenden Blödelsynchro. Man muss die Verantwortlichen für ihre Bemühungen respektieren, dennoch ist die Synchronfassung von «Willkommen bei den Sch'tis» zu cartoonesk, sehr eigen abgemischt und arg übertrieben. Verwunderlich, wie der Film 2008 hierzulande auf 2,3 Millionen Ticketverkäufe kam …

#7 «Rumba»
Wahrscheinlich der unbekannteste Film auf dieser Liste: In dieser belgisch-französischen Komödie von 2008 geht es um ein harmonisches Lehrer-Pärchen, das durch die Leidenschaft zum Rumba-Tanz vereint ist. Doch als Fiona und Dom einen Unfall haben, verändert sich ihr Leben massiv. Ein solider, nicht zu origineller Film mit einer soliden Synchro – weiß der Geier, wie man damals Herbst für dieses Projekt bekommen hat und wieso es nicht stärker beworben wurde.

#6 «Horton hört ein Hu!»
Schon wieder ein Film aus dem Jahr 2008 – es war wirklich das Jahr der Herbst-Synchro! Im Original spricht Jim Carrey den exzentrischen, liebenswürdigen und nachdenklichen Elefanten und Lehrer Horton. In der deutschen Fassung spricht Christoph Maria Herbst den Titelhelden. Beide spielen hier ein wenig gegen ihre Standardrollen an – und ich muss sagen: Ich kaufe es Herbst eine Prise mehr ab.

#5 «Emoji – Der Film»
Der Film ist grottig, doch wenn wir uns nur Herbsts Performance anhören, muss ich sagen: Seine amüsierte "In welchem Schrott spiele ich nur mit? Egal, ich hab Spaß hinter dem Mikro!"-Performance ist lustig. Sie ist gar mit Abstand das Beste am Film – und ohne jede Frage besser als James Cordens Leistung im Original.

#4 «Mister Link - Ein fellig verrücktes Abenteuer»
Wer hätte je gedacht, dass Hugh Jackman mal von Christoph Maria Herbst synchronisiert wird? Nun gut, es ist nur in einem Animationsfilm, in dem Hugh Jackman den schnöseligen, aber wohlmeinenden Abenteurer, Forscher und Entdecker Sir Lionel Frost gesprochen hat. Trotzdem ist es eine ungewöhnliche Kombination – aber Herbst macht sich hier gut in seiner womöglich sanftmütigsten, gesittetsten Synchronrolle. Anders als etwa bei «Emoji – Der Film» verbessert er das Original nicht, aber das liegt halt auch daran, dass «Mister Link» als ambitionierte Laika-Produktion auf einem deutlich höheren Niveau spielt.

#3 «Angry Birds – Der Film» und «Angry Birds 2 – Der Film»
Jason Sudeikis ist ein fähiger Comedy-Schauspieler – mit seiner Mischung aus Frechdachs und Jedermann wertet er Filme wie «Kill the Boss» und «Wir sind die Millers» (der einen absurd hohen Rewatch-Faktor hat) auf. Doch als einzelgängerischer Wutvogel Red ist Jason Sudeikis unauffällig, passabel. Christoph Maria Herbst hingegen kann souverän auf seine Stärken zurückgreifen: Mit leicht selbstironischen Anflügen in der Stimme und punktgenauen Schwankungen zwischen Frustration, Überheblichkeit und Sarkasmus ulkt er sich süffisant durch diese Filme und verbessert somit gekonnt ihren Dialoghumor.

#2 «Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf»
Die ersten beiden abendfüllenden «Schlümpfe»-Kinofilme aus dem Hause Sony Pictures waren kreative Reinfälle. Doch der komplett computeranimierte, mit einer flott-cartoonesken Ästhetik versehene dritte Film, «Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf», ist eine vergnügliche, farbenfrohe, erfrischende kleine Produktion. Und eine, die Christoph Maria Herbst eine Steilvorlage liefert: Er synchronisiert in der deutschen Fassung den im Original von Rainn Wilson gesprochenen, schusseligen und auf alberne Weise boshaften Zauberer Gargamel – und zwar mit herrlichem Spielgenuss.

#1 «Peter Hase»
Noch einmal hat sich Christoph Maria Herbst hinter das Mikro begeben, um sein Timbre gegen das James Cordens auszutauschen. Und was für ein Gewinn das ist! Denn die 2018 veröffentlichte Familienkomödie «Peter Hase» ist die unerwartete, überraschend gelungene Mischung aus «Paddington» und «Deadpool», von der wohl niemand wusste, dass die Filmwelt sie braucht. Will Glucks Verfilmung der beliebten Beatrix-Potter-Geschichten hat ein kuschelig-großes Herz und den wilden, selbstironischen, die vierte Wand durchbrechenden, Genrekonventionen kommentierenden Humor von «Deadpool» (gedrosselt auf FSK-0-Niveau, selbstredend). Das ist im Original schon super, aber Cordens Sprecherleistung ist ein müder Schatten dessen, wie kongenial Herbst diese Balance trifft. Sein Peter Hase ist frech, wild, überheblich und dennoch fürsorglich und verletzlich. Auf dass Teil zwei uns alle im August umhaut!

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Nr27
13.03.2020 20:00 Uhr 1
Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß Herbst und das ganze Synchronteam bei den "Sch'tis" generell sehr viel Lob für seine Synchronarbeit erhielt, sowohl in den Medien (zumindest denen, die ich damals konsumiert habe) als auch vom Publikum. Und mir hat sie ebenfalls gut gefallen, wobei ich mangels Französisch-Kenntnissen natürlich keinen direkten Vergleich zum Original ziehen kann.
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