Die Kritiker

«Andere Eltern»: Wie gut ist Staffel zwei?

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Die Chaos-Kita ist zurück: «Andere Eltern» zeigt in Staffel zwei wieder einmal die urkomischen Leiden junger Eltern und einer kürzlich gegründeten Kita.

Cast und Crew

  • Regie und Idee: Lutz Heineking, jr.
  • Cast: Lavinia Wilson, Jasin Challah, Johanna Gastdorf, Henny Reents, Rebecca Lina, Serkan Kaya, Maike Jüttendonk, Nadja Becker, Sebastian Schwarz, Daniel Zillmann
  • Executive Producer: Hannes Heyelmann, Anke Greifeneder, Marco Gilles
  • Writing Team: Sönke Anresen, Sebastian Züger, Tatjana Scheel, Ron Markus
Im März 2019 startete TNT Comedy seine Eigenproduktion «Andere Eltern», eine herrliche Mockumentary über verpeilte Elternpaare, die überhaupt nicht zusammenpassen und dennoch gemeinschaftlich eine Kita gründen wollen. Die Chaos-Eltern melden sich nun in einer zweiten Staffel zurück. Erneut werden sie von Dokumentarfilmerin Ini (Johanna Gastdorf) und ihrem Team mit der Kamera begleitet. Zum Start der Staffel sind die Eltern völlig jeck: Mitten in den Kölner Karnevalstätigkeiten setzen bei der schüchternen, sarkastischen Anita (Nadja Becker) die Wehen ein, so dass der gesamte Haufen an Kita-Troublemakern ins Krankenhaus eilt. Darunter natürlich auch Anitas Partner, der gehässige und alles andere als weltoffene Lars (Sebastian Schwarz), und Malte (Daniel Zillmann), der biologische Vater des Kindes.

Ini wird daraufhin nicht nur einfangen können, wie Anita schnell dem Muttersein überdrüssig wird und wie Malte und Lars mit ihren unterschiedlichen Ansichten immer wieder kollidieren. Sie bekommt auch vor die Kamera, wie Yaa (Rebecca Lina) die Trennung von Björn (Serka Kaya) in ihren Backvideos verarbeitet, Björn oberpeinliche Dates hat, Malte versucht, sich als "Lady Gaga der Kinderpopmusik" zu etablieren, die Erzieherin Paula (Maike Jüttendonk) viel mehr schultert, als ihr gut tut, wie Nike (Henny Reents) Malte zu managen versucht und wie Nina (Lavinia Wilson) diesen Haufen Dickköpfe zusammenzuhalten will – während sie an ihrem Chaoten von Partner (Jasin Challah als Jannos) verzweifelt.

Die zweite Staffel von «Andere Eltern» kommt gemächlicher aus dem Startblock als die erste: Auch wenn sich die verschiedenen Elternpaare immer wieder kabbeln und necken (vor allem Lars lässt keine Gelegenheit für Seitenhiebe und Schläge unterhalb der Gürtellinie aus), haben sie sich seit Serienbeginn doch zu sehr aneinander gewöhnt, als dass es so turbulent weiterginge wie es einst angefangen hat. Dass die «Andere Eltern»-Autorinnen und -Autoren das berücksichtigen, ist zwar insofern löblich, als dass es von der Ambition zeugt, eine kohärente Figurenzeichnung bieten zu wollen.

Doch da die so entstehende Leerstelle nicht durch neue Elemente geschlossen wird, sinkt somit die Gagfrequenz in «Andere Eltern». Da gleichzeitig die dramatischeren Anflüge, die in der ersten Staffel gelegentlich aufkamen, weitestgehend über Bord geworfen werden, wirken die ersten Folgen der neuen «Andere Eltern»-Staffel etwas flüchtig und unausgegoren – jedenfalls im direkten Vergleich zwischen den beiden Staffeln.

Denn für sich betrachtet ist «Andere Eltern» noch immer eine sehr spaßige, zügig erzählte Serie: Der gesamte Cast beherrscht die Kunst der beiläufigen Pointen, seien es Wortwitze, selbstentlarvende Kommentare oder freudsche Versprecher, die sich schmissig aus den Gesprächen und Monologen der Figuren ergeben. Neben Zillmann in der Rolle des Maltes, der sich als Sänger in Karriereprobleme manövriert, weil eine ihm wichtige Textzeile massiv missverstanden wird, sticht in dieser Staffel vor allem Maike Jüttendonk («Harter Brocken: Der Geheimcode», «World of Wolfram») besonders heraus.

Als Erzieherin Paula hat sie in der Kita eine Sonderstellung. Während sie in Staffel eins, in der vornehmlich der Planungsprozess für eine neue Kita gezeigt wurde, eine von vielen Planenden war, ist Paula nun eine Art "Kontrollinstanz": Während die Eltern mit einer zum Wohl ihrer Kinder und mit Beziehungs-Ego-Gründen verbogenen Meinung an Kita-Fragen herantreten, ist Paula schnurstracks-geradeheraus und unbedarft – was für kölsche Verbal-Bonmots sorgt. Lavinia Wilson, die zusammen mit Zillmann das glänzende Highlight der ersten Staffel war, macht in den neuen Folgen zwar weiterhin eine gute Figur, jedoch kommt ihre Rolle der widersprüchlich tickenden Nina schlicht weniger zu Geltung.

Das Glanzstück sind immer die quirligen Seitenhiebe auf aktuelle Situationen – sei es eine sehr lange (sehr absurde Früchte tragende) Diskussion über Kostümetikette oder ein Gespräch mit zwei Einwanderern aus Syrien, die einen Kita-Platz haben wollen und von den Eltern passiv-aggressiv mit ihren Vorurteilen überschüttet werden. In diesen Szenen kann der Cast sein komödiantisches Talent schmissig ausspielen.

Fazit: Im Vergleich zur ersten Staffel ging etwas Glanz und Witz verloren, dennoch bleibt «Andere Eltern» eine sehr spaßige Mockumentary.

«Andere Eltern» ist ab dem 10. März 2020 immer dienstags um 20.15 Uhr auf TNT Comedy zu sehen.

Der Presse wurden vorab vier Episoden zur Verfügung gestellt.

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